Erzdiözese Wien fördert Produktion von CoV-Schutzkleidung in Simbabwe
Das Coronavirus hat mittlerweile alle Länder Afrikas erreicht, auch wenn der Kontinent von der befürchteten Explosion der Infektionszahlen bislang verschont geblieben ist. Welche Herausforderungen die Epidemie an die Länder trotzdem stellt, zeigt das Beispiel Simbabwe: Gleich neben Afrikas CoV-Hotspot Südafrika gelegen und mit aktuell 530 bestätigten Infektionen - Tendenz steigend, wobei die Zahl nur wenig Aussagekraft besitzt, da es im Land nur ein Testlabor gibt -, zwingt hier das Fehlen öffentlicher Gelder für den Ankauf von Schutzausrüstung und Medikamenten sowie teils auch für Löhne zur Schließung von Spitälern. Ein Projekt der Erzdiözese Wien versucht in dieser Situation, Abhilfe zu schaffen.
Mehrere Faktoren lassen die Erkrankungszahlen in Simbabwe weiter in die Höhe schnellen, berichtete der aus Oberösterreich stammende Simbabwe-Experte Hans Gattringer am Donnerstag im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Kathpress. Ähnlich wie das Coronavirus einst aus China eingeschleppt wurde - durch Studenten, die dort ein Stipendium hatten und nach Ausbruch der Krise ohne Tests oder Vorsichtsmaßnahmen in die Heimat zurückgeschickt wurden - seien nun die zuvor im benachbarten Südafrika tätigen, zur Rückkehr gezwungenen Wanderarbeiterinnen und Kleinhändlerinnen aus Simbabwe die Hauptüberträger. Die Regierung schaffe es nicht, die notwendige Quarantäne durchzusetzen, da die Betroffenen meist zu ihrer Verwandtschaft am Land ziehen oder sogar dorthin fliehen; letzteres aufgrund der schlechten Ausstattung der Quarantäne-Unterkünfte, die Gefängnissen gleichen.
Versorgung im Argen
Das staatliche Gesundheitsprogramm Simbabwes bricht derzeit zusammen, da die Regierung schon seit Monaten die Arztgehälter nicht mehr bezahlen kann, schilderte Gattringer. "Ganze Spitalsabteilungen müssen geschlossen werden und von den Patienten wird ein symbolischer Betrag sowie Selbstverpflegung durch die Familie erwartet. Das ist in Corona-Zeiten jedoch äußerst schwierig." Auch die kirchlichen Krankenhäuser sind davon betroffen.
Erschwerend komme das teils völlige Fehlen von Schutzbekleidung und Masken sogar für Mediziner und Pflegende dazu, das schon im April zum Politikum wurde: Eine Gruppe von Ärzten reichte damals eine Klage gegen die Regierung ein aufgrund dieser Umstände, sowie auch wegen des Fehlens von Sauerstoff und Atemgeräten für die Behandlung der an Covid-19 erkrankten Patienten. Simbabwe habe jedoch keine Möglichkeiten, Schutzausrüstung selbst zu produzieren, erklärte der Experte: Viele Textilproduktionsstätten wurden in den vergangenen Jahren aufgelassen, da sie angesichts der Massenimporte an gebrauchter, ursprünglich aus Europa stammender Kleidung aus Mosambik und Südafrika unrentabel geworden waren.
Schutz- statt Schulkleidung
Welche Initiativen die Kirche vor Ort zur Behebung dieses Missstandes setzt, schilderte Gattringer anhand der Diözese Mutare in der im Osten gelegenen Provinz Manicaland. Entgegen dem allgemeinen Trend, war hier erst im Vorjahr eine eigene Schneiderei für Schuluniformen gestartet worden, die inzwischen auf die Erzeugung von Covid-Schutzbekleidung und -Masken umgestellt werden konnte und in dieser Woche damit startet. Die Erzdiözese Wien beteiligt sich an dem Projekt mit einem Beitrag von 20.850 Euro - was gerade angesichts des stagnierenden Weges zu einer demokratischen Nation ein wichtiges "Zeichen der Solidarität und Hoffnung für die leidgeplagte Bevölkerung" ist, wie der Afrikaexperte betonte.
Verwendet werden die nun produzierten Schutzanzüge und Masken vor allem in den elf diözesanen Missionsspitälern von Mutare sowie den ihnen angegliederten Gesundheitsposten in ländlichen, oft sehr entlegenen Gebieten. Diese medizinischen Einrichtungen haben laut Gattringer ihren besonderen Fokus bei der Grundversorgung der oftmals verarmten Bevölkerung.
Gattringer koordinierte früher in Simbabwe Einsätze des Österreichischen Entwicklungsdienstes, war dann EU-Wahlbeobachter und bereiste über Jahrzehnte jährlich im Auftrag der Päpstlichen Missionswerke (missio) das Land in Afrikas Süden, um die Zusammenarbeit mit Projektpartnern in der Diözese Mutare zu koordinieren. Mit diesen ist er weiterhin in ständiger Verbindung. Derzeit ist in Simbabwe Winter - mit Nachttemperaturen bis an den Gefrierpunkt. Die Ansteckungsgefahr steige, da die Menschen in den zumeist ungeheizten Behausungen und Hütten bei "näher zusammenrücken", berichtete der kirchliche Fachmann.
Quelle: kathpress