Reiches Programm zum Start der neuen Riesenorgel
Mit einem Einweihungskonzert hat ein Instrument der Superlative am 4. Oktober im Stephansdom seinen ersten großen Auftritt nach einem Vierteljahrhundert Pause: Auf der erneuerten Riesenorgel spielen die Wiener Domorganisten Konstantin Reymaier und Ernst Wally am kommenden Sonntag um 15 Uhr nach einem geistlichen Wort von Kardinal Christoph Schönborn. Für dieses Konzert werden seit Freitag personalisierte Freikarten ausgegeben.
Bereits um 9 Uhr leitet der Wiener Erzbischof am Sonntag einen live in ORF 2 übertragenen Weihegottesdienst, in dem der jetzt technisch mit der Chororgel synchronisierten Riesenorgel eine Hauptrolle zukommt: Auch hier fungieren Konstantin Reymaier und Ernst Wally als Organisten bei der Aufführung von Yves Castagnets Messe "Salve Regina"; zum Einsatz kommen weiters die Sopranistin Theresa Dax und Bass Vladimir Jurlin als Solostimmen im Zusammenklang mit dem Wiener Domchor, dem Cantus novus Wien und den Wiener Dombläsern. Die musikalische Leitung hat Domkapellmeister Markus Landerer inne.
Weitere Programmpunkte am "Riesenorgelsonntag" sind eine Orgelmesse um 12 Uhr, bei der Wolfgang Kogert Werke von Gregoire Rolland, Valentin Fheodoroff und Maximilian Schnaus uraufführen wird, die beim internationalen Kompositionswettbewerbs der Wiener Domkirche für die Riesenorgel mit den ersten drei Plätzen ausgezeichnet wurden. Um 16 Uhr ist eine Orgelpräsentation durch Mitarbeiter der mit der Restaurierung von Österreichs größter Orgel betrauten Firma Orgelbau Rieger vorgesehen, außerdem zwei Abendmessen um 18 und 19.15 Uhr mit Roman Hauser an der Riesenorgel sowie ein "OrgelNachtKonzert" mit Jungstar Nathan Laube aus Chicago um 22.30 Uhr.
Ebenfalls am 4. Oktober findet im Erdgeschoss des Curhauses (1010 Wien, Stephansplatz 3) ein Orgelpfeifen-Basar statt, wo die letzten ausgemusterten Orgelpfeifen der alten Riesenorgel gegen eine Spende erstanden werden können. Zu erwerben ist dabei auch das Buch "Die Riesenorgel im Wiener Stephansdom". Domorganist Reymaier hat die Zeit zwischen Kollaudierung und Orgelweihe außerdem genutzt, um eine erste CD für das renommierte Lable "Deutsche Grammophon" einzuspielen.
Wer bei all dem nicht persönlich anwesend sein kann, kann sich am Sonntag. 4. Oktober mit der TV-Dokumentation "Eine Riesenorgel für den Stephansdom" trösten, zu sehen um 19.25 Uhr auf ORF III. Und auch eine Fotoausstellung ist der neuen Riesenorgel gewidmet: Seit Freitag und noch bis 31. Oktober präsentiert Fotografin Nelo Ruber ihren Blick auf die Arbeiten an der neuen Domorgel bei freiem Eintritt im Curhaus.
185 Register, 12.616 Orgelpfeifen
Die neue Riesenorgel von Rieger Orgelbau verfügt über 130 Register, zusammen mit der Chororgel kann sie vom beweglichen Zentralspieltisch mit 5 Manualen oder vom baugleichen Zentralspieltisch auf der Westempore gespielt werden - beide Orgeln verfügen über insgesamt 185 Register und 12.616 Orgelpfeifen und sind somit eine der größten Orgeln in Europa. Die weltweit größte, 150 Tonnen schwere Orgel befindet sich in der Boardwalk Hall in Atlantic City (USA), die größte Domorgel der Welt bilden die fünf Einzelinstrumente im Passauer Stephansdom.
Geplant war die Inbetriebnahme der Wiener Riesenorgel bereits im Juni, musste aber coronabedingt verschoben werden. Kürzlich wurde sie einer letzten eingehenden Prüfung unterzogen und die offizielle Benutzungsbewilligung unterzeichnet.
Beim Brand des Doms am 11./12. April 1945 wurde die damalige Walcker-Riesenorgel ein Raub der Flammen. Nachdem der Dom wieder eingeweiht war und größtenteils intakt war, erbaute ab 1956 Johann M. Kauffmann eine Riesenorgel mit vier Manualen, 125 Registern und 10.000 Pfeifen. Im Oktober 1960 konnte die Riesenorgel bei einem Festgottesdienst eingeweiht werden, die dann 30 Jahre ihren Dienst tat, ehe sie vor 25 Jahren verstummte.
In den letzten Jahren wurden die Pläne für die Errichtung einer neuen Riesenorgel immer konkreter. Im November 2017 startete schließlich der Verein "Unser Stephansdom" mit dessen Obmann Günter Geyer sowie Kardinal Christoph Schönborn an der Spitze eine Spendenkampagne zur Aufbringung der Mittel. Neben zahlreichen Spenderinnen und Spender aus ganz Österreich trugen u.a. auch Bundesregierung und Bundesländer zur Restaurierung bei - wie einst beim Wiederaufbau des Doms. Die Kosten des Großprojekts liegen bei rund drei Millionen Euro.
Zweieinhalb Jahren arbeitete die Orgelbauwerkstatt Rieger aus Schwarzach in Vorarlberg an dem Instrument. Ein Großteil der alten Orgelpfeifen wurde in Vorarlberg überprüft, gesäubert und in der Folge beim Wiederaufbau der u.a. durch eine andere Aufstellung der Orgelregister grundlegend überarbeiteten Riesenorgel, in ein neues Klangkonzept integriert.
Quelle: kathpress