Cordes: "Das Geheimnis Johannes Pauls II. war seine Authentizität"
Worin besteht die Faszination, die bis heute von der Person Karol Wojtyla bzw. Papst Johannes Paul II. (1978-2005) ausgeht? Eine klare, auf zahlreiche persönliche Begegnungen und Erfahrungen gestützte Antwort auf diese Frage hat am Montagabend der emeritierte deutsche Kurienkardinal Paul Josef Cordes bei einer Fachtagung an der Hochschule Heiligenkreuz gegeben: "Das Geheimnis Johannes Pauls II. war seine Authentizität". Er sei "kein Duplikat" gewesen, sondern ein "echter Gewährsmann und Apostel", bei dem "Wort und Werk, Leben und Lehre sich gegenseitig bestätigten", so Cordes. "Er war echt."
Cordes' Vortrag, der unter dem Titel "Meine Begegnungen mit Papst Johannes Paul II. - Erinnerungen an einen authentischen Glaubenszeugen" stand, bildete den Abschluss des ersten Tages einer internationalen Fachtagung über Person und Werk Karol Wojtylas an der Hochschule Heiligenkreuz. Die Tagung steht unter dem Titel "Johannes Paul II. - Philosoph, Poet, Priester, Politiker, Papst: ein Leben für die Freiheit" und dauert noch bis Mittwochabend. Am heutigen Dienstag wird u.a. der frühere italienische Politiker Rocco Buttiglione zum Thema "Ein Philosoph, der Papst wurde und als Politiker die Welt veränderte" referieren.
"Wyszynski ist gut, Wojtyla ist besser"
Cordes berichtete von zahlreichen persönlichen Begegnungen mit Johannes Paul II., beginnend mit Begegnungen in den 1970er-Jahren in Polen, als Karol Wojtyla noch Erzbischof von Krakau war. Bei einem Besuch der polnischen Bischöfe 1978 in Deutschland unter Führung des damaligen polnischen Primas, Kardinal Stefan Wyszynski, sei er Wojtyla dann - nur wenige Wochen vor dessen Wahl zum Papst, näher gekommen. Bei langen Autofahrten und Gesprächen habe er Wojtyla als "feinfühligen Menschen" mit großem theologischen Interesse erlebt, so Cordes. Die Formel, die er damals für sich prägte, lautete: "Wyszynski ist gut, Wojtyla ist besser."
Auch bei einer weiteren Begegnung unmittelbar nach der Papstwahl im Apostolischen Palast im Vatikan habe er Wojtyla als "feinfühlig und empathisch" erlebt, berichtete Cordes weiter, den Johannes Paul II. schließlich 1980 als Vizepräsident des Laienrates in den Vatikan berief.
In Schlaglichtern erinnerte Cordes schließlich an die Entstehung der Weltjugendtage als ein zentrales Erfolgsprojekt der Jugendpastoral unter Johannes Paul II., aber zugleich auch an die tiefe Spiritualität des Papstes. Immer wieder habe er Johannes Paul II. ins Gebet versunken erlebt oder vor dem Kreuz kniend. "Der Papst - ein Entertainer? Ein Popstar? Wer das denkt, sollte sein geistliches Tagebuch lesen...", so die Empfehlung Cordes'.
Schließlich beschrieb Cordes Johannes Paul II. als großen Förderer des Laienapostolats - "aber nicht, um so die Kirche zu demokratisieren". Angesichts aktueller Reformdebatten müsse man immer wieder daran erinnern, dass Johannes Paul II. gerade nicht als Gewährsmann für ein seines Erachtens verkürztes Verständnis von Laienapostolat herhalten kann, so Cordes - schließlich habe er "entschieden an der Unentbehrlichkeit des Priesteramtes festgehalten".
(Infos zur Tagung: https://www.stift-heiligenkreuz.org/wp-content/uploads/2020/08/2020.09.28_Johannes-Paul-II.-Tagung.pdf / Livestream: https://stift-heiligenkreuz.global.ssl.fastly.net/kaisersaal)
Quelle: kathpress