Kenia: "Wenn unsere Tiere sterben, dann sterben auch wir"
Dürre, Überschwemmungen, Malaria, Cholera, die schlimmste Heuschreckenplage seit 70 Jahren, Hunger und jetzt auch noch Corona: Wenn es einen Ort auf dieser Welt gibt, wo alle möglichen Naturkatastrophen so gut wie auf einmal stattfinden, dann ist es die Region Marsabit im Norden Kenias. Marsabit befindet sich gegenwärtig in einer beispiellosen Ausnahmesituation. Gerade deshalb ist aber auch Kenia eines der Schwerpunktländer der heurigen Caritas-Hungerkampagne, die den ganzen Sommer über läuft.
Heuschreckenschwärme verwüsten seit Monaten den Norden Kenias, vernichten die Vegetation und damit die lebensnotwendigen Nahrungsmittel für Menschen und Nutztiere, wie Kamele, Schafe und Ziegen. "Wenn unsere Tiere sterben, dann sterben auch wir", erzählt ein Ziegehirte aus Marsabit. Die einzige effektive Möglichkeit, die Heuschrecken zu bekämpfen, ist das Sprühen von Pestiziden aus der Luft. Die kenianische Regierung kämpft aber mit Engpässen bei Pestiziden und logistischen Schwierigkeiten aufgrund der Covid-19 Pandemie im Land. In Kenia wurde etwas bis 6. Juli landesweit eine nächtliche Ausgangssperre verhängt. Einige Bezirke sind vollständig abgeriegelt.
In der Region Marsabit leben mehrheitlich Nomaden, deren Lebensweise von der Viehwirtschaft geprägt ist. Die Nomaden ziehen mit ihren Tieren von Weidefläche zu Weidefläche, von einer Wasserstelle zur nächsten. Mit dem Sterben ihrer Tiere während der Dürrekrise 2017 büßten viele Nomaden ihre Lebensgrundlage ein. Denn die Tiere geben nicht nur Milch und Fleisch, sondern sind oft auch die einzige Einkommensquelle der Familien, wie Wario Guyo Adhe von der Hilfsorganisation PACIDA erläutert. PACIDA ("Pastoralist Community Initiative and Development Assistance") ist ein langjähriger Partner der österreichischen Caritas.
Caritas sichert das Überleben
Am Höhepunkt der Krise 2017 half die Caritas mit Nahrungsmittellieferungen und Wasserversorgung. Weiters wurden Schafe und Ziegen an die von der Dürre am stärksten betroffenen Familien verteilt. 2019 führte eine Dürre erneut zu weit verbreiteter Unterernährung, insbesondere bei Kindern. Die Caritas half wieder rasch mit Wasser- und Lebensmittelversorgung und der Vermessung von Bohrlöchern, um erste Schritte für eine bessere Wasserversorgung für die Zukunft zu ermöglichen.
Am Ende des letzten Jahres kam zwar der langersehnte Regen - jedoch in Form von Starkregen, was zu Überschwemmungen führte und lokale Infrastruktur und Häuser zerstörte. Trotzdem hat dieser Regen den Anbau ermöglicht und die Weideflächen für die Viehherden konnten sich wieder regeneriert. Der Regen brachte aber auch außerordentlich gute Brutbedingungen für die Wanderheuschrecken, was zur aktuellen Krise führte.
"Die Menschen konnte sich gerade von den Auswirkungen der letzten Dürre erholen und die Landwirte hofften schon auf gute Ernten", so Wario Guyo Adhe. Doch dann kamen die Heuschrecken. Bereits ein kleiner Schwarm der Insekten könne an einem Tag so viel vertilgen wie 35.000 Menschen. Eine Plage in dieser Größenordnung nehme Mensch und Tier über Monate sämtliche Ernährungsgrundlagen. Die Ernährungssituation in den kommenden Monaten könnte sich in der Region deshalb noch erheblich verschlimmern, warnte Adhe.
Mit 20 Euro erhält eine Familie in Kenia Nahrungsmittel für einen Monat und wird umfassend über Covid-19 und Hygienemaßnahmen informiert. 20 Euro sichern aber auch notwendigen Milchzusatzbrei für drei Monate für ein Kleinkind als überlebenswichtige Notmaßnahme. Caritas-Präsident Michael Landau appelliert an die Solidarität der Österreicherinnen und Österreicher: "Den Hunger können wir besiegen!"
Caritas Spendenkonto: Erste Bank, IBAN: AT23 2011 1000 0123 4560, Kennwort: "Hungerhilfe", online spenden unter www.caritas.at.
Quelle: kathpress