Libanesischer Patriarch Rai: Hilfsappell an Kirche in Österreich
Der maronitische Patriarch Bechara Boutros Rai hat an die Kirchen in Österreich appelliert, der notleidenden Bevölkerung des Libanon zu Hilfe zu kommen. Dem Land sei es unmöglich, die aktuelle Sozial- und Wirtschaftskrise, die durch Corona und die jüngste Explosionskatastrophe in Beirut nochmals verstärkt wurde und sich längst zu einer "ungeheuren humanitären Krise" ausgewachsen habe, allein zu meistern. Die Kirche stehe auf der Seite des Volkes und unternehme alle möglichen Anstrengungen, "um den Opfern zu helfen - den Verwundeten, den Familien, den Obdachlosen. Aber aus eigener Kraft können wir diese Krise nicht bewältigen. Ohne internationale Hilfe schaffen wir es nicht", so der Patriarch.
Der maronitische Patriarch äußerte sich in der aktuellen Ausgabe des Magazins "Information Christlicher Orient", das von der in Linz ansässigen "Initiative Christlicher Orient" (ICO) herausgegeben wird. Der Libanon ist eines der ICO-Schwerpunktländer. Projektpartner vor Ort, vor allem die Ordensgemeinschaften der Barmherzigen Schwestern und der Lazaristen, wurden bei der Explosionskatastrophe vom 4. August in Beirut selbst stark in Mitleidenschaft gezogen. Ordensschulen, Internate und die Ordenszentralen im Beiruter Stadtteil Achrafieh sind zerstört.
Die ICO hat in einer ersten Tranche bereits 50.000 Euro für Nothilfe vor Ort zur Verfügung gestellt, weitere 50.000 sollen in Kürze folgen, so ICO-Generalsekretärin Romana Kugler am Montag gegenüber Kathpress. Um weitere Spenden werde dringend gebeten. Mit dem Geld versorgen die Barmherzigen Schwestern etwa täglich knapp 100 Obdachlose mit einer warmen Mahlzeit.
Weiters soll das Haus St. Charles der Barmherzigen Schwestern wieder bewohnbar gemacht werden. 40 Mädchen lebten im Internat. Das Haus wurde bei der Explosion stark beschädigt, die Bausubstanz ist allerdings noch weitgehend vorhanden und mit 80.000 Dollar könnte das Haus wieder bewohnbar gemacht werden. Dieser Tage besuchte der neue österreichische Botschafter im Libanon, René Paul Amry, das Haus St. Charles und zeigte sich erfreut über die Initiative aus Österreich, wie die ICO berichtete. Das Hilfswerk bemüht sich um eine größere Hilfsaktion, in die u.a. auch die Diözese Linz und das Land Oberösterreich eingebunden sind.
Bei den Lazaristen in Beirut wurden bei der Explosion das Provinzhaus sowie ein Studentenheim des Ordens verwüstet. Zwei Lazaristenpriester und zwei Seminaristen wurden verletzt. Die libanesischen Studenten konnten bei ihren Familien unterkommen. "Rund 15 christliche Studenten aus Syrien können aber nirgends hin und hausen deshalb in ihren zerstörten Zimmern ohne Fenster und Türen", so der ICO-Libanonexperte Stefan Maier. Auch einige Ordensmänner campierten in den Ruinen, um das Provinzhaus und das Studentenheim nicht unbewacht zu lassen. Auch den Lazaristen bzw. den Studenten in Not will die ICO in dieser schwierigen Situation helfen.
"Orient-Online-Tag" am 21. September
Die aktuelle Situation im Libanon und die angelaufenen Hilfsmaßnahmen sind auch ein Schwerpunkt des ersten "Orient-Online-Tages", den die ICO am 21. September abhalten wird. Da die traditionelle ICO-Jahrestagung in Salzburg coronabedingt abgesagt werden musste, lädt das Hilfswerk zu einer virtuellen Informationsveranstaltung. Eröffnen wird die Tagung u.a. Bischof Werner Freistetter. Kirchenvertreter und Projektpartner - u.a. der irakische Patriarch Louis Sako - berichten in Videos von der aktuellen Situation in ihren Ländern vor Ort. In Hintergrundgesprächen beleuchten Fachleute wie die Journalistin Gudrun Harrer, der Politologe Thomas Schmidinger und Caritas-Auslandshilfechef Andreas Knapp die Lage im Nahen Osten. Dazu gibt es viele weitere Informationen zu den ICO-Schwerpunktregionen Libanon, Syrien, Irak und Südosttürkei.
Den liturgischen Abschluss bildet um 17.30 Uhr eine ökumenische Vesper in der Linzer Ursulinenkirche, die via Livestream im Internet und zusätzlich von Radio Maria übertragen wird. (Infos und Spenden: www.christlicher-orient.at bzw. www.facebook.com/initiativechristlicherorient/)
Quelle: kathpress