Bischöfe in Japan und den USA gedenken des Atombombenabwurfs
Zum 75. Jahrestag des Atombombenabwurfs auf die japanische Stadt Hiroshima rufen Bischöfe in Japan und den USA zum gemeinsamen Gebet auf. Erzbischof Joseph Mitsuaki Takami von Nagasaki und Bischof David Malloy von Rockford im US-Bundesstaat Illinois warnten vor einem erneuten Wettrüsten. "So lange es die Vorstellung gibt, dass Waffen Frieden stiften können, wird es schwer, die Zahl der Atomwaffen weltweit zu reduzieren, geschweige denn sie abzuschaffen", stellte der Vorsitzende der Japanischen Bischofskonferenz in einer gemeinsamen Videobotschaft (Dienstag) fest. Erzbischof Takami wurde im März 1946 in Nagasaki geboren und war vom Atombombenabwurf auf die japanische Großstadt als ungeborenes Kind betroffen. In seiner Familie habe es Opfer gegeben.
Alle Nationen müssten Mittel zu vollständiger Abrüstung finden, fügte Bischof Malloy hinzu. Dazu brauche es gemeinsames Engagement und Vertrauen. Beide Bischöfe seien besorgt, dass die Zerstörungskraft von Atombomben inzwischen deutlich unterschätzt werden könnte.
Bereits in der vergangenen Woche hatte die katholische Bischofskonferenz der USA ihre Solidarität mit dem japanischen Volk erklärt. Man trauere gemeinsam um die unschuldigen Menschen, die bei dem Bombenabwurf ums Leben gekommen seien oder unter den Folgen litten, erklärte der Bischofskonferenz-Vorsitzende, Erzbischof Jose Horacio Gomez von Los Angeles. Gleichzeitig forderte er Staatsoberhäupter weltweit auf, alle Arten von Massenvernichtungswaffen abzuschaffen.
Zusätzlich startete die Bischofskonferenz eine Briefaktion für die Gläubigen. Mit vorgefertigten Schreiben sollen diese sich an ihre Kongressabgeordneten wenden und für eine Verlängerung des Atomwaffenmoratoriums zwischen Russland und den USA aussprechen. Das "New Start"-Abkommen zwischen den beiden Atommächten wurde 2010 geschlossen und sah eine weitere Reduzierung der Nuklearwaffen vor. Im kommenden Februar würde es auslaufen.
Japans Bischofskonferenz hatte im Juli ein Thesenpapier zur Abschaffung von Nuklearenergie veröffentlicht. Neben Hiroshima und Nagasaki stand dabei auch die Kernschmelze im Atomkraftwerk Fukushima im März 2011 im Vordergrund.
Papst Appelle gegen Atomwaffen
Kritik am Besitz von Atomwaffen und "Gebrauch von Atomenergie zu Kriegszwecken" übte bereits mehrmals Papst Franziskus, unter anderem 2017 als Teilnehmer einer internationalen Konferenz zum UN-Atomwaffenverbotsvertrag sowie vor und während seiner Japan-Reise im November 2019. Schon zuvor hatte Johannes Paul II. 1981 in Hiroshima und Nagasaki eindringlich zur Beseitigung aller Atomwaffen weltweit aufgerufen.
Papst Franziskus verurteilte in Nagasaki u.a. den Erwerb von spaltbarem Material, die Entwicklung, Konstruktion und Drohung wie auch den Besitz von Atomwaffen als "unmoralisch". Zudem ließen sich Frieden und internationale Stabilität nicht mit einer "Logik von Angst und Misstrauen" sichern, so der Papst. Er mahnte ein Festhalten an Abrüstungs- und Verbotsabkommen an und äußerte sich besorgt über die derzeitige "Erosion des Multilateralismus". Es gelte, in Pflugscharen statt in Schwerter zu investieren, auch um der UN-Nachhaltigkeitsziele 2030 willen. Rüstungsausgaben seien eine "himmelschreiende" Vergeudung angesichts weltweiter Armut und Klimaprobleme.
Japans Atomkatastrophen
Am 6. und 9. August 1945 hatten die USA über den japanischen Städten Hiroshima und Nagasaki zwei Atombomben abgeworfen. Nach Schätzungen starben mehr als 250.000 Menschen sofort oder teils Jahre später an Verbrennungen und Strahlenschäden.
Der dritte schwere Atomvorfall in Japan ereignete sich im März 2011 im Atommeiler Fukushima-Daiichi, wo es eine Reaktorschmelze gab, ausgelöst durch ein schweres Seebeben und einen darauffolgenden Tsunami. Bis heute besteht eine 20-Kilometer-Sperrzone rund um das havarierte Atomkraftwerk.
Die Folgearbeiten in der Region sollen nach Schätzungen noch 30 bis 40 Jahre dauern - während Japans Regierung schon versucht, den teuren Atomausstieg zurückzudrehen und das eine oder andere AKW wieder hochzufahren. Widerstand regt sich dabei gegen den Plan der Regierung, das radioaktiv verseuchte Kühlwasser von Fukushima ins Meer zu leiten. Das Wasser wurde nach der Katastrophe zur Kühlung der Brennstoffkerne genutzt und in 960 Tanks gesammelt. Deren Kapazität wird spätestens 2022 erschöpft sein.
Quelle: kathpress