Ars Electronica zeigt virtuelle 3D-Tour durch den Stephansdom
Eine einzigartige virtuelle Reise durch den Wiener Stephansdom mit Mitteln der Technik und Darstellung von Morgen verspricht das am 9. September anlaufende Ars Electronica Festival: Am vorletzten Tag der Veranstaltung, dem 12. September, findet im Projektionssaal "Deep Space 8K" des Linzer Ars Electronica Centers die Premiere der stereoskopischen Installation "The Translucent St. Stephen's Cathedral" - zu Deutsch "Der durchleuchtete Stephansdom" - statt, die auch via Livestream übertragen wird. Eine Kurzdemonstration davon ist für jeden Festivaltag vorgesehen.
Wie es vonseiten des Ars Electronica Centers heißt, lässt die Show "Echtzeit- und interaktive Inhalte in höchster Qualität erleben". Möglich ist dies durch ein sogenanntes Rendering - eine Bildbearbeitung -, das mit heutigen Technologiestandards eigentlich in Echtzeit gar nicht möglich ist. Eine hochauflösende, aus verschiedenen Perspektiven in 360°-Bildern vorgerenderte Punktwolke wurde dabei mit einer niedrigauflösenden und somit Echtzeit-tauglichen Punktwolke kombiniert.
Die interaktive Tour basiert auf umfangreichen 3D-Laserscans, welche das Horner Laserscanner-Herstellers Riegl Laser Measurement Systems gemeinsam mit der Dombauhütte St. Stephan durchgeführt hat. Zwischen beiden besteht bereits seit Jahren eine Zusammenarbeit, um für die Bauanalyse, Schadensdokumentation und Simulation historischer Bauzustände genaue Detailpläne, Ansichten und Schnitte zu erstellen.
Angaben der Vermessungsexperten zufolge umfasst die bei der Installation verwendete Punktwolke 21 Milliarden Laserpunkte. Sie wurde generiert durch Panoramascans aus über 1.000 Positionen im Kirchenraum, in den Katakomben, am Dachboden und am Stephansplatz, wobei jeder Scan mit der rotierenden Kamera 45 Sekunden dauerte und durchschnittlich 22,5 Millionen Messpunkte erfasste. Gleichzeitig wurden je fünf kalibrierte 45-Megapixel-Fotos aufgenommen, um damit die Scandaten einzufärben und somit foto-realistische Darstellungen zu ermöglichen. Insgesamt wurden somit Scan- und Bilddaten von etwas mehr als einem Terabyte erhoben, die danach zusammengesetzt und zu präzisen Kontrollpunkten ausgeglichen wurden.
Die einzigartigen Einblicke in die Ebenen des Stephansdoms entstanden im Rahmen des Forschungs- und Entwicklungsprojekts Immersify, das durch das EU-Programm Horizon 2020 finanziert wurde und der Entwicklung der nächsten Generation immersiver Medien gewidmet war. Drei Jahre lang entwickelten die Projektpartner - darunter aus Österreich das Ars Electronica Futurelab - mit verschiedenen Techniken Inhalte für hochgradig immersive Umgebungen und Tools zur Verarbeitung der dabei produzierten Daten.
Das Ars Electronica Festival findet heuer unter dem Gesamttitel "In Kepler's Gardens" statt und wird heuer "trotz oder wegen Corona abermals die größte Ars Electronica aller Zeiten", werden, kündigte Festivalleiter Gerfried Stocker am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Linz an. Allen Behördenauflagen werde an den Veranstaltungsorten - den Kepler Gardens am Campus der Johannes-Kepler-Universität, im Ars Electronica Center, im OK im OÖ Kulturquartier sowie an der Kunstuniversität Linz - entsprochen, der Besuch ist nur mit geführten Kleingruppen möglich. Zusätzlich werden Museen, Universitäten, Labs und Galerien rund um den Globus mit ihren Inhalten via Streams, Mozilla Hubs und Social Media zugeschaltet sein. (Infos: https://ars.electronica.art)
Quelle: kathpress