Corona & kein Ende
Wie die Krise die Kirche auch in den Sommermonaten beschäftigt
Corona & kein Ende
Wie die Krise die Kirche auch in den Sommermonaten beschäftigt
Die österreichischen Bischöfe urlauben überwiegend in Österreich - wie hundertausende andere Menschen auch. Eine Einschränkung von überschaubarer Dramatik, möchte man meinen, schließlich gibt es auch im eigenen Land viele schöne Ecken zu entdecken. Und doch ist dies natürlich eine Folge der Corona-Epidemie, die nach wie vor auch Österreich fest im Griff hat. Gewiss, der Griff hat sich in den vergangenen Wochen gelockert: Die Maskenpflicht ist vielerorts abgeschafft worden, einzelne auch kirchliche Veranstaltungen finden - wenngleich unter Auflagen - wieder statt, auch Gottesdienste können unter Einhaltung der Abstandsregeln wieder "normal" gefeiert werden.
Dass die Angst vor einer zweiten Welle auch kirchliche Folgen zeitigt, kann man derzeit etwa in der Diözese Linz beobachten, wo - im Zuge der in Oberösterreich besonders rasch wieder ansteigenden COVID-19-Infektionen - auch die Kirche mit verschärften Sicherheitsmaßnahmen reagiert. Bis auf Weiteres ist etwa das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzen beim Betreten und Verlassen einer Kirche wieder Pflicht; der gemeinsame Gesang im Gottesdienst ist auf ein Minimum zu reduzieren und soll vor allem während des Kommuniongangs oder bei anderen Bewegungen im Raum unterbleiben.
Richtlinien der Österreichischen Bischofskonferenz zur Feier von Gottesdiensten im Angesicht der Corona-Krise.
|
Auch in der Basilika von Mariazell gibt es seit dieser Woche wieder eine Mund-Nasen-Schutz-Pflicht. Damit wolle man angesichts des erwarteten Pilger- und Touristenansturms in den Sommermonaten einem erhöhten Infektionsrisiko vorbeugen, heißt es.
Doch die Epidemie wird auch langfristig einschneidende und wohl auch schmerzhafte kirchliche Folgen haben: So meldete etwa die Diözese Graz-Seckau zuletzt, dass im Zuge des wirtschaftlichen Lockdowns, Kurzarbeit und steigender Arbeitslosigkeit Kirchenbeiträge nur zögerlich flößen und mehrere Millionen Euro im heurigen Budget fehlen würden. Man habe daher ein "Stabilisierungsprogramm" gestartet und Bauprojekte verschoben. Auch die Erzdiözese Salzburg geht von "deutlichen Rückgängen bei den Einnahmen" aus, auf die mit Einsparungsmaßnahmen reagiert würde.
Insgesamt gehen die österreichischen Diözesen von einem Rückgang des Kirchenbeitrags um zehn bis fünfzehn Prozent in diesem Jahr aus. Der Finanzkammerdirektor der Diözese Linz, Reinhold Prinz, brachte es zuletzt auf den Punkt: "Wir müssen jeden Euro jetzt generell fünfmal umdrehen, bevor wir ihn ausgeben."
Der Sommer 2020 startet also trotz Lockerungen kirchlicherseits mit einem Rucksack voller Sorgen. Und auch wenn's nur ein schwacher Trost ist: auch darin gleichen sich letztlich die Sorgen von kirchlichen und staatlichen, politischen oder wirtschaftlichen Verantwortungsträgern...
Henning Klingen für katholisch.at
10. Juli 2020