"Ökosozial"-Pionier Riegler: "Stehen am Rand des Abgrunds"
Der ehemalige ÖVP-Vizekanzler und "Ökosozial"-Pionier Josef Riegler warnt vor den Auswirkungen des Klimawandels und dem überbordenden Ressourcenverbrauch. "Wir stehen am Rand des Abgrunds", sagte er laut der aktuellen Ausgabe der steirischen Kirchenzeitung "Sonntagsblatt" in einer Veranstaltung anlässlich der Schöpfungszeit (1. September bis 4. Oktober). "Als Menschen tragen wir eine besondere Verantwortung, mit diesem Wunder des Lebens verantwortungsvoll und sorgsam umzugehen", betonte schreibt der Gründer des Ökosozialen Forums. Klare Signale seitens der Politik in Sachen Umwelt- und Klimaschutz seien unumgänglich.
Die ökologischen Alarmsignale seien mehr als deutlich, so Riegler: "Wir spüren, dass mit unserem Klima etwas nicht stimmt." Die Erderwärmung heize die Ozeane auf und produziere große Menschen an Wasserdampf, der sich schließlich in Starkregen und tropischen Wirbelstürmen entlädt. Das Auftauen der Permafrostböden in Sibirien heize durch den Austritt von Methan den Klimawandel zusätzlich an. Das Abschmelzen der Eismassen könne eine zerstörerische Kraft entwickeln. Die mutwillige Zerstörung im Amazonas sei in höchstem Maß unverantwortlich. Und die rasche Ausbreitung von Wüsten nehme Millionen von Menschen ihren Lebensraum, zählte Riegler zahlreiche Problemfelder auf.
Und trotzdem sieht der Ex-Vizekanzler Hoffnung: "Ja, wenn wir uns auf Werte besinnen, neu denken und zukunftsorientiert handeln." Von der Politik erwartet Riegler entsprechende Weichenstellungen. Es brauche einen weltweit verbindlichen ethischen Kompass für das Handeln und eine gemeinsame Idee für die Menschheit. Er selbst habe dazu einen Vorschlag gemacht: "Vor 30 Jahren habe ich hier in Graz zum ersten Mal das Modell der Ökosozialen Marktwirtschaft als Symbiose von leistungsfähiger Wirtschaft, sozialer Solidarität und ökologischer Nachhaltigkeit präsentiert", erzählte Riegler.
Das Gute daran: Es sei nicht nur bei der Idee geblieben. Entwicklungsziele und Klimavertrag konnten auf die globale Ebene bis hin zur UNO gebracht werden und haben dort Früchte getragen, sagte der Ex-Politiker, denn "auf zwei zukunftsweisende Beschlüsse konnte sich die Staatengemeinschaft einigen": die Nachhaltigen Entwicklungsziele (SDG) der UNO und den Klimavertrag von Paris.
Zwei Entscheidungen stehen für Riegler jedoch noch dringend auf der politischen Agenda Europas: CO2-Bepreisung und eine Abgabe auf Plastik, damit diese tödliche Gefahr aus den Ozeanen verschwindet. "Man würde sich wundern, wie rasch die Wirtschaft neue Lösungen findet", ist der Ex-Vizekanzler überzeugt. "Wenn die Politik die richtigen Signale gibt, dann wird Umwelt- und Klimaschutz zum Selbstläufer."
Josef Riegler ist ein aus der Steiermark stammender ÖVP-Spitzenpolitiker der 1980er und 1990er Jahre und derzeit in der ökologischen Gesellschaftspolitik tätig. Er war von 1987 bis 1991 Minister und Vizekanzler in zwei österreichischen Bundesregierungen und von 1989 bis 1991 Bundesparteiobmann. Er prägte den Begriff der Ökosozialen Marktwirtschaft, die den Umweltschutz als politische Kategorie in die Soziale Marktwirtschaft mit einbezieht. Diese Konzeption verfolgt er weiterhin in der Global Marshall Plan Initiative, deren österreichischer Koordinator er ist. Josef Riegler ist zudem Ehrenpräsident des Ökosozialen Forums und im Beirat Förderverein Ökologische Steuerreform.
Quelle: kathpress