Nicht auf von Corona meistbetroffene Länder vergessen
Es trifft nicht zu, dass vor dem Coronavirus alle Menschen gleich sind: Arme Länder haben weit schlechtere Vorbedingungen als Industrieländer wie Österreich, um mit den Einschränkungen umzugehen, wie die steirische Caritas zum Start ihrer "Hungerkampagne" hervorhob. Weltweit nehme der Hunger durch die Epidemie wie auch die große Heuschreckenplage zu. Die weltweite Krise führe vor Augen, "wie privilegiert wir sind", erklärte Direktor Herbert Beiglböck bei einer Pressekonferenz am Dienstag in Graz. So verständlich eigene Ängste und Sorgen auch seien, halte er Dankbarkeit für die guten Voraussetzungen dennoch für angebracht - was sich auch in Bereitschaft zum Teilen bzw. zum Spenden ausdrücken solle.
Nur reiche Länder verfügten über die Möglichkeit, die Epidemie einzudämmen und mit den Folgen zurechtzukommen, sagte Beiglböck. Dies beginne beim einfachen Händewaschen und der Verfügbarkeit von Desinfektionsmitteln und reiche bis zu politischen Instrumenten zur Abfederung wirtschaftlicher Notsituationen. In vielen Weltgegenden seien Home Office oder Distance Learning undenkbar, schon allein weil es weder Elektrizität noch Laptops gebe. "Fehlende Einkünfte werden nicht abgefedert, Bildungsmöglichkeiten sind plötzlich unerreichbar, Hilfsprogramme müssen gestoppt werden", schilderte der Sozialexperte die Situation in vielen Ländern.
Georg Gnigler, Länderreferent der Caritas Steiermark Auslandshilfe, berichtete über die aktuelle Situation in Burundi und im Südsudan, wo die Caritas mit lokalen Partnern Projekte betreibt. Menschen, die als Tagelöhner arbeiten, verlieren wegen der Ausgangsbeschränkungen ihr Einkommen. Schulen sind seit Monaten geschlossen, die Zukunft ungewiss. Mädchen werden früh verheiratet, um Familien zu entlasten. Die Situation werde zusätzlich durch eine Heuschreckenplage verstärkt. "Aber unsere Partner in den Projektländern tun alles, um die Menschen vor Ort zu unterstützen und die Aktivitäten aufrechtzuerhalten", hielt Gnigler fest. So werden etwa trotz der Ausgangsbeschränkungen in Babyfeeding-Zentren Mahlzeiten für besonders bedürftige Kinder ausgegeben und Familien mit Lebensmittelpaketen versorgt.
Vielfältige Hilfspojekte
Weitere steirische Caritas-Projekte im Südsudan: So wird in einem Vorort von Juba ein Schulzentrum für 1.000 Kinder der St. Vincent de Paul Society unterstützt, wobei u.a. der Schulbesuch für Kinder aus armen Familien sowie täglich eine Schuljause und ein Mittagessen ermöglicht wird. Neunmonatige Nähkurse erlauben es Frauen, sich selbstständig zu machen und ein eigenes Einkommen zu erwirtschaften. Ebenfalls an Frauen wenden sich an zwei Standorten angebotene Trainings für die kleine Landwirtschaft, die zu einer langfristigen Verbesserung der Ernährungssituation beitragen und Multiplikatorinnen für die Weitergabe des Wissens u.a. über Gemüse- und Obstanbau, Saatgutvermehrung und Kompostierung ausbilden. Weitere präsentierte Partnerprojekte widmen sich der Anschaffung von Eseln, die fürs Pflügen eingesetzt werden, sowie der Aufklärung über das Coronavirus und einer Verbesserung der Hygiene-Situation.
Die Katholische Männerbewegung begleitet auch dieses Jahr die Caritas-Hungerkampagne. Deren Steiermark-Vorsitzender Ernest Theussl betonte:
Gerade wenn wir uns anschauen, wie wir durch die Situation gekommen sind, kann uns das demütig machen. Deshalb unterstützen wir gerne die Projekte der Caritas, die vor Ort Hilfe leistet.
Auf die gemeinsame Aktion "Glockenläuten" der Caritas und der Österreichischen Bischofskonferenz verwies Brigitte Kroutil-Krenn, die Leiterin der Auslandshilfe der steirischen Caritas. Am Freitag werden um 15 Uhr in ganz Österreich in den Pfarren die Glocken fünf Minuten lang läuten. "Damit wollen wir zum Engagement gegen den Hunger aufrufen", erklärte Kroutil-Krenn.
(Info: Spendenkonto der Caritas der Diözese Graz-Seckau: IBAN AT08 2081 5000 0169 1187, Kennwort: Hungerhilfe 2020)
Quelle: kathpress