Erzbischof Lackner: Ohne Kirche ethische Ansprüche nicht haltbar
Auch wenn die Kirche gesellschaftlich an Einfluss verliert, "eine Gesellschaft ohne diese religiöse Stimme und Kraft wird die hohen moralischen und ethischen Ansprüche, die es in unserer modernen Gesellschaft immer noch gibt, auf Dauer nicht halten können". Das betont Erzbischof Franz Lackner, neuer Vorsitzender der Österreichischen Bischofskonferenz, im Interview mit dem Salzburger Rupertusblatt.
Zu seiner neuen gesamtösterreichischen Aufgabe sagte der Erzbischof: "Jeder Bischof ist in seinem Denken und Handeln grundsätzlich eigenständig und nur dem Papst verpflichtet. Papst Franziskus will die Bischofskonferenzen an sich schon stärken, indem sich Bischöfe zusammentun und gemeinsame Wege in unsere Zeit hinein erschließen - und dabei hat der Vorsitzende eine moderierende Funktion." Sein Weg sei es, so Lackner, "wahrzunehmen, was gesagt wird und was sich zeigt, und in einen gemeinsamen Kontext zu stellen; es mit der Weltkirche zu verbinden".
Wie Lackner weiter berichtete, würden derzeit auch schon die inhaltlichen Vorbereitungen für den 2021 anstehenden Ad-limina Besuch der österreichischen Bischöfe in Rom anlaufen. "Dort wird es darum gehen, welche Akzente und Visionen die Kirche in Österreich in die Weltkirche einzubringen hat. Diese Themen gilt es, in den nächsten Monaten zu erarbeiten", erläuterte der Erzbischof und weiter: "Das Reich Gottes unter den Menschen lebt und pulsiert in den kleinen Gemeinschaften, in den Pfarren, in den Bewegungen und allen Einrichtungen des kirchlichen Lebens. Für die Kirche ist der Einzelne mit seiner ehrlichen und aufrichtigen Motivation, die aus einer Berührung mit Gott heraus entsteht, unabdingbar wichtig." Diese "Zusammenflüsse" gelte es "weiterzuleiten in den großen Strom der Weltkirche". Seine Aufgabe sei es dabei, "Sprachrohr, Anwalt und Botschafter der österreichischen Kirche in Rom zu sein; wie umgekehrt gleiches gilt: von der Universalkirche zur Ortskirche."
Auf Geschlechtergerechtigkeit in der Kirche angesprochen, bekräftigte Lackner, dass dies eine "brennende Angelegenheit" sei. Die Frage laute freilich, auf welche Weise diese Gerechtigkeit erreicht werden soll. "Wenn das bedeutet, dass es grundsätzlich keine Unterschiede mehr geben darf, dass es aus der Heilsgeschichte heraus keine Spezifika in den Ämtern und Funktionen mehr geben darf, dann bin ich vorsichtig", so Lackner. Ihn leite der Grundsatz, "dass eine absolute Gerechtigkeit, die für jeden und für jede gleich ist, nicht möglich ist; aber gerade weil dem so ist, müssen wir immer auf Ausgleich bedacht sein". Das bedeute:
Wenn sich gewisse Möglichkeiten verschließen, dann müssen sich andere Möglichkeiten ergeben. Ich glaube auch, dass es einen theologischen Ausgleich in unserer Kirche braucht.
Quelle: kathpress