Festakt mit Metropolit, Bischof & LH
St. Andrä: Grundstein für orthodoxes Kloster ist gelegt
Festakt mit Metropolit, Bischof & LH
St. Andrä: Grundstein für orthodoxes Kloster ist gelegt
Der Grundstein für das erste orthodoxe Kloster in Österreich ist gelegt, nun können in St. Andrä/Zicksee im Burgenland die Bauarbeiten beginnen. Metropolit Arsenios (Kardamakis), Bischof Ägidius Zsifkovics, Landeshauptmann Hans Peter Doskozil, der St. Andräer Bürgermeister Andreas Sattler und Abt Paisios Jung nahmen am Samstagmittag die feierliche Grundsteinlegung vor. Eigentlich hätte auch der Ökumenische Patriarch Bartholomaios nach St. Andrä kommen sollen, musste seinen Besuch aber kurzfristig - coronabedingt und aus politischen Gründen - absagen. Vor der Grundsteinlegung stand Metropolit Arsenios einem kurzen Gottesdienst am Bauplatz vor.
Patriarch Bartholomaios hatte zur Feier ein Grußwort gesendet, in dem er u.a. die Bedeutung des Klosters im Zentrum Europas hervorhob. Das Kloster als Ort der Begegnung mit Gott und den Menschen möge inmitten einer zunehmend materiellen Kultur reiche Früchte bringen, erklärte das Ehrenoberhaupt der Orthodoxie.
Aus Rom hatte der vatikanische "Ökumeneminister" Kardinal Kurt Koch Grüße gesandt, und darin die Bedeutung des Klosters für die Einheit der Christen unterstrichen.
Auch Metropolit Arsenios hob in seiner Ansprache wiederholt hervor, dass das orthodoxe Kloster "Maria Schutz" in St. Andrä ein Ort für alle Menschen auf der Suche nach Gott sei. "Heute ist ein wichtiger Tag für die Vision der Einheit der Christen", so der Metropolit wörtlich. Mit dem Klosterbau gehe für ihn ein Herzenswunsch in Erfüllung. Sein Dank gelte so vielen Unterstützern, dabei vor allem aber auch Patriarch Bartholomaios und Papst Franziskus. - Beide stehen hinter dem Klosterbau und haben sich ideell wie auch materiell beteiligt.
"Historisches Ereignis" für das Burgenland
Bischof Zsifkovics sprach in seinem Grußwort von einem "historischen Ereignis" für die Diözese Eisenstadt. Er erinnerte an den Besuch von Papst Johannes Paul II. 1988 im Burgenland und dessen Ausspruch, "dass das Christentum mit zwei Lungenflügeln atmet, dass es zwei Spiritualitäten kennt, eine des Westens und eine des Ostens". Zsifkovics weiter:
Am heutigen Tag dieser Grundsteinlegung hauchen diese beiden Lungenflügel einen gemeinsamen und kräftigen Atem aus, von dem wir hoffen, dass Gott ihn weit hinaustragen möge über die Grenzen unseres Landes und unseres Kontinents und ihn angenehm und ansteckend mache für viele andere. Es ist der Atem menschlicher Einmütigkeit.
Es folgte ein Vergleich des Eisenstädter Bischofs: "In Parndorf haben wir ein Outlet-Center, das neue orthodoxe Kloster wird ein 'Inlet-Center' sein, wo man die Menschen einlässt, um Ruhe, Beschaulichkeit und Frieden zu finden, um sich ins eigene Innere zu wenden und wieder einmal nachzuschauen, wie es der vernachlässigten Seele geht." Das Kloster werde ein Ort sein, "wo man den echten 'Lockdown' finden kann".
Auch Zsifkovics betonte, dass sowohl der Ökumenische Patriarch Bartholomaios als auch Papst Franziskus ganz hinter dem neuen Kloster stehen würden. Dies sei umso bedeutsamer, als ihre Vorgänger - die Apostel Petrus und Andreas - Brüder waren. "Das bedeutet, dass sowohl orthodoxe als auch katholische Christen Mitglieder ein und derselben Familie sind. Nach Jahrhunderten der Trennung unserer beiden Kirchen sehnen die Zeichen der Zeit die volle Einheit aller Christen herbei", so der Eisenstädter Bischof.
