Großer G20-Religionsgipfel zu Covid-Pandemie und Klimawandel
Der vatikanische Kurienkardinal Miguel Angel Ayuso ist Spitzenvertreter der katholischen Kirche beim bevorstehenden G20-Religionsgipfel im saudi-arabischen Riad. Der Präsident des Päpstlichen Rates für den interreligiösen Dialog ist unter den rund 500 Religionsführern und Politikern, die vom 13. bis 17. Oktober über die Folgen der Corona-Pandemie und Strategien gegen gewaltsame Konflikte, Klimawandel, Hassrede und Menschenhandel beraten. Das bereits siebente "G20 Interfaith Forum", das vom Wiener Dialogzentrum KAICIID mitorganisiert wird, findet Corona-bedingt weitgehend virtuell statt. Die Ergebnisse sollen Ende November den Staats- und Regierungschefs der führenden Volkswirtschaften der Welt bei ihrem diesjährigen G20-Gipfel vorgelegt werden. Saudi-Arabien führt aktuell den G20-Vorsitz.
Das Potenzial von Religionsgemeinschaften als Partner für die Politik bleibt oft unerkannt, das Forum versuche daher "Religionsgemeinschaften untereinander und mit politischen Entscheidungsträgern zu vernetzen, damit ihre Stimmen und Beiträge gehört werden", erklärte KAICIID-Generalsekretär Faisal Bin Muaammar im Vorfeld. Das Forum finde genau zum richtigen Zeitpunkt statt, stehe die Welt doch "vor einer beispiellosen Fülle an Herausforderungen, die alle zusammenhängen", betonte Cole Durham, Präsident der "G20 Interfaith Forum Association". Letztere kooperiert für die Groß-Konferenz neben dem KAICIID auch mit der Allianz der Zivilisationen der Vereinten Nationen (UNAOC) und dem Nationalen Komitee für interreligiösen und interkulturellen Dialog Saudi-Arabiens.
Unter den Hauptrednern des fünftägigen Forums sind nicht nur führende Persönlichkeiten der meisten großen Weltreligionen, Konfessionen und interreligiösen Organisationen, sondern auch Vertreter der Vereinten Nationen mit der stellvertretenden UN-Generalsekretärin Amina J. Mohammed an der Spitze. Sprechen werden auch der Direktor der EU-Grundrechteagentur Michael O'Flaherty, der Generalsekretär der Islamischen Weltliga, Mohammad Al-Issa, und der frühere australische Premier Tony Abbott.
Unter den Religionsvertretern aus allen Weltreligionen fix zugesagt haben neben Kardinal Ayuso und Bolognas Erzbischof Kardinal Matteo Zuppi der orthodoxe Ökumenische Patriarch Bartholomäus I., Oberrabbiner Pinchas Goldschmidt als Vorsitzender der Europäischen Rabbinerkonferenz, "Religions for Peace"-Generalsekretärin Azza Karam oder der armenisch-apostolische Katholikos von Kilikien, Aram I. Keshishian.
Live im Internet
Das fünftägige Forum ist öffentlich und wird live auf der Website www.G20Interfaith.live übertragen. Ein ganzer Tag des Programms ist am 14. Oktober dem Umgang mit der Covid-19-Pandemie und der Rolle der Religionen im Kampf gegen die Viruskrise gewidmet. Dabei kommen auch der Kanzler der Päpstlichen Akademien für die Wissenschaften und die Sozialwissenschaften, Kurienbischof Marcelo Sanchez Sorondo, und Augusto Zampini-Davies von der vatikanischen Entwicklungsbehörde zu Wort.
Aus Österreich nimmt der Gemeinderabbiner der Israelitischen Kultusgemeinde in Wien, Schlomo Hofmeister, an der Konferenz teil. Der Wiener Priester Michael Weninger wird als Mitarbeiter des Päpstlichen Rates für den interreligiösen Dialog bei einem Panel zum Thema "Menschenhandel und moderne Sklaverei" sprechen, an dem auch die Menschenrechts-Aktivistin und Ordensfrau Cecilia Espenilla von "Dominican Sisters International" mitwirkt.
Weitere Themen des Forums umfassen die Zusammenarbeit von Religionen, Politik und Zivilgesellschaft beim Kampf gegen Rassismus und Hassrede, zur Stärkung und Förderung von Frauen, junger Menschen oder Flüchtlingen. Im Fokus stehen auch die Gefahren des Klimawandels.
Interreligiöse G20-Konferenzen gab es in den vergangenen Jahren bereits in Deutschland, Argentinien und zuletzt in Japan. Zur Vorbereitung auf das heurige Forum gab es in den vergangenen Monaten einen umfassenden Konsultationsprozess mit kontinentalen Vorbereitungsveranstaltungen. Das nach dem früheren saudischen Monarchen benannte König-Abdullah-Zentrum für interreligiösen und interkulturellen Dialog wurde 2011 von Saudi-Arabien, Österreich, Spanien und dem Heiligen Stuhl mit Beobachterstatus gegründet. (Info: www.g20interfaith.org)
Quelle: kathpress