Van der Bellen traf Bischof Marketz in Klagenfurt
Der Kärntner Bischof Josef Marketz ist am Freitagnachmittag mit Bundespräsident Alexander Van der Bellen zusammengetroffen. Die Begegnung fand in Klagenfurt im Vorfeld der Feiern zum 100. Jahrestag der Kärntner Volksabstimmung vom 10. Oktober 1920 statt und war die erste seit Amtsantritt von Marketz an der Spitze der Diözese Gurk-Klagenfurt. Im Zentrum des in überaus wertschätzender Atmosphäre stattfindenden Gesprächs, an dem auch der evangelische Superintendent Manfred Sauer teilnahm, stand das Zusammenleben der deutschsprachigen und slowenischsprachigen Volksgruppe und das ökumenische Zueinander der Kirchen in Kärnten.
Bischof Marketz, der selbst Kärntner Slowene und Cousin der Schriftstellerin und Bachmann-Preisträgerin Maja Haderlap ist, berichtete dem Bundespräsidenten aus seiner persönlichen Lebensgeschichte über Erfahrungen gelungenen Zusammenlebens, aber auch, wie bestehende Probleme gemeinsam gemeistert werden konnten. Van der Bellen wie auch Marketz stimmten darin überein, dass man in Kärnten den Jahrestag der Volksabstimmung deutlich besser gemeinsam als noch vor wenigen Jahren begehen könne, zumal die einst konfliktreiche Atmosphäre heute von wechselseitigem Respekt und Wertschätzung geprägt sei.
Zu diesem positiven Klima konnte die Kirche viel beitragen, erklärte der Bischof, der hier auf die Diözesansynode von 1971/72 verwies, die er als Jugendlicher selbst miterlebte. Von diesem "Meilenstein" für die Versöhnung der beiden Volksgruppen und für ihren gemeinsamen Weg seien zahlreiche Impulse ausgegangen, die bis in die Gegenwart wirkten. Slowenisch ist beispielsweise in der Kirche in Kärnten genauso offizielle Sprache wie Deutsch. In vielen Südkärntner Pfarren wird der Gottesdienst auf Slowenisch gefeiert, zudem gibt es mit "Nedelja" auch eine eigene slowenischsprachige Kirchenzeitung, die bis heute ein wichtiges Kommunikationsmittel der Diözese Gurk-Klagenfurt ist.
Ein weiterer Faktor des Gemeinsamen ist auch das gute ökumenische Klima in Kärnten durch das konkrete Zusammenwirken der katholischen und evangelischen Kirche, konnten Marketz und Superintendent Sauer dem Bundespräsidenten bestätigen.
Der Bischof und der Superintendent dankten dem Bundespräsidenten ausdrücklich dafür, dass dieser seinen slowenischen Amtskollegen Borut Pahor zu den am Samstag stattfindenden Feierlichkeiten zum Jahrestag der Kärntner Volksabstimmung eingeladen hatte. Es sei dies ein "starkes Zeichen, wie weit wir bereits gekommen sind und was auf dem Weg zur Versöhnung und zu einem guten Miteinander bereits gelungen ist", betonten die beiden Kirchenmänner.
Van der Bellen war es seinerseits bei der Begegnung auch wichtig, Dank auszusprechen für die "vorbildlichen Bemühungen" der Kirchen im Umgang mit der Coronavirus-Pandemie. Ihm sei wohl bewusst, dass dies auch zu teils drastischen Einschränkungen für die Kirchen und ihre Gläubigen geführt habe. Umso dankbarer sei er, dass durch das aktive Mitwirken an den Maßnahmen ein wesentlicher Beitrag zur Eindämmung der Verbreitung von Covid-19 geleistet werde.
Marketz hatte sich vor der Begegnung mit dem Bundespräsidenten und seinen zahlreichen öffentlichen Auftritten im Rahmen der Jubiläumsfeiern einem freiwilligen Corona-Test unterzogen, um "Klarheit und Sicherheit betreffend einer möglichen Infektion zu haben", wie die Diözese Gurk am Freitagnachmittag mitteilte. Der Test stand auch in Zusammenhang mit der kurz zuvor bekannt gewordenen Covid-19-Erkrankung des Gurker Generalvikars Johann Sedlmair. Das Testergebnis bei Marketz, der zuletzt am Mittwoch der Vorwoche persönlichen Kontakt mit Sedlmair hatte, verlief negativ.
Am Samstagvormittag findet im Klagenfurter Dom um 8 Uhr auf Einladung der Kärntner Landesregierung ein von Bischof Marketz und Superintendent Sauer geleiteter ökumenischer Gottesdienst mit den Spitzen des Landes statt. Die Feier wird live auf der Facebook-Seite des Landes sowie auf kaernten.tv übertragen.
Quelle: kathpress