Landau: Sozialer Fokus bei Krisen-Überwindung unverzichtbar
Seine Forderung nach mehr Rücksicht auf sozial Schwache bei der Bewältigung der Corona-Krise hat Caritas-Präsident Michael Landau in einem Ö1-Interview erneuert. "Ich glaube, dass es richtig ist, dass die Bundesregierung jetzt viel Geld in die Hand nimmt, um die Wirtschaft in Schwung zu bringen. Doch ich wünsche mir auch eine Sozialmilliarde für die sozial Schwächsten", sagte Landau am Freitag gegenüber dem Ö1-Wirtschaftsmagazin "Saldo". Wichtig seien weiters zusätzliche Mittel für Arbeitslose und das Mitdenken der ökonomischen, ökologischen und auch sozialen Effekte bei allen Hilfsmaßnahmen.
Als konkrete Maßnahmen schlug Landau die Erhöhung der Ausgleichszulage auf rund 1.000 Euro vor, wovon besonders Bezieher einer Mindestpension profitieren würden. Angehoben werden sollte auch das Arbeitslosengeld, das in Österreich mit einer Nettoersatzrate von 55 Prozent relativ niedrig sei. Schließlich hofft der Caritas-Präsident auf eine grundsätzliche Reform des Sozialhilfe-Grundsatzgesetzes; dessen von der ÖVP-FPÖ-Regierung verabschiedete Version sei ja vom Verfassungsgerichtshof teilweise aufgehoben worden, erinnerte Landau.
Dass dieses verstärkte soziale Augenmerk nötig sei, bestätige sich bei den Caritas-Sozialberatungsstellen, erklärte Landau. "Die Zahl der Rat- und Unterstützungssuchenden hat sich verdoppelt, in Salzburg sogar verdreifacht." Viele Menschen hätten mit ihrer Arbeitsstelle "von einem Tag auf den anderen alles verloren" und seien erstmals auf Hilfe angewiesen. Ebenso wie bei der gesundheitlichen Situation sei auch hier ein "Flachhalten der Kurve" nötig: "Arbeitslosigkeit soll sich nicht verfestigen, und besonders junge Menschen brauchen Möglichkeiten, Berufsperspektiven zu entwickeln." Landau plädierte daher für eine Erhöhung der AMS-Mittel.
Niemand dürfe in Österreich hilflos zurückgelassen werden, betonte Landau, der vor dem gegenseitigen Ausspielen wirtschaftlicher und sozialer Zugänge warnte: "Ich bin überzeugt, dass es gute soziale Gründe auf das Wirtschaftliche zu achten. Aber ebenso gibt es auch gute wirtschaftliche Gründe, dem sozialen Denken Raum zu geben." Auf die Schwächsten nicht zu vergessen und in der Krise zusammenzustehen gehöre "zur guten Tradition" in Österreich - und der über Jahrzehnte entstandene Sozialstaat bewähre sich aktuell.
Neben den Bedürfnissen im Inland gelte es jedoch auch die Not anderswo nicht zu vergessen, verwies der Caritas-Präsident auf Afrika. In vielen Ländern wie etwa Kenia sei die Situation "dramatisch" angesichts der aktuellen Klimawandel-bedingten Dürre, der größten Heuschreckenplage seit Jahrzehnten sowie der Coronavirus-Epidemie. "Wenn wir Afrika damit allein lassen, werden seine Probleme auch die Probleme Europas sein", mahnte Landau. Eine "Globalisierung des Verantwortungsbewusstseins" sei Gebot der Stunde.
Quelle: kathpress