Pax-Christi-Präsident schildert bedrückendes Hiroshima-Erlebnis
Ein bedrückendes Erlebnis im Friedensmuseum von Hiroshima hat dem Präsidenten von Pax Christi Österreich, Wolfgang Palaver, die Verantwortung auch heutiger Generationen vor Augen geführt, gegen Nuklearwaffen aufzutreten. Um dieser Verantwortung gerecht zu werden, "müssen wir alles in unserer Macht tun, um den weltweiten Abbau der atomaren Rüstung und aller Massenvernichtungswaffen voranzutreiben", betonte der Innsbrucker Theologe in seiner Stellungnahme zum diesjährigen Hiroshima-Tag (6. August). Das jährliche Gedenken an den US-Atomschlag 1945 gegen Japan sei "ein guter Anlass, uns dieser drängenden Aufgabe wieder bewusst zu werden".
Im Anschluss an eine Konferenz in Kyoto besuchte Palaver für einen Tag die Gedenkstätten und das Friedensmuseum in Hiroshima, schilderte er.
Die vielen Bild- und Tondokumente haben mir eindringlich die Zerstörungskraft und auch das dadurch verursachte menschliche Elend dieser ersten auf Menschen abgeworfenen Atombombe veranschaulicht.
Er sei von Übelkeit und einer depressiven Stimmung erfasst worden und musste das Museum umgehend verlassen. "Ich konnte keine Schilderungen mehr ertragen, die berichten, wie brennende Menschen verzweifelt nach irgendeiner Flüssigkeit suchten, um die tödlichen Flammen zu löschen."
Diesen "aufwühlenden Besuch" in Hiroshima deutet der Sozialethiker heute als Beispiel für das "Prometheische Gefälle", womit der Philosoph und Atomwaffenkritiker Günther Anders schon in den 1950er Jahren die Differenz zwischen dem technisch Herstellbaren und dem menschlich Vorstellbaren beschrieben habe. Technisch gesehen sei es ein Kinderspiel, eine Großstadt mit allen ihren Einwohnern in wenigen Minuten auszulöschen. "Aber schon das Schicksal eines einzelnen Opfers dieser Kriegsgewalt ist menschlich kaum zu ertragen."
Bei Nuklearwaffen treffe zu, dass "wir nicht wissen, was wir tun", zitierte Palaver Anders. Denn die "Kluft zwischen unseren technischen Fähigkeiten und unseren emotionalen Möglichkeiten" beschränke das menschliche Erkennen.
Kernwaffen sind "ein Verbrechen"
Rund um jeden Jahrestag der Atombombenabwürfe von Hiroshima und Nagasaki (6. bzw. 9. August) werden Grußbotschaften zum Gedenken und für eine atomwaffenfreie Welt gesammelt. Auch Kirchenvertreter äußern sich alljährlich dazu. Anlässlich seines Japan-Besuches im vergangenen November verurteilte auch Papst Franziskus in Hiroshima den Bau und den Besitz von Kernwaffen scharf. "Der Einsatz von Atomenergie zu Kriegszwecken ist ein Verbrechen, heute mehr denn je", sagte er am Ort des ersten Atombombenabwurfs.
Friedensaktivisten auch aus dem kirchlichen Bereich beteiligen sich an der Gedenkveranstaltung am Hiroshima-Tag um 17 Uhr auf dem Wiener Stephansplatz, darunter u.a. der Missionstheologe und Ordensmann Pater Franz Helm und die reformierte Pfarrerin Ines Knoll. (Info: www.hiroshima.at)
Quelle: kathpress