Hilfswerke starten Soforthilfen für Opfer der Explosionen in Beirut
Nach den verheerenden Explosionen im Hafen der libanesischen Hauptstadt haben heimische Hilfsorganisationen wie Caritas, Diakonie und "Kirche in Not" mit Soforthilfemaßnahmen gestartet. "Insbesondere der Schutz und die Versorgung der betroffenen Menschen haben nun oberste Priorität", betonte Caritas-Präsident Michael Landau, in einer Aussendung am Donnerstag. Mit Hilfe des lokalen Partners Caritas Libanon stellt die Hilfsorganisation Betroffenen Notunterkünfte, Nahrungsmittel, Trinkwasser, Hygienematerial und andere Nothilfegüter zur Verfügung. Die Caritas unterstützt die Nothilfe mit 40.000 Euro, bittet aber auch um Spenden - etwa auf der Plattform Facebook.
In Folge der verheerenden Explosionen in Beirut am Dienstag sollen 157 Menschen getötet und über 4.000 Personen verletzt worden sein. Die Schäden, die durch eine Explosion von Ammoniumnitrat ausgelöst wurden, haben weite Teile des Beiruter Stadtgebietes verwüstet, unter anderem auch das christliche Viertel, Klöster und Kirchen. Auch das Gebäude der Caritas-Libanon wurde beschädigt.
"In dieser unsicheren Situation sind die Auswirkungen der Explosion kaum noch zu erfassen, denn neben dem Verlust an Menschenleben und den strukturellen Schäden, gilt es ein Gefühl der Sicherheit nach diesem Schock zu geben", meinte Landau. Daher sei in dieser Phase psychologische Hilfe enorm wichtig, so der Caritas-Präsident.
Laut Schätzungen sollen bis zu 300.000 Einwohner Beiruts obdachlos geworden sein. Die Caritas wolle den Menschen in den kommenden Tagen ein Dach über dem Kopf zur Verfügung stellen, so die Hilfsorganisation, die bereits mit dem Aufbau von Zelten begonnen hat.
Die Chemie-Katastrophe, die laut örtlichen Sicherheitskräften von 2.750 Tonnen im Hafen gelagertem Ammoniumnitrat ausgelöst wurde, "hat dem Land weiteren Schaden zugefügt", meinte auch der "Caritas Internationalis"-Generalsekretär Aloysius John via "Vatican News". Schon davor sei das Land von wirtschaftlichen und politischen Krise, der Gewalt, der Corona-Pandemie und den Folgen der gegen Syrien verhängten Wirtschaftssanktionen "in die Knie gezwungen worden". Der Caritas-Weltverband befürchtet eine weiter steigende Zahl von Toten und Verletzten, da bei den Explosionen giftige Gase freigesetzt wurden.
Mit Verweis auf die ernste Nahrungsmittelkrise im Land forderte John die internationale Gemeinschaft auf, "dringende und bedingungslose Hilfe zu leisten". Erforderlich sei dabei auch die Aufhebung von Wirtschaftssanktionen.
Zerstörung von Klöstern, Kirchen und christlichem Viertel
Um den Betroffenen beizustehen, hat "Kirche in Not" Lebensmittelhilfen in Höhe von 250.000 Euro auf den Weg gebracht. Damit sollen vor allem arme Familien versorgt werden, die von der Detonation unmittelbar betroffen sind oder ihr Zuhause verloren haben, so das weltweit tätige katholische Hilfswerk.
Ein Projektpartner von "Kirche in Not", Karmelitenpater Raymond Abdo, schilderte, dass die Druckwelle der Explosionen "an die Detonation einer Atombombe" erinnert habe. Zudem wurde ein Kloster schwer beschädigt, wobei auch eine Ordensfrau umgekommen sein soll.
"Völlig zerstört" sei das christliche Viertel von Beirut, wie der maronitisch-katholische Priester Samer Nassif erklärte. Die Bewohner hätten ihre Wohnungen und Arbeitsplätze verloren. Auch mindestens zehn Kirchen lägen in Trümmern. "Durch die Explosion wurde dem christlichen Viertel von Beirut mehr Schaden zugefügt als in den langen Jahren des Bürgerkriegs. Wir müssen es von Grund auf neu bauen", sagte Nassif.
Auch die evangelische Diakonie unterstützt den Wiederaufbau von Nothilfezentren durch die lokale Partnerorganisation IOCC, mit der die Diakonie seit mehr als 20 Jahren kooperiert. "Krankenpfleger, Ärzte und Sozialarbeiter stellen die wichtigsten medizinischen Nothilfe-Zentren wieder her. Aktuell wird auch eine Suppenküche eröffnet, um Menschen mit einer warmen Mahlzeit zu versorgen", erläuterte Nina Hechenberger, Leiterin der Diakonie Katastrophenhilfe Österreich. In den nächsten Tagen werde man mit dem Wiederaufbau von Unterkünften beginnen.
Quelle: kathpress