Pfarrer-Initiative: Vatikan-Instruktion provoziert zum Ungehorsam
Die jüngste Vatikan-Instruktion zu Gemeindereformen "beschwört eine Situation herauf, in der Bischöfe und Priester aus pastoraler Not zum 'Ungehorsam' getrieben werden": Dieses Fazit hat der Vorstand der Pfarrer-Initiative Österreich in einer Stellungnahme am Mittwoch gezogen. Das Schreiben der Kleruskongregation spalte - "aufgrund des Nicht-Ernstnehmens der Situation" - Bischöfe, Priester und Pfarrgemeinden, so die Befürchtung der österreichweiten Bewegung katholischer Priester und Diakone. So fordere die Instruktion kirchenrechtliche Regelungen ein, die "zum Teil hinter dem II. Vatikanischen Konzil zurückgeblieben sind".
Das vatikanische Schreiben stoße aber auch die österreichischen Bischöfe und diözesanen Gremien "in ihren Bemühungen, auf den Priestermangel konstruktiv zu reagieren" vor den Kopf, attestierte die Pfarrer-Initiative. Zudem verdränge die Kleruskongregation mit der Überhöhung des Priesteramtes "Jesus Christus und das Wirken des Geistes aus der Mitte des kirchlichen Lebens" und "mitverantwortliche Christinnen und Christen" aus den Pfarrgemeinden.
Gleichzeitig ortete die Initiative einen Widerspruch zwischen der von Papst Franziskus eingeforderten synodalen Kirche mit dezentraleren Strukturen und der Instruktion der Kleruskongregation. Letztere würde mit "missionarischem Eifer" einschärfen, dass Pfarrgemeinderäte nur beratende Funktion hätten und allen Nichtgeweihten das Predigen bei der Messfeier sowie eine kollegiale Leitung von Priestern und Laien verboten sei.
Die Hoffnung liege nun darin, dass die Diözesen Anregungen und neue regionale Regelungen finden, wie der Dienst von Laien und "das Dienstamt des Priesters" besser zusammengeführt werden könne.
Dazu gehören auch mutige Eingaben nach Rom für ein erneuertes Amt in der Kirche, das für Frauen und Männer, Verheiratete und Zölibatäre geöffnet wird.
Die vatikanische Kleruskongregation hat am 20. Juli in einer Instruktion die traditionelle Ordnung von Pfarren und die Position von Pfarrern bekräftigt. Von der letztverantwortlichen Gemeindeleitung bleiben Laien demnach weiterhin ausgeschlossen. Für die Aufhebung oder Zusammenlegung von Pfarren, wie sie vielerorts geplant werden, verlangt das Schreiben, das sich gleichzeitig auch gegen eine "Klerikalisierung der Pastoral" wendet, jeweils begründete Einzelfallentscheidungen von den Bischöfen.
Orden kritisiert Missionsverständnis
Scharfe Kritik am Missionsverständnis der jüngsten vatikanischen Instruktion über die "pastorale Umkehr der Pfarrgemeinde im Dienst an der missionarischen Sendung der Kirche" äußerte am Mittwoch das Steyler Missionswissenschaftliche Institut. Das Schreiben enthalte "leere Lippenbekenntnisse zu einer Mission, die sich als theologisch uninformiert, veraltet und überholt, im Wesentlichen inhaltsleer und in gelegentlichen praktischen Anwendungen peinlich darstellt", so der aus Österreich stammende Direktor des Instituts in St. Augustin (Deutschland), Christian Tauchner SVD.
Soziale Veränderungen müssten auch zu einem veränderten Umgang mit Pfarren und Gemeinden führen, forderte der Ordensmann. "Das wird aber durch die unvermittelte Wiederholung kirchenrechtlicher Vorgaben prinzipiell unmöglich gemacht."
Die Instruktion bezeichnete Tauchner als "unverständliche Aufzählung längst vorhandener kirchenrechtlicher Vorschriften, die von der gesellschaftlichen Wirklichkeit der Gemeinden weitestgehend überholt sind und nicht einmal von den Klerikern in der Kirche fortgeführt werden können". Das vatikanische Schreiben beschädige folglich die "Kirche als Volk Gottes nachhaltig", da es die Mission als kreatives und provokatives Mitleben der Christen in der Gesellschaft verunmögliche, so das Fazit des Direktors.
Quelle: kathpress