Weiter Kritik an leichterem Zugang zu Abtreibungspille Mifegyne
Kritik an der geplanten Abgabe der Abtreibungspille Mifegyne durch niedergelassene Gynäkologen und einem intransparenten Umgang mit Abtreibungen ins Österreich übt der Katholische Familienverband Österreichs. Mit Mifegyne werde "tatsächlich ein Schwangerschaftsabbruch in den eigenen vier Wänden vorgenommen", es handle sich dabei um "ganz etwas anderes als die Pille danach", appellierte Verbands-Vizepräsidentin Doris Wirth am Donnerstag in einer Aussendung an Gesundheitsminister Rudolf Anschober und Frauenministerin Susanne Raab. Viele Frauen würden von starken Blutungen und Schmerzen und auch einer psychischen Belastung berichten, wenn der abgegangene Embryo bewusst wahrgenommen wird.
In der vergangenen Woche war bekannt geworden, dass das Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG) den Antrag des Zulassungsinhabers auf Verschreibbarkeit der Abtreibungspille Mifegyne durch niedergelassene Gynäkologen genehmigt hat. Damit wird das Medikament in Österreich in Zukunft auch außerhalb von Krankenhäusern und Ambulanzen erhältlich.
"Das ist alles andere als eine einfache und bequeme Methode. Würde es bei diesem Thema tatsächlich um die betroffenen Frauen gehen, müssten sie vorab eine gute und ergebnisoffene Beratung bekommen und während des Abbruchs unterstützt und begleitet werden", betonte KFÖ-Vizepräsidentin Wirth in ihrer Aussendung.
"Eine sachlich geführte Debatte ist nicht möglich", kritisierte sie den Umgang mit ungewollten Schwangerschaften in Österreich massiv: "Stattdessen müssen sich unabhängige Beratungsstellen zum Teil über Spenden finanzieren, die Beratung selbst kann auch von den durchführenden Ärzten übernommen werden und seit mittlerweile 47 Jahren warten wir auf eine anonymisierte Statistik, wie viele Schwangerschaftsabbrüche jährlich durchgeführt werden", erklärte Wirth. "In jedem Politikbereich wird betont, wie wichtig Fakten und Evaluierungen und daraus abgeleitete Maßnahmen sind. Geht es um Familienpolitik ist das scheinbar nicht gewollt", so die KFÖ-Vizepräsidentin.
Problematisch ist aus Sicht des Familienverbands neben der geplanten ausgeweiteten Abgabe der Abtreibungspille vor allem die fehlende Statistik über die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche in Österreich: "Wir haben keine Ahnung wie viele Abbrüche es tatsächlich gibt, die geschätzten Zahlen auf deren Basis Politik gemacht wird, variieren je nach ideologischer Ausrichtung und politischer Motivation", kritisiert Wirth. Sie verwies auf die Petition "fakten helfen" für eine anonymisierte Statistik der Schwangerschaftsabbrüche der "Aktion Leben", die bereits in der letzten Legislaturperiode von 55.000 Menschen unterzeichnet wurde und nun erneut im Nationalrat eingebracht werden soll.
Quelle: kathpress