Kein Schulbeginn für Millionen Kinder weltweit
Während in Österreich am kommenden Montag für hunderttausende Kinder und Jugendliche wieder ein neues Schuljahr beginnt, müssen weltweit Millionen Kinder coronabedingt zu Hause bleiben. Darauf hat das Hilfswerk "Jugend Eine Welt" am Donnerstag in einer Aussendung hingewiesen. Dies treffe vor allem Kinder aus den ärmsten Familien, die kaum Möglichkeiten haben, dem Schulunterricht online zu folgen. Ihnen drohe die Gefahr, ganz aus dem Schulsystem hinauszufallen, obwohl Bildung die einzige Chance darstelle, künftig ein besseres Leben zu führen, erläuterte "Jugend Eine Welt" Geschäftsführer Reinhard Heiserer.
Durch die Corona-Pandemie seien speziell die allerärmsten und am meisten benachteiligten Kinder bedroht, zur "Lost Generation" zu werden und den Anschluss zu verlieren, warnte das Hilfswerk. "Jugend Eine Welt" und ihre Projektpartner würden daher versuchen arme Familien zu unterstützen und Schulabbrüche zu verhindern, so Heiserer.
Laut einer aktuellen Studie des UN-Kinderhilfswerks UNICEF konnte ein Drittel aller Schülerinnen und Schüler weltweit nach dem coronabedingten Lockdown der Schulen ab März 2020 dem Unterricht nicht mehr folgen. Als Grund gab UNICEF an, dass rund 460 Millionen Kinder aus armen Familien keinen Computer und keinen Internetzugang haben. Gerade für diese Kinder, sei es nun wichtig wieder Unterricht anzubieten, "damit Schule für sie nicht für immer endet", sagte Heiserer. Zudem sei die Gefahr groß, dass die Corona-Krise zu mehr Kinderarbeit führen könnte.
Indien: Problematischer Schulbeginn
Besonders besorgniserregend ist die Situation in Indien, das derzeit mit Rekordinfektionszahlen kämpft. Hier wurden während des Lockdowns an die 1,5 Millionen Bildungseinrichtungen geschlossen. Im Zuge der geplanten "Unlock 4"-Phase hätten die Schulen Anfang September eigentlich wieder öffnen sollen, doch viele Bundesstaaten zögern und 60 Prozent der indischen Eltern wollen ihre Kinder aus Angst vor einer Corona-Ansteckung nicht zum Unterricht schicken. Laut "Jugend Eine Welt" kommt hinzu, dass in Indien nur jeder vierte Haushalt über einen Internetanschluss verfügt. Somit hätten drei Viertel aller indischen Kinder, insbesondere in den ländlichen Gebieten, kaum Chance auf Bildung, solange die Schulen geschlossen bleiben.
Auch in zahlreichen weiteren Ländern sei die Öffnung der Schulen umstritten, etwa in Kenia, wo die Schulen bis Jänner 2021 geschlossen bleiben sollen. Im Inselstatt Philippinen soll das neue Schuljahr Mitte Oktober beginnen - allerdings wird auf Fernunterricht gesetzt. Kinder und Jugendliche ohne Internetzugang können sich jede Woche an einem Treffpunkt ausgedruckte Arbeitsaufgaben abholen. "Jugend Eine Welt"-Projektpartnerin Maria Ruizo Gamela bezweifelt allerdings, dass der geplante Unterricht funktionieren wird. "Die Internetverbindung auf den Philippinen ist schlecht und nur wenige Schüler haben ein Smartphone oder einen Computer." (Info: www.jugendeinewelt.at)
Quelle: kathpress