Ehe und Gesellschaft benötigen "Willkommenskultur"
"Jede ernsthafte, menschenwürdige Beziehung braucht eine 'Willkommenskultur' - sie motiviert, trägt und vertieft unser Leben." Das hat der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler betont. Er feierte am Wochenende in Matrei (Osttirol) und Stams mit zahlreichen Ehepaaren deren Goldenes oder Silbernes Ehejubiläum. In seiner Predigt bezeichnete der Bischof die Eheleute als "Segen für unsere Zeit, für unsere Gesellschaft und Kirche", auch und gerade weil sie wohl auch schwierige Phasen durchleben mussten.
Glettler wörtlich: "In unserer verunsicherten und getriebenen Zeit braucht es verlässliche Verbindungen - tragfähige Beziehungen, die nicht von Tagesbefindlichkeiten abhängen. Und es braucht die Bereitschaft, einander Schuld und Versagen zu vergeben." Das löse viele Verstrickungen, Verkrampfungen und auch so manches Problem.
Der Bischof ermutigte die Paare zu einem Rückblick auf das, was sie in den vergangenen Jahren alles gemeinsam geschafft hätten. Dafür gelte es, Gott Danke zu sagen. Christliche Überzeugung sei, dass wir "mit dem lebendigen Gott in der Mitte unseres Lebens alles schaffen können - auch einen Neubeginn in einer ehelichen Beziehung, die trocken, vielleicht streckenweise sogar leb- und lieblos geworden ist".
Glettler erinnerte weiters, dass der Begriff der "Willkommenskultur" vor rund fünf Jahren im Rahmen der großen Flüchtlingswelle nach Europa geprägt wurde. Genauso im kollektiven Gedächtnis geblieben sei der Satz "Wir schaffen das" der deutschen Kanzlerin Angela Merkel. Für diese klare Antwort auf eine der größten Herausforderungen in der jüngsten Geschichte Europas sei Merkel mit viel Hohn, zynischen Bemerkungen und Anschuldigungen "bedankt" worden, bedauerte Glettler. Dennoch: Angesichts des Elends der unzähligen Fluchtreisenden von damals "gab es zu diesem energischen Willkommen keine Alternative", befand der Bischof.
Quelle: kathpress