"Jugend Eine Welt" unterstützt Flüchtlingsschiff "Sea Watch 4"
Das österreichische katholische Hilfswerk "Jugend Eine Welt" hat seine Unterstützung des Seenot-Rettungsschiffes "Sea Watch 4" bekanntgegeben. Es gehe bei diesem Engagement darum, "Menschenleben zu retten", wobei Seenotrettung die konkrete Antwort auf eine aktuelle humanitäre Notlage, wenn auch noch nicht die Lösung eines Problems sei, begründete Geschäftsführer Reinhard Heiserer die Entscheidung. Ein ehemaliger Mitarbeiter des Hilfswerks, Jakob Frühmann, sei mit an Bord und werde über seinen Einsatz am Laufenden halten, hieß es in einer Aussendung vom Donnerstag.
Das Schiff "Sea Watch 4" befindet sich derzeit in den abschließenden Werftarbeiten in Spanien und sollte ursprünglich im April auslaufen. Infolge einer Corona-bedingten Verzögerung wird nun ein Termin "noch im August" angestrebt. Getragen wird das Vorhaben von dem Bündnis "United 4 Rescue", dem insgesamt 550 Organisationen - darunter auch die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) und deren Hilfswerk Diakonie, der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), Pax Christi und die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung (KAB), jedoch auch der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB), ein Kondomhersteller und die Hamburger Band Revolverheld - angehören. Ärzte ohne Grenzen ist für die medizinische Versorgung auf dem Boot zuständig.
Bei einer Präsentation des Vorhabens am Donnerstag in Berlin erklärte die "United 4 Rescue"-Mitgründerin und evangelische Pastorin Sandra Bils, der Einsatz derart vieler Partner aus der Zivilgesellschaft für die Seenotrettung sei ein "Unding", das jedoch aufgrund der Untätigkeit der Regierungen notwendig sei. Auch die Organisationen Sea-Watch und Ärzte ohne Grenzen bemängelten die Politik an den EU-Außengrenzen. Oliver Behn von Ärzte ohne Grenzen sprach von einem "Versagen der Europäischen Union". Die EU werde ihrer Verantwortung in der Wahrung der Menschenrechte nicht einmal ansatzweise gerecht.
"Jugend Eine Welt"-Geschäftsführer Heiserer pochte in der Aussendung auf "politische, wirtschaftliche und soziale Maßnahmen, um die Menschen erst gar nicht zur Flucht zu zwingen". Vor allem solle dafür gesorgt werden, dass alle Menschen "Zukunftsperspektiven, tragfähige Lebensgrundlagen, Frieden und eine reelle Aussicht auf eine lebenswerte Zukunft im eigenen Land" bekämen. Bis es soweit sei, dürfe man jedoch nicht "zuschauen, wie tausende Menschen ertrinken", so Heiserer. Die Staatengemeinschaft und auch Österreich müssten koordiniert konkrete Schritte erarbeiten, um Fluchtursachen zu vermindern und sichere Fluchtwege zu ermöglichen.
Laut der internationalen Migrationsbehörde IOM sind seit 2014 über 20.000 Menschen bei ihrer Flucht über das Mittelmeer ums Leben gekommen. Die von der EU finanzierte libysche Küstenwache hat seit 2017 rund 39.000 Schutzsuchende in das Bürgerkriegsland Libyen verschleppt. Dort drohen ihnen oft Folter, Vergewaltigung und Tod.
Quelle: kathpress