Demo-Unruhen: Islam-Präsident Vural will "Stimme der Vernunft sein"
Für Besonnenheit und Nachdenklichkeit plädiert der Vorsitzende der Islamischen Glaubensgemeinschaft Österreichs (IGGÖ), Ümit Vural, im Blick auf die Ausschreitungen bei den Demonstrationen in Wien-Favoriten. In der ORF-Sendung "Orientierung" kündigte er am Sonntag an: "Wir werden versuchen, im Rahmen der Seelsorgetätigkeit die Stimme der Vernunft zu sein." Die Bilder bei den Angriffen meist türkisch-stämmiger Männer auf linke kurdisch-stämmige Demonstranten seien "schrecklich" gewesen. Muslime lebten ihren Glauben nicht aus, indem sie die öffentliche Ordnung und Sicherheit störend im Namen Gottes in den Straßen Wiens unterwegs seien. Vural empfahl, den Rechtsstaat sprechen zu lassen und nicht zur Selbstjustiz zu greifen.
Als falschen Weg würde er es jedoch empfinden, die Jugendlichen als Sündenböcke abzustempeln: "Wir sollten überlegen, wie wir sie in die Mitte der Gesellschaft holen - weg von Integration zu Inklusion." Ausgeschlossen wurde von Vural, dass es Einfluss aus der Türkei auf die Religionsgemeinschaften in Österreich gebe: "Es kommt nicht in Frage, dass wir aus dem Ausland beeinflusst oder gesteuert werden."
Am Sonntag erklärte Innenminister Karl Nehammer in der "ORF-Pressestunde", dass er hinter den Unruhen einen Einfluss aus der Türkei vermute. Dem solle nun auch eine Gruppe nachgehen, die sich unter anderem aus Verfassungsschutz, Bundeskriminalamt und Landeskriminalämtern rekrutiert. Bereits am Montag kündigte Nehammer eine konsequente Verfolgung jeder Straftat sowie einen Runden Tisch mit dem Verfassungsschutz und dem Integrationsfonds an.
Auslöser der Unruhen war am 25. Juni eine Kundgebung von Kurden in Wien-Favoriten gegen Gewalt an Frauen, die von Türken gestört wurde. Letztlich kam es an insgesamt vier Tagen hintereinander in Wien-Favoriten zu gewaltsamen Angriffen türkischer Extremisten auf Teilnehmer der Kurden-Demos und die Polizei. Die Beamten, die zu hunderten vor Ort waren, wurden aber auch von linker Seite bedroht. Es flogen Steine, Böller und Glasflaschen. Die Bilanz laut Innenminister Nehammer: Sieben verletzte Polizistinnen und Polizisten sowie ein verletzter Diensthund, elf Festnahmen, 57 Anzeigen und 220 Identitätsfeststellungen.
Quelle: kathpress