Landau: Corona stellt auch Caritas vor "extrem fordernde" Situation
Das Corona-Virus stellt auch die Hilfsorganisation Caritas vor eine "extrem fordernde" Situation: Das hat Caritas-Präsident Michael Landau in der aktuellen Ausgabe der Wiener Kirchenzeitung "Der Sonntag" betont. Die Anzahl der Anfragen in Wien hätte sich verdoppelt, in Salzburg sogar verdreifacht, so der Caritas-Präsident. Eine große Hilfe seien bisher "die vielen neuen" Freiwilligen, mit deren Hilfe innerhalb weniger Tage wieder Notangebote in Betrieb genommen werden konnten. "Menschen haben gespürt, es kommt jetzt auf jede und jeden Einzelnen an. Das halte ich auch für eine Chance", so Landau.
Laut dem Caritas-Präsidenten brauche es im Kampf gegen Corona auch ein Mehr an Europa. "Eine Pandemie kann von Nationalstaaten allein nicht gelöst werden, das kann nur gemeinsam gelingen", so Landau. Das gelte auch dort, wo es um die Klimakrise gehe, um die Auseinandersetzung mit Armut, mit unfreiwilliger Migration, mit all den Aufgaben, vor denen die Gesellschaft insgesamt stehe.
Eine Art "Roadmap", "ein Plan für eine bessere Welt", könnten, so der neue Caritas-Europa-Präsident, etwa die UN-Nachhaltigkeitsziele oder die Papst-Enzyklika "Laudato si" sein, die eine Welt ohne Hunger propagierten, in der Armut abgeschafft werde und in der möglichst alle Menschen faire Chancen und Perspektiven fänden.
Dabei zeigte sich Landau zuversichtlich. "Ja, ich denke, dass sich letztlich eine zukunftsorientierte Perspektive durchsetzen wird, wo es darum geht, möglichst alle Menschen mitzunehmen, niemanden zurückzulassen, allen eine faire Chance zu geben, weil uns das letztlich auch miteinander guttut." Es sei ein gemeinsames Haus, das allen anvertraut sei. Zunehmenden spürbar werde das etwa gerade bei jungen Menschen. Der Caritas-Präsident verwies auf die Regel der Katastrophenhilfe "Build Back Better", die meine, "wenn die Dinge zerstört sind, dann nicht nur so aufbauen, wie sie waren, sondern besser als sie waren". Diese Regel sollte, so Landau, auch auf die Erfahrungen der aktuellen Krise in Europa und weltweit angewendet werden.
Sozialleistungen stärken
Von der Politik in Österreich wünscht sich der Caritas-Präsident etwa die Erhöhung der Ausgleichszulage auf 1.000 Euro. Davon hätten Mindestpensionisten etwas, aber auch Menschen, die sehr niedrige Sozialleistungen beziehen. Ein zweites Thema sei die Höhe des Arbeitslosengeldes. Zugleich werde es wichtig sein, das Arbeitsmarktservice zu stärken, "also eine aktive Arbeitsmarktpolitik zu fördern". Ein drittes Feld sei die Mindestsicherung, die durch die Sozialhilfe Neu ersetzt wurde. "Ich hoffe, dass die Bundesregierung die Entscheidung des Verfassungsgerichtshofs, der Teile dieses Gesetztes aufgehoben hat, zum Anlass nimmt, hier noch einmal genauer hinzuschauen." Es dürfe bei allen Überlegungen nicht von einer Ideologie, sondern von der Wirklichkeit armutsbetroffener Menschen ausgegangen werden.
Einmal mehr forderte Landau auch eine Solidaritätsmilliarde für die Schwächsten in Österreich. Es brauche weiterhin die Balance von Wirtschaft, Sozialem, wie auch Verantwortung im Blick auf die Umwelt. "Diese Balance dürfen wir jetzt nicht aus dem Blick verlieren." Schließlich habe Corona die Armut in Österreich verstärkt, was sich in der Caritas-Arbeit zeige:
Es sind Menschen zu uns gekommen, die nie gedacht hätten, dass sie eines Tages die Hilfe der Caritas in Anspruch nehmen müssen. Wer sich die Arbeitslosenstatistik ansieht, der weiß, wir werden einen langen Atem in der Hilfe brauchen und als Gesellschaft hier sehr genau hinschauen müssen.
Die Vergangenheit lehre, so der Caritas-Präsident, dass es meist die Schwächsten seien, die in einer Krise den höchsten Preis bezahlten. Hier werde es notwendig sein, sehr genau aufzupassen und alles daranzusetzen, dass aus der Gesundheitskrise von heute die nicht noch schwerere Wirtschafts- und Sozialkrise von morgen werde.
Quelle: kathpress