Kritik aus Diözese Linz an vatikanischen Pfarrreform-Papier
Heftige Kritik am jüngsten vatikanischen Dokument "Die pastorale Umkehr" übt die Linzer Pastoraltheologin Klara-Antonia Csiszar. Sie äußert Verständnis für die Enttäuschungen im deutschsprachigen Raum. Für andere Teile der Welt, etwa Osteuropa, stelle die Instruktion der Kleruskongregation zu Pfarrreformen jedoch einen Fortschritt dar, so die Universitätsprofessorin für Pastoraltheologie an der Katholischen Privat-Universiät Linz, am Freitag in einem Gastkommentar in den "Oberösterreichischen Nachrichten" (OÖN).
Die vatikanische Kleruskongregation hat am Montag in einer Instruktion die traditionelle Ordnung von Pfarren und die Position von Pfarrern bekräftigt. Von der letztverantwortlichen Gemeindeleitung bleiben Laien demnach weiterhin ausgeschlossen. Für die Aufhebung oder Zusammenlegung von Pfarren, wie sie vielerorts geplant werden, verlangt das Schreiben, das sich auch gegen eine "Klerikalisierung der Pastoral" wendet, jeweils begründete Einzelfallentscheidungen von den Bischöfen.
Bemerkenswert sei, so Csiszar in ihrem Kommentar, dass sich das vatikanische Papier in seinen Aussagen überwiegend auf die kirchenrechtlichen Canones bezieht, "anstatt die pastorale Wirklichkeit in den Blick zu nehmen". Csiszar weiter: "Im Lichte der im Dokument erteilten Absagen, Verengungen und der Bekräftigung der Priesterkirche entsteht der Eindruck, dass die eifrig zitierten Passagen aus dem allseits so geschätzten 'Regierungsprogramm' von Papst Franziskus für die Agenda der Bestandsbewahrer instrumentalisiert werden". So bleibe leider der bittere Geschmack zurück, "dass die Pastoral die Magd des Kirchenrechts ist".
Die Enttäuschung und die Wut im deutschsprachigen Raum seien verständlich und berechtigt, meinte die Pastoraltheologin in den OÖN. "Zu viele Jahre und zu viel Kraft wurden investiert, um situationsgerechte Möglichkeiten zu finden, damit die Kirche missionarisch bleibe und um dringend notwendige Reformen in dem gegebenen engen Rahmen voranzutreiben." Daher werde das neue Dokument im deutschsprachigen Raum als eine Ausbremsung der notwendigen Reformen verstanden.
Wie stark aber die Ungleichzeitigkeit in der Weltkirche ist, zeige sich in der Rezeption der Instruktion in Ostmitteleuropa, "wo gerade eine Welle der Freude durch die Länder geht, dass endlich die Rolle der Laien und der Diakone von der höchsten Stelle im Vatikan gestärkt wurde und nun die Laien mehr Gestaltungsmacht in der Pfarre bekommen".
Die Pastoraltheologin appelliert an die Verantwortlichen der Diözese Linz, an den Reformen weiterzuarbeiten und sich "die Hoffnung und die missionarische Kraft nicht nehmen zu lassen".
Kritik vom Linzer Generaldechant
Sehr kritisch hat sich in den "Oberösterreichischen Nachrichten" auch der Linzer Generaldechant und Pfarrer Slawomir Dadas zu Wort gemeldet. "Alle Worte von Papst Franziskus in der Instruktion können wir sofort unterschreiben, die könnten in Linz entstanden sein. Aber etwa bei der Hälfte des Dokuments ist ein totaler Bruch drin", so Dadas. Als "absurd" bezeichnete er, wie die Zusammenarbeit zwischen Priestern und Laien ablaufen solle: "Das geht in die autokratische Richtung. Wenn ich als Pfarrer so arbeite, rennen mir die Leute weg."
Der Generaldechant, einer der Hauptverantwortlichen für die Linzer Diözesanreform, ortete im Papier "Angst" vor Begriffen wie "Leitungsteams", die nicht so heißen dürften. Das Schreiben vertrete die optimistische Meinung, der Priestermangel könnte sich verringern. "Aber dafür müssten die Zulassungsbedingungen verändert werden", meinte Dadas. Die Diözese Linz werde daher die Richtung ihrer Reformbestrebungen beibehalten, "denn der andere Weg ist, dass wir Priester noch mehr Pfarren übernehmen, gesundheitlich zusammenbrechen oder keine Pfarrer mehr sind, weil wir keine Zeit mehr haben, Messen zu feiern."
In Oberösterreich sollen die derzeit in 39 Dekanaten zusammengefassten 487 Pfarrgemeinden in künftig 40 Pfarren überführt werden. Konkret wirke sich die vatikanische Anweisung auf die Linzer Strukturreform aus, als die bischöflichen Einzelfallentscheidungen über die Zusammenlegung von Pfarren nun ausführlicher begründet werden müssen. "Das wäre vorher einfacher gewesen. Aber deshalb wird sich die Strukturreform nicht um Jahre verzögern", erläuterte Dadas in den OÖN. Vielmehr werde Generalvikar Severin Lederhilger "jetzt noch motivierter sein", die Gesetzestexte für die Strukturreform zu schreiben.
Quelle. kathpress