Vertrauen ist "Grundnahrungsmittel für die Seele"
Die katholische Kirche in Vorarlberg feiert in den kommenden Tagen die traditionelle "Gebhardswoche" zum Fest ihres Diözesanpatrons. Zum Auftakt hob der Feldkircher Benno Elbs am Donnerstag bei der Festmesse auf dem Gebhardsberg bei Bregenz drei Grundhaltungen hervor, die besonders auch in Coronazeiten notwendig sind. Erstens: eine Haltung des Vertrauens, "die uns offen macht für das Wirken Gottes". Für ihn sei Vertrauen ein "Grundnahrungsmittel für die Seele", sagte Elbs:
Das große Vertrauen in die Zusage Gottes: 'Ich bin bei dir', schenkt mir auch in schwierigen Momenten Kraft und Zuversicht.
Die zweite Grundhaltung: "Es geht um das normale Dasein, unaufgeregt, bodenständig, mit Hausverstand gegen alle Aufgeregtheit dieser Zeit." Und die dritte Haltung:
Wenn jeder gibt, was er hat, sind alle beschenkt. Das stiftet Freude. Unser Platz ist nicht auf der Zuschauertribüne, sondern wir sind Mitspieler in Kirche, Welt und Gesellschaft.
Angstlosigkeit schenkt Freiheit
Angstlosigkeit schenke innere und äußere Freiheit, so Elbs laut Predigtmanuskript. Angst hingegen "macht unfrei, fesselt unsere Begabungen und Fähigkeiten und hindert uns letztendlich daran, dass wir uns entfalten und entwickeln". Das Evangelium von der Speisung der Fünftausend sage allen Gläubigen:
Vertrau auf Gott, dann kannst du dir auch das Unmögliche zutrauen. Vertrauen auf das Wirken Gottes und die positive Einstellung, dass sich alles zum Guten wendet, sind das Gegenteil von Angst.
Im Rückblick auf die vergangenen Monate müsse man zugeben, so der Feldkircher Bischof weiter, "dass wir alle etwas im Ausnahmezustand waren und wohl immer noch sind". Das Entscheidende für ihn sei nach wie vor, "dass es unsere Aufgabe ist, das 'Normale' gut und unaufgeregt zu tun: erreichbar zu sein; offen zu sein für Menschen, die Fragen haben; offen für jene, die Präsenz und Nähe brauchen. Als Gläubige ist es unsere Aufgabe zu versuchen, die Erregungsamplituden kleiner zu machen." Und: "Wir brauchen den Experten Hausverstand." In der Krise sei es so, dass das Normale oft zu einer Stabilisierung führt.
Aufruf zum Kampf gegen Hunger
Das Tagesevangelium vom Wunder der Brotspeisung und dem Aufruf Jesu an seine Jünger "Gebt ihr ihnen zu essen!" sei ein eindringlicher Appell an alle Christen angesichts des steigenden Hungers in der Welt, sagte Elbs: "Es ist beschämend, dass in vielen Gegenden der Welt nicht Brot und Fisch, sondern Reste aus der Mülltonne Hauptnahrungsmittel sind." Am Phänomen des Hungers könne man erkennen, wie zwiespältig das globalisiertes Weltsystem funktioniert:
Es gibt die einen, die haben und Wohlstand in Hülle und Fülle genießen. Und es gibt die anderen, die nicht haben und im freien Spiel der Märkte weder Stimme noch Rechte noch Bedeutung haben.
Dagegen setze das Evangelium den Einsatz gegen den Hunger und entwerfe eine Welt, in der der Hunger nicht erzeugt, sondern gestillt wird. Es gehe um ein menschenwürdiges Leben für alle, das nicht nach der Logik der Ausbeutung funktioniert, sondern nach der Logik des Teilens.
"Gib was du hast"
Freilich: Hunger habe viele Gesichter. "Es gibt Hunger nach Nahrung, Anerkennung und Wertschätzung, Hunger nach einem guten Wort, nach Heilung und Trost", sagte Bischof Elbs und weiter:
Wir dürfen die Schwachen und jene, die keine Lobby haben, nicht übersehen: Kinder, Arbeitslose, Asylsuchende und viele mehr. Auch hier gilt die Aufforderung: Gib, was du hast.
In der "Gebhardswoche" findet täglich um 9 Uhr eine Eucharistiefeier in der Kapelle auf dem Gebhardsberg statt. Der Gebhardsberg mit den Resten der Festung Hohenbregenz soll jener Ort sein, an dem der Heilige Gebhard um 949 geboren wurde. Mit 30 Jahren wurde er Bischof der damals riesigen Diözese Konstanz. Er zeichnete sich durch Fürsorge für die Armen aus und bemühte sich in seiner Diözese um Bildung und Vertiefung des Glaubens. Bald nach seinem Tod am 27. August 995 wurde er als Heiliger verehrt.
Der hl. Gebhard wurde Schirmherr von Bregenz und Diözesanpatron der Diözese Feldkirch, ebenso der Diözesen St. Gallen, Basel, Freiburg, Rottenburg und Brixen.
Quelle: kathpress