Dadas: "Die spirituellen Wurzeln des Christentums liegen im Orient"
"Die spirituellen Wurzeln des Christentums liegen im Orient. Und noch immer gibt es Menschen vor Ort, die als Nachfolger der ersten Christen dieses Erbe unter oft schwierigsten Umständen bewahren." Das hat der Linzer Generaldechant und Obmann der "Initiative Christlicher Orient" (ICO) , Slawomir Dadas, am Montagabend bei einem Gottesdienst in der Linzer Ursulinenkirche betont. Der Gottesdienst bildete den Abschluss des ersten "Orient-Online-Tages" der ICO. Dadas hob hervor, das es der ICO vor allem darum gehe, mit den verbliebenen Christen im Nahen Osten solidarisch zu seien und "eine intensive Beziehung mit jenen zu leben, die so oft von der Welt vergessen werden".
Da die traditionelle ICO-Jahrestagung in Salzburg heuer coronabedingt abgesagt werden musste, wollte das in Linz ansässige Hilfswerk im Rahmen eines "Online-Tages" über die aktuelle Situation in den Schwerpunktländern Libanon, Syrien, Irak, Palästina/Israel, Jordanien und Südosttürkei, informieren. Die zahlreichen Video, Audio- und Printberichte sind seit Montag auf der ICO-Website www.christlicher-orient.at für alle Interessierten freigeschaltet.
Ein Schwerpunkt lag am Montag auf dem Libanon, wo die ICO vor allem mit Ordensgemeinschaften zusammenarbeitet, die Schulen und Kinderheime betreiben. So berichtete etwa Sr. Marie Harika, Oberin der Schule St. Vinzenz in Baskinta, von katastrophalen wirtschaftlichen, politischen und medizinischen Zuständen im Land. Mehr als die Hälfte der Libanesen habe die Arbeit verloren oder erhalte gerade noch den halben Lohn.
Viele katholische Schulen, die vom Schulgeld abhängig sind, kämpften um ihre Existenz. Die vielfach arbeitslos gewordenen Eltern schafften es nicht mehr, die Schulgebühren ihrer Kinder zu bezahlen, und die Orden wüssten nicht mehr, wie sie diese Einkommensverluste kompensieren sollen. Allein in der Schule St. Vinzenz sei erst die Hälfte des Schulgeldes des vergangenen Schuljahres eingegangen. Vom anstehenden ganz zu schweigen, berichtete die Oberin. Der Orden wisse auch nicht mehr, wie er die Lehrergehälter finanzieren soll.
Besonders schwer von der Explosionskatastrophe am 4. August in Beirut wurden ein Internat und eine Schule der Barmherzigen Schwestern getroffen. Deren Provinzoberin Sr. Laurice Obeid bat in einer Videobotschaft um Hilfe, damit die Schwestern ihre Arbeit für vor allem Kinder aus verarmten und sozial benachteiligten Familien fortsetzen können.
Konkret betroffen ist etwa das Haus St. Charles im Stadtteil Achrafieh, das schwer verwüstet wurde. 40 Mädchen lebten im Internat. Rund 600 Kinder, vor allem aus sozial schwachen Familien, besuchten die Grundschule. Oberin Obeid berichtete, dass sie selbst zur Zeit des libanesischen Bürgerkriegs viele Jahre in der Schule tätig gewesen war. Das Haus lag an der Demarkationslinie und sei immer wieder bei Kampfhandlungen getroffen worden. Trotzdem seien die Schäden heute um vieles schlimmer. Obeid:
Beirut hat in seiner Geschichte schon oft gelitten, aber noch nie war es so schlimm wie bei der jüngsten Explosionskatastrophe. Ein großer Teil von Beirut ist zerstört und fast alle Häuser haben Schäden.
Die ICO hat bereits 100.000 Euro für Nothilfe und den Wiederaufbau in Beirut zur Verfügung gestellt, um weitere Spenden werde dringend gebeten, hieß es.
Dem Abschlussgottesdienst zum ICO-Onlinetag stand neben Generaldechant Dadas auch der Wiener melkitische Priester Hanna Ghoneim vor. Der aus der syrischen Hauptstadt Damaskus stammende Geistliche ist mit seinem Hilfswerk "Korbgemeinschaft" ein Kooperationspartner der ICO. Zuletzt finanzierte die ICO über die Korbgemeinschaft Hilfsprojekte für Familien in Not in der mittelsyrischen Stadt Homs und für Schulkinder in Damaskus.
Quelle: kathpress