Angriff auf Grazer IKG-Präsident: Bischof Krautwaschl schockiert
Unter steirischen Reigionsvertretern sitzt der Schock über den Angriff auf den Präsidenten der Grazer jüdischen Gemeinde und die Vandalenakte gegen die Synagoge tief. Wenn ein Bruder geschlagen werde, könne einen das nie kalt lassen, betonte der katholische Grazer Bischof Wilhelm Krautwaschl am Sonntag zum Angriff auf Präsident Elie Rosen. Auch die Kommission für den interreligiösen Dialog der Diözese Graz-Seckau und das ökumenische Forum verurteilten die Taten auf das Schärfste. Bischof Krautwaschl in einer Aussendung der Diözese Graz-Seckau
Die Vandalenakte gegen die Grazer Synagoge und noch viel mehr der gewalttätige Angriff haben mich tief betroffen gemacht, sind sie doch zutiefst abzulehnende Handlungen, die allen wichtigen Werten unserer Gesellschaft widersprechen. Unser Gebet gilt der jüdischen Gemeinde - aber auch jenen, die solche Gewaltakte setzen, damit sie zurückfinden zu vernünftigen und menschenwürdigen Wegen des Miteinander.
Tief erschüttert äußerte sich auch Christian Leibnitz, Vorsitzender des ökumenischen Forums christlicher Kirchen in der Steiermark. "Als ökumenisches Forum christlicher Kirchen in der Steiermark bekunden wir unsere Solidarität mit der jüdischen Gemeinde in Graz und wollen uns mit allen Kräften für ein friedliches und angstfreies Zusammenleben aller Religionen einsetzen", sage Leibnitz. Jegliche Form des Hasses, der Gewalt und des Antisemitismus und insbesondere die Instrumentalisierung aller Gotteshäuser egal welcher Konfession als Ausdruck eben dieses Hasses und der Gewalt sei zu verurteilen. "Im Gebet zu Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, dem Gott unserer Väter wissen wir uns mit Euch verbunden", wandte sich Leibnitz an die Mitglieder der Jüdischen Gemeinde.
Man könne im politischen Konflikt um Palästina unterschiedliche Positionen vertreten, hieß es bei der Kommission für den interreligiösen Dialog der Diözese Graz-Seckau; tätliche Angriffe auf die jüdische Gemeinde aber würden nicht nur "alle Grenzen des legitimen Diskurses überschreiten, sondern erinnere auch an düstere, menschenverachtende Zeiten und Haltungen, die keinen Platz in unserem Land haben dürfen".
Darüber hinaus sei eine Synagoge vor allem eine Stätte des Gebetes und der Gottesverehrung. "Religion darf von niemandem für nationalistische und partikulare Interessen vereinnahmt werden", sagte Markus Ladstätter, Leiter der Kommission für den interreligiösen Dialog der Diözese Graz-Seckau und geschäftsführender Vorsitzender der Weltreligionen-Kommission der Österreichischen Bischofskonferenz.
Auch der steirische evangelische Superintendent Wolfgang Rehner schloss sich den Solidaritätsbekundungen an. Die Mitglieder der Jüdischen Gemeinde und ihr Präsident seien "ältere Geschwister im Glauben", so Rehner:
Was sie verletzt, schmerzt uns. Gemeinsam wissen wir uns in Gottes Obhut. Und wir bleiben im Gespräch, damit Graz als Stadt des Interreligiösen Dialogs und der Menschenrechte erkennbar bleibt.
Der Grazer Superintendentialkurator Michael Axmann forderte, nicht zur Tagesordnung überzugehen. Vielmehr sei eine breite öffentliche und gesellschaftliche Diskussion über die Ursachen des aktuellen Antisemitismus erforderlich - und vor allem darüber, was dagegen getan werden muss. "Eine Informations- und Bildungsoffensive sollte einen positiven Zugang zur jüdischen Religion, Kultur und Leben schaffen und dem Antisemitismus den Boden entziehen. Die Religionsvielfalt kann nur eine Bereicherung in der Gesellschaft sein", so Axmann in einer Presseaussendung der Evangelischen Kirche Steiermark.
Quelle: kathpress