Linz: Ordensfrauen im Einsatz gegen Menschenhandel
Mit einer Benefizmatinee im Linzer Musiktheater wurde am Sonntag zum einen für die Opfer von Menschenhandel gesammelt und zum anderen auf das immer noch bestehende Tabuthema aufmerksam gemacht. Geladen hatten die Initiative "Aktiv gegen Menschenhandel - aktiv für Menschenwürde in OÖ" der Salvatorianerin Maria Schlackl und das Linzer Landestheater. Prominentester virtueller Gast war Bundespräsident Alexander Van der Bellen, der in einem eingespielten Grußwort die Initiative der Ordensfrau würdigte.
Das große, unsichtbare Geschäft mit der Ware Mensch sei Realität, wies Van der Bellen hin - eine Realität, an die man sich niemals gewöhnen dürfe: "Sonst kann es jenes Österreich, jenes Europa, das wir alle wollen, nicht geben: wo die Menschenrechte für alle gelten und wo die Menschenwürde unantastbar ist." Jene, die sich so wie Sr. Schlackl engagieren, "wissen, dass es schwierig ist, den Opfern eine Stimme zu geben, ihnen zu helfen, ein freies, würdevolles Leben zu führen", sagte der Bundespräsident. Menschen wie Sr. Schlackl "erleben mit ihrem humanitären Engagement Zustimmung und Dankbarkeit, aber auch Widerspruch im öffentlichen Diskurs, sogar Kritik. Und trotzdem tun sie es." Dafür wolle er ihnen Respekt zollen und Danke sagen, so Van der Bellen.
Schwester Maria Schlackl gehört dem Orden der Salvatorianerinnen an und hat 2014 die Initiative "Aktiv gegen Menschenhandel - aktiv für Menschenwürde in OÖ" gegründet, die gegen Gewalt gegenüber Frauen, Zwangsprostitution und Menschenhandel kämpft. Mit ihrem Engagement unterstützen Schlackl und ihr Team sowie andere Ordensfrauen aus unterschiedlichen Gemeinschaften den Verein "Solwodi" (Solidarity with women in distress - Solidarität mit Frauen in Not), der 1985 in Kenia gegründet wurde und seit 2012 u.a. auch in Österreich aktiv ist.
Der Verein hilft betroffenen Frauen durch Beratung, Begleitung und Schutz - etwa durch anonyme Schutzwohnungen. Dazu kommt Bewusstseinsbildung u.a. mit Veranstaltungen wie der Benefizmatinee. Die Arbeit des Vereins wird ausschließlich durch Spenden finanziert.
Ausstiegshilfen für Betroffene
Sr. Schlackl betonte in ihren Begrüßungsworten, es brauche die Vernetzung im Engagement für ein würdevolles Menschsein, "für eine Gesellschaft, in der Frauen und Kinder nicht zur Ware degradiert und in der Sexbranche missbraucht werden dürfen". Schlackl forderte Aufklärung und Bewusstseinsbildung schon in den Schulen, aber auch Ausstiegshilfen und Perspektiven in Form von Alternativen für Frauen, die in Zwangsprostitution festgehalten und ausgebeutet werden. In anderen EU-Staaten werde all dies bereits realisiert bzw. diskutiert.
Schlackl: "Leid und Traumata der Betroffenen sind unbeschreiblich - und der Einstieg in ein würdevolles Leben gestaltet sich hürdenreich. Viele dieser betroffenen Frauen sind hier in Österreich, weil sie betrogen wurden und Menschenhändler weltweit Milliarden verdienen. An das Geschäft mit der Ware Mensch dürfen wir uns nicht gewöhnen - wir, das sind Kirche, Verantwortungsträger des öffentlichen Lebens, letztlich die gesamte Gesellschaft."
Neben einem bunten künstlerischen Programm nahm u.a. auch der Linzer Bischof Manfred Scheuer im Rahmen einer Gesprächsrunde zum Thema Stellung: "Hinter dem Menschenhandel stehen konkrete Gesichter, Geschichten, Schicksale, die unverwechselbar sind. Damit ist konkretes Leid, konkrete Entwürdigung und auch Entrechtung verbunden", so Scheuer wörtlich. Dies alles gelte es medial und politisch zu benennen. Dazu bekannten sich u.a. auch die OÖ-Soziallandesrätin Birgit Gerstorfer und der evangelische Superintendent Gerold Lehner.
(Infos und die Benefizmatinee zum "Nachsehen": www.salvatorianerinnen.at)
Quelle: kathpress