Zsifkovics in Hirtenbrief: Nach Krisen wieder neu aufbrechen
Die Katholiken im Burgenland sollten die Umstände der Errichtung der Diözese Eisenstadt, die vor 60 Jahren vom Konzilspapst Johannes XXIII. zur Diözese erhoben wurde, als Auftrag zu einem steten Neuaufbrechen nach Krisen verstehen. Das hat der Eisenstädter Bischof Ägidius J. Zsifkovics in einem Hirtenbrief zum Jubiläum betont, der in den Gottesdiensten der burgenländischen Pfarren verlesen werden soll. Heute sei ein dreifacher Aufbruch für die Diözese nötig: Der Bischof nannte Besinnung auf das Wesentliche des Lebens und Glaubens, christlich motivierte Solidarität mit Bedürftigen sowie Erneuerung der Kirche im Geist des II. Vatikanums.
Anlass für den auf der Website der Diözese Eisenstadt veröffentlichten Hirtenbrief ist der 60. Jahrestag der Ereignisse vom 15. August 1960: Mit der an diesem Marienfeiertag von Papst Johannes XXIII. unterzeichneten Bulle "Magna quae" erfolgte die Errichtung der Diözese Eisenstadt und die damit verbundene endgültige Abtrennung des Burgenlands von den ungarischen Mutterdiözesen Györ und Szombathely.
Damit sei "eine lange Zeit des Übergangs und der Unsicherheit für dieses neue kirchliche Gebiet als Apostolische Administratur zu Ende gegangen", erinnerte Zsifkovics. Er zitierte den emeritierten Papst Benedikt XVI., der in einem von ihm verfassten Gebet zum Diözesanjubiläum auf die durch das alte Österreich im Jahre 1918 gehenden Risse eingeht, aber auch auf das langsame Zusammenwachsen des Burgenlands zu einem Ganzen. "Unser Auftrag ist es, die unterschiedlichen Sprachen und die vielfältige Geschichte zu einer inneren Einheit zusammenzuführen", heißt es im Gebet Benedikts.
Wenige glaubten an Lebensfähigkeit
Bischof Zsifkovics erwähnte, dass nach dem Zerfall der Donaumonarchie nur wenige an die Lebensfähigkeit des Burgenlandes und der werdenden Diözese geglaubt hätten. Aber "im Blick auf Gott, durch Fleiß, durch Opferbereitschaft und durch den Willen zur Zusammenarbeit" seien Land und neue Diözese zum Blühen gebracht worden. Und aktuell, nach den schweren Monaten der Corona-Pandemie, seien Kirche und Gesellschaft im Burgenland erneut zu einem Aufbruch herausgefordert.
Dafür sei es zum einen unumgänglich, sich "auf das Wesentliche unseres Lebens und christlichen Glaubens" zu besinnen; Zsifkovics empfahl dafür Bibellektüre und Gebet, Gottesdienst und Sakramente. Gerade während der Corona-Pandemie, als keine gemeinsamen Messfeiern möglich waren, habe sich für viele schmerzlich gezeigt, "wie unverzichtbar die Kirche, unsere Diözese und unsere Pfarren sind", wenn es darum gehe, die Menschen mit Jesus und seiner Frohbotschaft in Berührung zu bringen.
Zweiter Aspekt eines Neuaufbruchs soll nach den Worten des Bischofs die "Besinnung auf das Notwendige und Notwendende" sein. Dies bedeute einen einfachen Lebensstil nicht auf Kosten kommender Generationen und Bereitschaft zum Teilen nach dem Vorbild des Diözesanpatrons, des Heiligen Martin von Tours. "Braucht es nicht gerade in unserer modernen Welt, besonders in dieser Zeit der Pandemie, Christen, die wie Martinus bereit sind zur Solidarität mit allen Menschen, vor allem mit den Armen, Schwachen und Benachteiligten, mit Fremden, Verfolgten und Menschen auf der Flucht?
Erneuerung statt Kirchenkrise und "Grabesruhe"
Zur dritten Säule des von ihm angeregten Aufbruchs - der "Besinnung auf die ständige Öffnung und Erneuerung als Kirche" schrieb Zsifkovics ungeschminkt: "Die gegenwärtige Kirchenkrise, die eine Glaubenskrise ist, zeigt uns keinen Aufbruch, sondern eine Grabesruhe." Doch "Resignation und Frustration" ließen oft das viele Gute übersehen, das durch die Kirche und ihre Mitarbeiter geschehe. Nicht zuletzt die Missbrauchsfälle der vergangenen Jahre zeigten laut dem Bischof, dass es nicht nur eine "Kirche der Heiligen", sondern auch eine "Kirche der Sünder" gebe. Daher brauche es ständig die Öffnung, Erneuerung und Neuausrichtung des einzelnen Christen und der ganzen Kirche. "Das heißt für unsere Diözese: Offenheit im Blick auf die Gemeinschaft selbst, Zusammenarbeit im Gehen neuer Wege in der Pastoral, vor allem gegenüber Suchenden, Fernstehenden, Ausgetretenen, Andersdenkenden. Offenheit im Blick auf unsere Volksgruppen, die Ökumene und die Brückenfunktion zu unseren Nachbarn", wie Zsifkovics darlegte.
Abschließend wird im Hirtenbrief zum nachgeholten Diözesanfest am Pfingstmontag, 24. Mai 2021, in Eisenstadt eingeladen, einem "Fest des Dankes, der Begegnung und der Ermutigung", das gemeinsam mit dem Jubiläum "100 Jahre Burgenland" gefeiert werden solle. Bischof Zsifkovics appellierte an die burgenländischen Gläubigen, "auf unserem Weg in das siebente Jahrzehnt unserer Diözese im Vertrauen auf Gottes Segen und im Blick auf Maria immer neue Aufbrüche zu wagen". Dass die Diözese an einem Marienfeiertag errichtet wurde, sei eine "Fügung Gottes" und verweise auf Maria als "die große Frau des Aufbruchs", schrieb der Bischof im Blick auf das Hochfest am 15. August.
Quelle: kathpress