Ruf nach klarem Konzept in Kampf gegen Antisemitismus
Nach dem Angriff auf den Präsidenten der Jüdischen Gemeinde Graz, Elie Rosen, hat der österreichische Koordinierungsausschusses für christlich-jüdische Zusammenarbeit der Gemeinde seine Solidarität versichert. Gleichzeitig forderte der Vorstand am Sonntag von der Regierung ein klares Durchführungskonzept, um den Kampf gegen Antisemitismus als politische Querschnittmaterie zu etablieren. "Das erste Mal in der Geschichte der Zweiten Republik wurde ein hochrangiger Funktionär der Israelitischen Kultusgemeinde körperlich attackiert. Es sollte ein Warnzeichen sein", betonte der Koordinierungsausschuss in einer von Präsident Martin Jäggle gezeichneten Erklärung.
Beschädigungen jüdischer Einrichtungen würden zu oft unter Sachschäden bagatellisiert. "Sie sind aber Aggressionen auf jüdisches Leben, das gedemütigt, herabgewürdigt und möglichst klein gehalten, gestört und zerstört werden soll", hielt Jäggle fest. Die Ereignisse in Graz führten dies erschreckend vor Augen.
Dass nach Bekanntwerden des Angriffs auf Elie Rosen noch in der Nacht auf Sonntag Menschen aus unterschiedlichsten gesellschaftlichen Bereichen zusammengekommen waren und im strömenden Regen vor der Grazer Synagoge Wache standen, bezeichnete der Koordinierungsausschuss als "beeindruckendes und ermutigendes Zeichen". "Wir danken Ihnen ganz besonders, fragen aber, warum die Polizei nicht schon davor präsenter war?", fügte der Vorstand in seiner Erklärung hinzu.
Österreich brauche noch mehr Anstrengungen, ein aktiv offenes und einander wertschätzendes Zusammenleben zu gestalten und den Polarisierungen eine Absage zu erteilen. Für notwendig erachtet der Koordinierungsausschuss aber auch eine "tiefgreifende und wahrscheinlich schmerzliche Auseinandersetzung mit den geschichtlichen (Ab)Gründen von Familien und Gesellschaft, die Antisemitismus gedeihen ließen und lassen".
Jüdisches Leben sei ein unverzichtbarer Teil von Österreich, so der Ausschussvorstand abschließend:
Dass es nach der Shoa wieder aufgeblüht ist, macht uns dankbar und verantwortlich, alles zu tun, damit jüdische Bürgerinnen und Bürger nicht nur in Sicherheit, sondern auch in Würde und Wertschätzung leben können.
Quelle: kathpress