Caritas an Regierung: "Auslandskatastrophenfonds deutlich erhöhen"
Caritas-Auslandshilfechef Andreas Knapp hat am Dienstag im Vorfeld des Welttages der Humanitären Hilfe (19. August) an die österreichische Bundesregierung appelliert, den Auslandskatastrophenfonds (AKF) deutlich auf 60 Millionen Euro zu erhöhen. Österreich habe bei der humanitären Hilfe verglichen mit anderen europäischen Staaten massiven Nachholbedarf, so Knapp. Zum Vergleich: Die öffentlichen Ausgaben pro Kopf beliefen sich in Österreich pro Jahr auf gerade einmal 4,1 Euro, in Deutschland seien es 27,3 Euro und in Dänemark gar 66 Euro, wie Knapp ausführte. Nachsatz: "Das muss korrigiert werden."
Der Auslandskatastrophenfonds für Maßnahmen der humanitären Hilfe ist derzeit mit 25 Millionen Euro pro Jahr dotiert und wird vom Außenministerium verwaltet. Über die Verwendung der Mittel entscheidet in jedem einzelnen Fall der Ministerrat.
Aktuell seien weltweit 168 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen, sei es bedingt durch Kriege oder Katastrophen, berichtete Knapp. Er äußerte sich am Dienstag im Rahmen einer virtuellen Pressekonferenz, die vor allem der dramatischen Situation im Libanon nach der schweren Explosion in Beirut von vor zwei Wochen gewidmet war.
Regierung unterstreicht humanitäre Hilfe
Bundeskanzler Sebastian Kurz und Vizekanzler Werner Kogler haben sich unterdessen anlässlich des Welttages der Humanitären Hilfe zu "solidarischer und wirksamer internationaler Hilfe" als zentralem Anliegen der Bundesregierung bekannt, wie es am Dienstag laut APA in einer Aussendung hieß. Österreich komme dieser Verantwortung in besonderem Maße nach - zuletzt in Beirut durch Hilfe in Höhe 1,9 Millionen Euro - und werde das auch weiterhin tun, versicherte Kurz. "Die Covid-Pandemie trifft ärmere Länder und Gesellschaften um ein Vielfaches härter." Damit sie sich möglichst effizient selbst helfen können, brauche es internationale humanitäre Hilfe.
Die Regierung werde ihren Teil dazu beitragen, so der Kanzler. "Das werden wir auch in den anstehenden Budgetverhandlungen noch stärker vorantreiben", kündigte Kogler an.
24,5 Millionen Euro für Krisenregionen
Neben den Leistungen für coronavirusrelevante humanitäre Hilfe aus dem Auslandskatastrophenfonds (AKF) habe das Außenministerium weitere umfangreiche Leistungen in der Entwicklungszusammenarbeit erbracht, hieß es. So habe die Austrian Development Agency (ADA) mit 13,7 Millionen Euro Corona-Hilfsprojekte unter anderem auf dem Westbalkan, in Libyen, Afghanistan und in Bhutan unterstützt. Zähle man all das zusammen, habe sich Österreich heuer bereits mit 24,5 Millionen Euro solidarisch gezeigt und in Krisenregionen rasch geholfen, teilte die Bundesregierung weiter mit.
Bei Bildung der türkis-grünen Koalition hätten sich beide Parteien auf wirksame Hilfe an Ort und Stelle - vor allem in Krisenregionen - als zentrales Anliegen geeinigt, um das sich die Bundesregierung verstärkt kümmern werde. Der AKF sei daher auch auf 25 Millionen Euro aufgestockt worden. Aus dem AKF wurden in den vergangenen Monaten 10,8 Millionen Euro für humanitäre Hilfe beschlossen. Darin umfasst sind Hilfen für die von Bürgerkriegen schwer getroffenen Länder Syrien und Jemen, für Flüchtlinge auf den griechischen Inseln, für die von einer Heuschreckenplage heimgesuchten Länder Äthiopien und Uganda sowie zuletzt die Soforthilfe für den von der Explosionskatastrophe betroffenen Libanon.
Der Welttag der Humanitären Hilfe ist ein internationaler Aktionstag, an dem humanitärer Helfer und derjenigen gedacht wird, die ihr Leben bei humanitären Einsätzen verloren haben. Der Aktionstag geht auf einen Beschluss der UN-Generalversammlung zurück und wird jedes Jahr am 19. August begangen.
Quelle: kathpress