Hagia Sophia: Kritik aus Österreich an Umwandlung in Moschee
Heimische Ostkirchenexperten haben heftige Kritik an der Entscheidung der Türkei geübt, die Hagia Sophia wieder in eine Moschee umzuwandeln. So hat etwa der Präsident der Stiftung "Pro Oriente", Alfons Kloss, in einer Aussendung seine tiefe Betroffenheit über die Entwicklung um die Hagia Sophia zum Ausdruck gebracht. Und der Salzburger Ostkirchenexperte Prof. Dietmar Winkler wertete die türkische Entscheidung als "Retro-Politik erster Güte".
"Pro Oriente"-Präsident Kloss erklärte wörtlich: "In Zeiten einer schweren globalen Krise löst die türkische Entscheidung, die Hagia Sophia wieder für den muslimischen Gottesdienst zu öffnen, tiefe Betroffenheit aus. Jetzt, wo es darum ginge, sich den großen Herausforderungen gemeinsam - und im Dialog auch zwischen den Religionsgemeinschaften - zu stellen, werden durch diese Entscheidung Spaltungen vertieft."
Religionsausübung sollte verbinden und nicht spalten, hielt Kloss fest. Diese Überzeugung "war und ist ein Leitfaden der Arbeit von Pro Oriente, der uns auch in diesem Fall in besonderer Weise mit unseren orthodoxen Schwesterkirchen verbindet".
"Retro-Politik erster Güte"
Von einem "höchst bedauerlichen Schritt der türkischen Politik" sprach auch der Salzburger Ostkirchenexperte Prof. Dietmar Winkler. Die Türkei verstehe sich oft als Brücke zwischen Ost und West, allerdings werde diese Brückenfunktion im konkreten Fall alles andere als wahrgenommen. Es handle sich vielmehr um eine Art "Retro-Politik erster Güte", so Winkler. Anders ausgedrückt: Dies sei kein Schritt vorwärts in die Zukunft, sondern zurück. Winkler äußerte sich am Montagabend in der ORF-Radiosendung "Religion aktuell".
Für die orthodoxe Kirche und vor allem für das Ökumenische Patriarchat von Konstantinopel sei die türkische Entscheidung ein "Schlag ins Gesicht". Winkler erinnerte daran, dass die Kirche bis zur Eroberung Konstantinopels 1453 der Sitz des Patriarchats gewesen sei. Dem Patriarchen werde nun die Hagia Sophia gleichsam ein zweites Mal weggenommen.
Wenn man schon von einem Museum wegkommen wolle und die Hagia Sophia in einen Gottesdienstraum umwidmet, dann wären Schritte zu mehr Versöhnung und interreligiöser Begegnung zwischen Christentum und Islam angebracht gewesen. Die Umwandlung in eine Moschee sei hingegen "ein provozierendes Zeichen der Trennung", so Winkler.
Quelle: kathpress