Neuer Kärntner Schulamtsleiter: Ethik setzt Religion voraus
Die vielfältigen Leistungen des Religionsunterrichts hat der Klagenfurter Dompfarrer Peter Allmaier, der ab 1. September neuer Schulamtsleiter der Diözese Gurk-Klagenfurt ist, in Erinnerung gerufen. Das Unterrichtsfach, für das die katholische Kirche am Freitag eine österreichweite Werbekampagne gestartet hat, helfe den Schülern dabei, "das Leben zu begreifen" und sich selbst von Themen jenseits bloßer Wissensaneignung "verändern zu lassen", erklärte Allmaier im Interview mit der Kärntner Kirchenzeitung "Sonntag" (Ausgabe vom 30. August). Das große Potenzial des Religionsunterrichts mit seinen landesweit über 200.000 Unterrichtsstunden jährlich werde "auch von der Kirche manchmal zu wenig gesehen und wahrgenommen".
Während der Ethikunterricht über verschiedene Wertehaltungen diskutiere, sei die Religion jene Instanz, die diese Haltungen überhaupt erst entstehen lasse, sagte Allmaier. "Religion schafft das, was man Werte nennt und damit die Ausgangsbasis dessen, worüber man überhaupt diskutieren kann. Deshalb glaube ich, dass Ethik Religion voraussetzt."
Die Einführung des Ethikunterrichts ab 2021 an Höheren Schulen bezeichnete der designierte Schulamtsleiter jedoch als "wechselseitige Bereicherung". Für den Religionsunterricht werde durch das neue alternative Fach die Ausgangslage "fairer als bisher", sei doch bislang aus Schülersicht eine "große Reife" nötig gewesen, um sich für den Religionsunterricht und damit gegen eine Freistunde zu entscheiden. Allmaier: "Der Mensch neigt eher zum Einfachen. Nur: Nach einer Freistunde bin ich genauso intelligent wie vorher. Nach einer Unterrichtsstunde bin ich hoffentlich etwas klüger."
Um Teilnehmer habe der Religionsunterricht allerdings schon bislang nicht zittern müssen - zumindest in Kärnten: Im vergangenen Jahr habe dort die Abmeldequote nur sechs Prozent betragen, bei Abzug der Schülerinnen und Schüler ohne Bekenntnis sogar nur noch drei Prozent. Die hohe Teilnahme von über 96 Prozent bei katholischen Schülern sei ein "sehr hoher Wert", der auch für die "hervorragende Qualität" des Religionsunterrichts spreche. Geschätzt werde von den Kindern auch, dass es im Unterricht nicht nur um Vermittlung von Fachwissen gehe, "sondern auch sehr stark darum, was für die Kinder und ihr Leben wichtig ist".
Immer wieder sei es allerdings nötig, den Religionsunterricht gemäß den Erfordernissen der Zeit weiterzuentwickeln, sagte der Schulamtsleiter. Immer wichtiger werde es, Schwerpunkte zu bilden und den Unterricht nicht nur in der Klasse stattfinden zu lassen. Weiterarbeiten sollte man auch daran, dass Religionslehrer auch schulpastorale Aufgaben hätten und dafür bereits sehr geschätzt würden. "Sie sorgen für das Klima in der Schule. Sie sind kompetent, wenn es darum geht, etwas zu feiern, etwas zu bedenken."
Gerade bei den Lehrern habe der Religionsunterricht derzeit allerdings seine größten Probleme, stehe ihm doch in den nächsten Jahren eine Pensionierungswelle bevor. "Da brauchen wir dringend junge Lehrerinnen und Lehrer", unterstrich Allmaier. Alle junge Menschen, die gerne unterrichten und den Lehrberuf ergreifen wollen, rufe er dazu auf, "dass sie sich für den Religionsunterricht melden". Dies sei heute im Rahmen eines Schwerpunktes nach der allgemeinen Ausbildung zum Lehrer in der Primar- oder Sekundarstufe möglich.
Zugute komme den Religionslehrern, dass es sich bei ihrem Gegenstand "um einen der kreativsten" handle, so der neue Kärntner Schulamtsleiter. "Natürlich ist es auch ein forderndes Fach, aber man bekommt von den Schülerinnen und Schülern sehr viel zurück. Es geht in der Bildung an sich um den Menschen - im Religionsunterricht noch einmal auf ganz besondere Weise."
Quelle: kathpress