Bischof bei "Marsch fürs Leben": Verbot von Sterbehilfe beibehalten
Die Beibehaltung des gesetzlichen Verbots zur Tötung auf Verlangen und zur Beihilfe zum Suizid fordert der emeritierte St. Pöltner Bischof Klaus Küng. Es gebe keinen Grund diesbezüglich in Österreich etwas zu verändern, sagte Küng am Samstagmittag bei einem Gottesdienst zum diesjährigen "Marsch fürs Leben" in Wien. In seiner Predigt in der Karlskirche mahnte der Bischof, warnende Stimmen gerade auch aus Ländern mit einer liberalen Gesetzgebung, wie die Niederlande, Belgien oder die Schweiz, nicht zu überhören.
In Folge einer Gesetzesänderung würde die Gesellschaft Gefahr laufen, "ein Stück weit inhumaner zu werden" und Entwicklungen Vorschub zu leisten, "die für das Menschsein zur echten Bedrohung werden können". sagte Küng laut Predigtmanuskript vor den Teilnehmern des Marschs, von denen coronabedingt nur rund 200 an dem Gottesdienst teilnehmen konnten. "Wir können und dürfen über unser Leben oder das Leben anderer nicht willkürlich verfügen", hob der Bischof hervor. Das Gebot "Du sollst nicht töten" gelte sowohl mit Blick auf Kinder im Mutterleib als auch in Bezug auf alte oder kranke Menschen sowie "insbesondere auf solche, die lebensmüde sind".
Gleichzeitig sei es "ein Irrtum zu meinen, es gehe um persönliche Glaubenseinstellungen, die von manchen oder vielleicht vielen nicht so gesehen werden", fügte Küng hinzu: "Wahr ist, dass für die Einstellung zum Leben der Glaube wichtig ist. Aber auch unabhängig davon, ob jemand an Gott glaubt oder nicht, betrifft die Auffassung, dass das menschliche Leben ein unantastbares Gut ist, das Wesen des Menschen und der menschlichen Gesellschaft."
"Pro-Life ist zugleich 'pro family'"
Küng, der als Bischof zwischen 2004 und 2018 die Diözese St. Pölten und zuvor die Diözese Feldkirch leitete, war bis zu seiner Emeritierung in der Österreichischen Bischofskonferenz für die Bereiche Ehe und Familie sowie Lebensschutz zuständig. In Sachen Abtreibung unterstützte der Bischof in seiner Predigt die Anliegen der Bürgerinitiative "#fairändern", die für eine anonyme Abtreibungsstatistik sowie für faire Bedingungen und mehr Ressourcen für schwangere Frauen, Familien und Kinder mit Behinderung eintritt. Weiter stark machen müsse man sich auch für die Einführung einer verpflichtenden Frist zwischen Ersuchen um Abtreibung und Durchführung. Von großer Bedeutung, so Küng weiter, seien auch die Forderungen der "Aktion Leben", insbesondere hinsichtlich des Verbots der Leihmutterschaft.
"Jede echte Pro-Life-Bewegung ist zugleich eine Bewegung 'pro family'", hielt Küng schließlich fest. Die Förderung der Familie auf der Grundlage der Ehe zwischen Mann und Frau, und die Förderung von Kindern sei "fundamental", sagte der Bischof und zählte die Unterstützung der "Kinder bejahende Familie" zu den größten Herausforderungen Österreichs und Europas. Küng:
Ohne Beachtung dieses zentralen Aspektes des menschlichen Lebens werden auch der Wohlstand, die Identität Europas und der soziale Frieden in den einzelnen Nationen nicht halten.
Marsch über die Ringstraße
Bei dem auf die Messe in der Karlskirche folgenden "Marsch für das Leben" demonstrierten in der Wiener Innenstadt etliche Hundert Teilnehmer, unter ihnen auch der österreichische Jugendbischof Stephan Turnovszky und die VP-Nationalratsabgeordnete Gudrun Kugler, für einen umfassenden Lebensschutz. Der Marsch begann mit einer Kundgebung am Karlsplatz und führte von dort aus teils über die Wiener Ringstraße zum Heldenplatz und wieder zurück.
"Wer für das Leben eintritt, ist immer auf einem Weg, der sicher Erfolg hat", ermutigte Bischof Küng die Teilnehmer unmittelbar vor Beginn des Marsches zum weiteren Einsatz für den Lebensschutz. "Jedes Leben ist es wert, geschützt zu werden", sagte Belinda Schmölzer, Österreich-Regionalkoordinatorin der Organisation "ProLife Europe".
Wegen Blockaden von Gegendemonstranten wich der Marsch anschließend mehrfach von seiner eigentlich geplanten Route ab. Ein polizeiliches Großaufgebot begleitete die Teilnehmer des Marsches, unter ihnen auch Familien mit Kindern.
"Jeder Mensch, ganz gleich wie alt oder jung, groß oder klein, stark oder schwach, hat dasselbe Recht auf Leben", hatten die Veranstalter des Lebensmarsches im Vorfeld für die Teilnahme an dem Zug geworben. Unter dem Motto "Liebe sie beide!" forderten sie insbesondere eine Verbesserung der Rahmenbedingungen zum Schutz von Frauen und deren Kindern vor der Geburt, etwa Beratungs- und Unterstützungsangebote und eine dreitägige Bedenkzeit vor Schwangerschaftsabbrüchen.
Quelle: kathpress