Neue Kampagne stellt zeitgemäßen Religionsunterricht in den Fokus
Rechtzeitig zum Schulbeginn im September startet die katholische Kirche in Österreich eine bundesweite Kampagne für den katholischen Religionsunterricht. Damit soll das Bild des Religionsunterrichts in der Öffentlichkeit neu justiert und seine Bedeutung hervorgehoben werden. "Ein zeitgemäßer Religionsunterricht ist der Ort, an dem existenzielle Fragen ebenso behandelt werden wie Fragen nach dem Gemeinwohl und dem gesellschaftlichen Zusammenhalt", so Andrea Pinz, Leiterin des Interdiözesanen Amtes für Unterricht und Erziehung (IDA). Sie präsentierte am Freitag gemeinsam mit Schulbischof Wilhelm Krautwaschl bei einer Pressekonferenz in Wien die neue Kampagne und informierte über den Religionsunterricht.
In Österreich nehmen rund 586.000 Schülerinnen und Schüler am katholischen Religionsunterricht teil. Das sind mehr als 91 Prozent aller katholischen Schüler im Land. Dazu kommen noch mehr als 24.300 Schüler ohne religiöses Bekenntnis, die den katholischen Religionsunterricht freiwillig besuchen.
Die Kampagne, die unter dem Titel "Ich glaube - Ja" steht, läuft den ganzen September über und umfasst u.a. Infoscreens, Citylights und Rollingboards im öffentlichen Bereich, weitere digitale Formate sowie Schaltungen in ausgewählten Printprodukten. Kern der Kampagne sind Sujets mit Fragen mit religiösem Bezug wie "Gibt es heute noch Wunder?", "Mag Gott mich immer?", "Gibt es Hoffnung für die Welt?" oder "Darf ich auch mal zweifeln?". Diese und viele weitere Fragen werden auf der Kampagnen-Website unter www.mein-religionsunterricht.at beantwortet; stets unter dem Motto "Ich glaube - Ja".
"Wollen wir eine demokratische pluralistische Gesellschaft, kommen wir um einen konfessionellen Religionsunterricht nicht herum, für den sich die Schüler frei entscheiden können", betonte Bischof Krautwaschl bei der Pressekonferenz. Religion sei nun einmal ein wichtiger Teil der globalen Gesellschaft, "der gerade heute ernstzunehmen ist". Die Schule sei ein Lernort, um sich später im Leben behaupten zu können. Und nachdem Religion ein Teil des Lebens sei, gehöre der Religionsunterricht in die Schule, so der Bischof:
Als Basis einer pluralistischen Gesellschaft und als Basis für ein ethisch korrektes, spirituelles Leben, eingebunden in die göttliche Schöpfung.
Freilich: Der Religionsunterricht sei keine Missionierung von jungen Menschen, sondern "ein Hilfsmittel, einen Weg durch die Schnelligkeit und Vielfalt unserer Zeit zu finden und ein bewusstes und selbstbestimmtes Leben führen zu können", so Krautwaschl und weiter:
Wir sind überzeugt, dass unsere Inhalte und Botschaften wertvoll sind und beim Gelingen der Gesellschaft beitragen. Unser Ziel ist es, junge Menschen auf ein partizipatives Leben in der Gesellschaft vorzubereiten. Auf ein moralisch gutes Leben, für das das Evangelium eine wunderbare Grundlage sein kann.
Der katholische Religionsunterricht gehe über die reine Wissensvermittlung weit hinaus, so Bischof Krautwaschl: "Es geht im Religionsunterricht um den Versuch, mit einem spirituellen Zugang Antworten zu finden auf Fragen, die sich jedem von uns stellen: Woher komme ich? Wohin gehe ich? Was ist der Sinn meines Lebens?"
Der Grazer Bischof - er ist in der Österreichischen Bischofskonferenz u.a. für Schul- und Bildungsfragen zuständig - unterstrich das ganzheitliche christliche Bildungsverständnis, in dem jeder Mensch als Abbild Gottes gesehen wird, "einzigartig und wertvoll, unabhängig von Leistung, Herkunft oder Religion. Wir wollen Kinder und Jugendliche unterstützen, ihre Anliegen und Talente bestmöglich zu entfalten."
"Guter Religionsunterricht ist lebensrelevant"
In gleicher Weise äußerte sich auch IDA-Leiterin Andrea Pinz: Der Religionsunterricht biete auf dem Hintergrund der eigenen religiösen Tradition Orientierung in fundamentalen menschlichen Lebensfragen. Aus christlicher Perspektive würden Antwortversuche formuliert, die zur persönlichen Auseinandersetzung anregen sollen. Auf den Punkt gebracht: "Guter Religionsunterricht ist lebensrelevant", so Pinz.
Der katholische Religionsunterricht lade zum solidarischen und friedlichen Handeln ein und zeige Wege zur Zukunftsbewältigung auf. Er eröffne Zugänge zu Kunst und Kultur, gestalte zudem durch Fest- und Feierelemente das Schulleben mit und ermögliche Begegnung mit religiöser und weltanschaulicher Vielfalt, betonte Pinz.
Fakten zum Religionsunterricht
In Österreich nehmen rund 586.000 Schülerinnen und Schüler am katholischen Religionsunterricht teil. Unterrichtet werden sie von rund 6.800 Lehrerinnen und Lehrern. Organisiert und verantwortet wird der Religionsunterricht von den Schulämtern der Diözesen gemeinsam mit den Bildungsdirektionen. Die inhaltliche Aufsicht erfolgt durch Fachinspektorinnen und Fachinspektoren für den katholischen Religionsunterricht. Das Recht, Religionsunterricht zu erteilen, kommt allen gesetzlich anerkannten Kirchen und Religionsgesellschaften in Österreich zu.
Für alle Schülerinnen und Schüler, die einer gesetzlich anerkannten Kirche oder Religionsgesellschaft angehören, ist der Religionsunterricht ihres Bekenntnisses ein Pflichtgegenstand an den öffentlichen und mit Öffentlichkeitsrecht ausgestatteten Schulen. Es besteht aber die Möglichkeit, sich vom Religionsunterricht abzumelden. Ab dem Schuljahr 2021/22 ist für alle Schüler, die keinen Religionsunterricht besuchen, ab der neunten Schulstufe das Pflichtfach Ethik vorgesehen.
Die neue Kampagne wurde von den kirchlichen Verantwortlichen gemeinsam mit der Kreativagentur "isobar" sowie der Medienagentur "media.at" umgesetzt. Für das gesamte Schuljahr 2020/21 sind zudem weitere Aktivitäten und Initiativen geplant, die über www.mein-religionsunterricht.at abgerufen werden können.
(Infos: www.mein-religionsunterricht.at)
Quelle: kathpress