Friedensgebet für Südkaukasus am Samstag in Wiener Kirche
Angesichts der trotz Waffenruhe anhaltenden Gefechte um die Region Berg-Karabach findet am kommenden Samstag um 19 Uhr in der Wiener Michaelerkirche ein "Friedensgebet für den Südkaukasus" statt. Der Wiener armenisch-apostolische Bischof Tiran Petrosyan, der katholische Weihbischof Franz Scharl und der Vorsitzende des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich, Rudolf Prokschi, leiten das Gebet. Eingeladen seien "alle, denen der Friede, der Schutz von menschlichem Leben und die Bewahrung kostbaren kulturellen Erbes am Herzen liegen", teilte der Informationsdienst der Wiener Stiftung Pro Oriente am Dienstag mit.
Zuvor wurde deutlich, dass die in der Nacht auf vergangenen Samstag vereinbarte Waffenruhe zwischen Armenien und Aserbaidschan nicht hält. Die verfeindeten Nachbarländer Aserbaidschan und Armenien warfen sich auch am Dienstag gegenseitig massiven Beschuss in der Konfliktregion vor. Die Behörden der nicht anerkannten Republik Berg-Karabach teilten laut Agenturberichten mit, dass es Raketen- und Artilleriefeuer von aserbaidschanischer Seite gebe. Das Verteidigungsministerium in Baku wiederum warf Armenien vor, zuerst geschossen zu haben. Russlands Außenminister Sergej Lawrow forderte mit Nachdruck eine Einhaltung der Waffenruhe.
In einer Aussendung am Montag forderte
Der Obmann der Armenisch-Apostolischen Kirchengemeinde in Österreich rief in einer Aussendung am Montag Österreich und die internationale Gemeinschaft zur Anerkennung der Republik Artsach (Berg-Karabach) auf. Für die Menschen in Berg-Karabach sei dies die einzige Garantie auf Frieden, so Vahagn Amirjanyan. Die Kirchengemeinde hatte bereits am vergangenen Freitag eine Kundgebung vor dem Bundeskanzleramt und dem Sitz der OSZE in Wien organisiert. Dabei wurde die Bundesregierung aufgefordert, sich für einen sofortigen Frieden zwischen Armenien und Aserbaidschan einzusetzen. Bundeskanzler Sebastian Kurz bot bereits vergangene Woche an, dass Wien Gastgeber für eine weitere Gesprächsrunde zwischen den beiden Konfliktparteien sein könne.
Weltkirchenrat fordert Einstellung der Kämpfe
International äußerte zuletzt der weltweite Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) tiefe Sorge über die Verletzungen des "humanitären Waffenstillstands" zwischen Armenien und Aserbaidschan. "Wir fordern alle Konfliktparteien auf, die militärischen Aktionen sofort einzustellen, den in Moskau vereinbarten Waffenstillstand zu respektieren und in einen konstruktiven Dialog einzutreten, dessen Ziel der Schutz des menschlichen Lebens und der Menschenrechte, die Verhinderung von Angriffen auf die zivile Infrastruktur und auf Gotteshäuser und die Herstellung eines dauerhaften Friedens sein muss", hielt der geschäftsführende Weltkirchenrat-Generalsekretär Ioan Sauca am Montagabend in einer Erklärung in Genf fest.
"Schockiert und bestürzt" zeigte sich Sauca namens des ÖRK über den jüngsten Angriff auf die Erlöserkathedrale in Shusha. Gezielte Angriffe auf religiöse und kulturelle Monumente seien zu verurteilen, so der Generalsekretär des Weltkirchenrats: "Wir beten und hoffen, dass die religiösen Führungspersönlichkeiten mit den Entscheidungsträgern konzertierte Anstrengungen zur Beendigung dieses Konflikts, zum Schutz des menschlichen Lebens, für die Förderung der interreligiösen Verständigung und für die Respektierung der jeweils anderen Gemeinschaften und heiligen Orte unternehmen". Wie Sauca unterstrich, gehe es um Zusammenarbeit für Frieden, Gerechtigkeit und menschliche Würde.
Auch die katholische Bischofskonferenz der USA schloss sich den Appellen zur Beachtung des Waffenstillstands in der Auseinandersetzung um die Region Berg-Karabach an. Der Vorsitzende der bischöflichen "Iustitia et Pax"-Kommission der US-Bischofskonferenz, Bischof David John Malloy, stellte in einer Erklärung fest, für die meisten Amerikaner sei der Kaukasus eine "weit entfernte und wenig bekannte" Region. Aber die Menschen, die dort leiden, seien Christus nahe und "allen, die Ihm folgen". Bischof Malloy leitet die Diözese Rockford im Bundesstaat Illinois.
EKD solidarisch mit Katholikos-Patriarch
Großen Widerhall fand in Etschmiadzin, am Sitz des obersten Katholikos-Patriarchen der armenischen Kirche, Karekin II., ein Solidaritätsbrief des Vorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm. Wie der Bischof betonte, hätten ihn die Berichte aus Berg-Karabach über die Kämpfe und die Todesopfer mit tiefer Trauer erfüllt. Wörtlich stellte der EKD-Vorsitzende in dem Brief an Katholikos Karekin II. fest: "Unsere Hoffnungen und Gebete sind mit Ihnen und mit allen, die durch den bewaffneten Konflikt bedroht sind. Wir rufen die Barmherzigkeit Gottes an, damit der Friede - oder wenigstens der Waffenstillstand, der mehr als 25 Jahre gehalten hat - erhalten bleibt und alle Schritte vermieden werden, die den schrecklichen Krieg weiter anfachen könnten."
Mit dem Weltkirchenrat "appellieren die christlichen Kirchen gemeinsam an alle Konfliktparteien", an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Der Appell gelte aber auch den anderen Ländern, damit sie sich jeder Form von Einmischung enthalten, "die die Feindseligkeiten verschlimmern könnten", schrieb Bedford-Strohm.
Quelle: kathpress