"Christen in Not" zu Zwangsehe-Fall: Islamophobie nicht hilfreich
Seriöse, auf Fakten basierende Kritik ist angesichts von Schikanen gegen Christen in Pakistan angezeigt; "nicht hilfreich" ist dagegen Pauschalierung und Aufbauschung. Das hat Elmar Kuhn, Generalsekretär der in Wien ansässigen Menschenrechtsorganisation "Christen in Not", zum Fall der zwangsverheirateten jungen Christin Maira Shahbaz erklärt. Das päpstliche Hilfswerk "Kirche in Not" in München hatte am Freitag laut einer Meldung der deutschen Katholischen Nachrichtenagentur KNA scharf kritisiert, dass der muslimische Entführer der damals 13-jährigen Christin von den Vorwürfen gerichtlich entlastet wurde - und dabei mit seiner "tendenziell islamophoben Wortmeldung" übers Ziel hinausgeschossen, so Kuhn in einer Aussendung am Montag.
Der Sachverhalt laut "Christen in Not", das den Fall seit der Entführung des heute 14-jährigen Mädchens betreut: Ein Provinzgerichtshof und keinesfalls der "Supreme Court" Pakistans habe ein Urteil "auf Basis des islamischen Eherechts" gefällt, gegen das "Christen in Not" nun eine durchaus erfolgversprechende Berufung vor dem Höchstgericht vorbereitet. Es werde "ein Leichtes sein, beim Supreme Court, wie in vielen vorherigen Fällen auch, die Ehe zivilrechtlich für ungültig zu erklären", äußerte sich Kuhn optimistisch.
Der Generalsekretär bemängelte die Fehlerhaftigkeit der "Kirche in Not"-Darstellung nicht nur in Bezug auf das kritisierte Gericht. Problematisch sei auch das dort verwendete Zitat der Menschenrechtsaktivistin Lala Robin Daniel, einer Freundin der betroffenen Familie, wonach "mit diesem Urteil (...) kein christliches Mädchen in Pakistan in Sicherheit" sei. Diese "sehr emotionale" Äußerung eines in diesen Fall gar nicht direkt Involvierten "treibt einen Keil zwischen Christen und Muslime" und schüre Stimmungen, die einen "objektiven Prozess immer schwieriger" machen würden und dadurch letztlich auch den Einsatz für Mairas Freiheit gefährdeten, warnte Kuhn.
Eskalationen in der Öffentlichkeit vermeiden
"Christen in Not" arbeite "genau und konsequent, aber versöhnend". Pauschalierung werde vermieden, die Rechtswege unaufgeregt und objektiv genutzt. "Dabei können wir gegebenenfalls auch auf die Unterstützung des pakistanischen Botschafters zählen", wies Kuhn hin. In Prozessen wie dem geschilderten gehe es darum, Eskalationen in der Öffentlichkeit wie im "Gotteslästerungs"-Fall Asia Bibi zu vermeiden. "Das sollte auch 'Kirche in Not' wissen", rügte Kuhn den vorliegenden Bericht der "deutschen Kollegen".
Sein Appell: "Eine hilfreiche Berichterstattung nennt die Gräuel gegen Christen in Pakistan beim Namen. Immer muss aber auch differenziert werden zwischen dem Mob und fundamentalistischen Imamen auf der einen und dem funktionierenden Justizsystem in Pakistans Demokratie auf der anderen Seite." Versöhnung erfordere "Wahrheit, aber keine Sensationslust". Mit Pauschalverurteilungen der Muslime werde Versöhnung unmöglich gemacht. (Info: https://christeninnot.com)
Quelle: kathpress