Requiem für Ökumene-Vorkämpfer Philipp Harnoncourt
Am Mittwochabend fand - mit coronageschuldeter Verspätung - im Grazer Dom das offizielle Requiem für den am 25. Mai verstorbenen Ökumene-Vorkämpfer Prof. Philipp Harnoncourt statt. Dem Gottesdienst stand der steirische Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl vor, der das Lebens- und Glaubenszeugnis des Verstorbenen würdigte. Der ehemalige Professor für Liturgiewissenschaft, Christliche Kunst und Hymnologie an der Universität Graz war 89-jährig in Grundlsee im Kreise seiner Familie verstorben.
Neben seinen theologischen Fachgebieten erwarb sich Harnoncourt hohes Ansehen durch seine Bemühungen um ökumenische Brückenschläge vor allem zur orthodoxen Kirche; lange Jahre engagierte er sich im Vorstand der ökumenischen Stiftung "Pro Oriente". Die Liste der wissenschaftlichen und geistlichen Publikationen des 1999 emeritierten Hochschullehrers umfasst weit über 500 Arbeiten.
Harnoncourt wurde vielfach ausgezeichnet. Er war päpstlicher Ehrenprälat und Domkapitular im Grazer Domkapitel, Träger des Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst I. Klasse der Republik Österreich und des Großen Goldenes Ehrenzeichen mit dem Stern des Landes Steiermark.
"Genauigkeit und klare Einfachheit"
In der Ökumene, in Gesellschaft, Kunst oder Kultur - überall habe sich Philipp Harnoncourt eingebracht, sagte Bischof Krautwaschl beim Requiem. Die Sanierung der einzigartigen Heilig-Geist-Kapelle in Bruck an der Mur sei nur ein Beispiel für sein nachhaltiges Wirken. Krautwaschl: "Seine Genauigkeit und klare Einfachheit verbat sich Geschwätz und hat mich schon als Student fasziniert." Prof. Harnoncourt habe auch deutlich gemacht, "dass der Tod das Ende des Sterbens, nicht aber das Ende des Leben ist".
Peter Piffl-Percevic, Vorsitzender der Grazer "Pro Oriente"-Sektion, hob in seiner Ansprache die besondere Verbindung von Philipp Harnoncourt mit Kardinal Franz König, dem Gründer von "Pro Oriente", hervor. Harnoncourt habe als Gründungsvorsitzender der Grazer Sektion von "Pro Oriente" ab 1987 und im Vorstand der Stiftung in Wien die ökumenische Arbeit in Österreich tatkräftigst mitgeprägt und unterstützt, betonte Piffl-Percevic:
Philipp lebt in unseren Herzen weiter. Er möge uns ein Fürsprecher bei Gott sein, damit die Arbeit zur Vollendung der kirchlichen Einheit gelingen möge.
Als Mitglied des Grazer Gemeinderats überbrachte Piffl-Percevic beim Requiem auch die Anteilnahme von Bürgermeister Siegfried Nagl. Philipp Harnoncourt habe durch seine ökumenische Arbeit Frieden und gegenseitiges Vertrauen gestiftet, "unschätzbare Werte gerade für das Zusammenleben in einer Stadt wie Graz", so Nagl.
Quelle: kathpress