Landeshauptmann Doskozil hieß die orthodoxen Christen bzw. Mönche und ihr Kloster im Burgenland herzlich willkommen. Offenheit sowie Verbundenheit und Zusammenhalt im Land und unter den Menschen sei bezeichnend für das Burgenland. Das betreffe sowohl die verschiedenen Volksgruppen als auch Kirchen im Land.
Auch der Bürgermeister von St. Andrä, Andreas Sattler, sprach vom Kloster als "spirituellen Ort des Dialogs und der Begegnung" und einer "Stätte des Friedens" für Gäste und Einheimische.
An der Grundsteinlegung nahmen neben zahlreichen orthodoxen Geistlichen - und Gläubigen von katholischer Seite u.a. auch Weihbischof Franz Scharl, der Eisenstädter Bischofsvikar Lorenz Voith, der Eisenstädter Generalvikar Martin Korpitsch und der Heiligenkreuzer Abt Maximilian Heim teil; weiters auch der burgenländische evangelische Superintendent Manfred Koch.
Grundriss in Form eines griechischen Kreuzes
Das Kloster "Maria Schutz" soll aus vier etwa sechseinhalb Meter hohen Trakten bestehen, die in Form eines Quadrates angeordnet sind. In der Mitte ist eine Kirche vorgesehen, deren höchste Stelle etwa 13 Meter in die Höhe ragen wird. In einem ersten Schritt soll die Kirche gebaut werden. Dann sollen die weiteren Gebäude folgen, darunter Zellen für die Mönche, Empfangsräume, Bibliothek, Refektorium, Nebenräume und Werkstätten. Acht bis zwölf Mönche sollen in dem Gebäude Platz finden. Auch ein Gästehaus ist geplant.
Der Grundriss der Kirche hat die Form eines griechischen Kreuzes und besteht aus vier Halbtonnen mit einer zentralen Kuppel. Der Innenraum wird vollständig mit Ikonen bemalt.
Die Kosten für den Bau der Kirche belaufen sich laut Architekt Themistoklis Ioannou auf rund 1,1 Millionen Euro ohne Innenausstattung bzw. Ikonenmalereien. Ioannou zeigte sich zuversichtlich, "dass wir die Kirche bis Weihnachten 2021 fertig bauen und einweihen können". Dazu wird dann auch Patriarch Bartholomaios im Burgenland erwartet.
Orthodoxe Mönchsgemeinschaft
Das Kloster-Projekt wurde 2014 gestartet, als die katholische Diözese Eisenstadt ein Grundstück in St. Andrä dafür zur Verfügung stellte. Beim Martinsfest am 11. November 2014 im Eisenstädter Dom überreichte Bischof Zsifkovics die Schenkungsurkunde persönlich an Patriarch Bartholomaios.
Auch wenn mit dem Klosterbau noch nicht einmal begonnen wurde, lebt die orthodoxe Mönchsgemeinschaft bereits seit 2016 in einem angekauften Haus in St. Andrä. Der Klostergemeinschaft gehören Abt Paisios Jung, vier weitere Mönche und derzeit zwei Novizen an.
Unterstützt wurden die Kirchenvertreter bei der Grundsteinlegung von zwei Maurerlehrlingen der Berufsschule Pinkafeld. Zwischen Kloster und Schule wird es eine Kooperation geben. So ist geplant, dass Schüler für ihr Lehrabschlusszeugnis am Bau mitarbeiten sollten.
Der Bau der Klosterkirche ist ausfinanziert, doch für die weiteren Vorhaben werden vonseiten der orthodoxen Kirche noch Spenden erbeten.
Spendenkonto: Griechisch-orientalische Metropolis von Austria; IBAN: AT98 1919 0000 0027 7806, Kennwort: "Spende Klosterbau"; weitere Infos: www.orthodoxes-kloster-maria-schutz.at bzw. www.freunde-des-klosters.net
Quelle: Kathpress