Landau: Schüler aus armen Familien mehr unterstützen
Caritas-Präsident Michael Landau fordert mehr Unterstützung für Schüler aus benachteiligten Familien. Denn immer noch werde Bildung in Österreich stark vererbt. Es brauche Investitionen in diese "beste Armutsprävention", damit die Bildungsschere in Österreich nicht weiter auseinandergeht, betonte Landau in einer Aussendung am Donnerstag.
Die Corona-Krise habe jeden auf die eine oder andere Weise getroffen, die Schwächsten der Gesellschaft aber am härtesten - und dazu zählen laut dem Caritas-Chef auch Schüler aus benachteiligten Familien. Die Caritas geht davon aus, dass die soziale Ungleichheit infolge der Pandemie weiter zunehmen wird: "Die Krise macht jene noch ärmer, die es vorher schon waren. Und sie vergrößert Ungleichheiten im Bildungssystem und dadurch die Chancen, die Kinder - auch später einmal - haben", warnte Landau.
Welchen Lebensweg und welche Laufbahn jemand einschlägt, sei in Österreich stark vom Bildungsgrad der Eltern und der sozioökonomischen Situation der Familie bestimmt. "Benachteiligte Kinder erfahren im Schulsystem vielerorts nicht die notwendige Unterstützung, die es bräuchte, um ein höheres Bildungsniveau zu erlangen", bemängelte Landau. Während des Corona-Lockdowns verloren rund 20 Prozent der Schüler an sogenannten "Brennpunktschulen" den Kontakt zu ihren Lehrern, zitierte der Caritas-Präsident Daten der Initiative "Teach for Austria".
Bildung senkt das Armutsrisiko
Vielfach hätten Kinder nicht die technischen Mittel, um im Rahmen von "Home Schooling" dem Unterricht zu folgen. Laut Statistik Austria verfügten 2019 etwa 44.000 Kinder und Jugendliche über keinen Zugang zu einem PC und 15.000 Kinder hatten keinen Zugang zu Internet. "Aus unserer Arbeit mit benachteiligten Kindern wissen wir, dass PCs in armutsbetroffenen Haushalten - wenn vorhanden - von mehreren Personen geteilt werden müssen. Ungefähr 70 Prozent der von der Caritas unterstützten Kinder geben an, ihre Lernaufgaben über das Handy, meist jenes der Eltern, erledigen zu müssen", sagte Landau. Oft würden Eltern solcher Schüler noch dazu in systemkritischen Berufen arbeiten und hätten daher nur eingeschränkte Möglichkeiten, ihre Kinder zu unterstützen.
Weitere Zahlen, mit denen die Caritas argumentiert: Während 30 Prozent der Armutsgefährdeten in Österreich nur einen Pflichtschulabschluss haben und 39 Prozent eine Lehre oder mittlere Schule absolvierten, ist der Anteil der Maturanten mit 15 Prozent vergleichsweise gering.
Es brauche zusätzliche Interventionen, damit die Bildungsschere in Österreich nicht weiter auseinandergeht, forderte Landau. Außerdem sollten personelle Ressourcen und das psychologische und sozialarbeiterische Angebot in Bildungseinrichtungen erhöht werden. Es brauche genügend personelle Ressourcen, um den Verbleib im Bildungssystem und damit den Abschluss einer Schulausbildung zu unterstützen. "Kinder und Jugendliche müssen auch in den Ferien gut begleitet werden, damit sichergestellt wird, dass sie bis Herbst alle Rückstände aufgeholt haben, sodass der Regelbetrieb gut fortgeführt werden kann", betonte Landau.
Caritas Lerncafés bieten Sommerprogramme
Im Sommer bieten die Caritas-Lerncafés an österreichweit 54 Standorten Sommerprogramme an, um die Kinder bestmöglich auf das nächste Schuljahr vorzubereiten. In zwei intensiven Auffrischungswochen wird der Lernstoff in allen Hauptfächern wiederholt, Lerndefizite werden ausgeglichen. Sommerschulen können laut Caritas zwar verhindern, dass Kinder weiter zurückfallen, "sie reichen aber nicht aus, um die Bildungsschere zu schließen".
Schon während des Lockdowns wurden österreichweit über 80 Prozent der von der Caritas betreuten 2.100 SchülerInnen regelmäßig telefonisch unterstützt. Dieses Angebot habe ihren Wiedereinstieg in den Schulbetrieb deutlich erleichtert.
Quelle: kathpress