Dompfarrer Faber gegen "Ho-Ruck-Aktion zur autofreien City"
Vorbehalte gegen eine "Ho-Ruck-Aktion zur autofreien City" hat der Wiener Dompfarrer Toni Faber deponiert. In seiner Sonntags-Kolumne im "Kurier" äußerte sich der "Hausherr" des mitten im 1. Wiener Gemeindebezirk gelegenen Stephansdoms kritisch über die diesbezügliche Absprache zwischen dem ÖVP-Bezirksvorstand Markus Figl der grünen Vizebürgermeisterin Birgit Hebein, die eine Reduktion des Autoverkehrs erwirken soll. "Im Namen aller zwölftausend Gottesdienstbesucherinnen und Gemeindemitglieder unserer christlichen Kirchen muss ich mich mit einem Aufschrei und einer Bitte um Vernunft und Ausnahmen melden", schrieb Faber. Sein Appell: "Kein Schnellschuss in Vorwahlzeiten, bitte weg vom Gas!" Der Dompfarrer plädierte für "wirkliche Bürgerbeteiligung und nicht nur Überschriften".
Als jemand, der seit 30 Jahren in der Wiener Innenstadt wohnt, seien ihm die jahrelangen Bemühungen um eine Verkehrsberuhigung vertraut, berichtete Faber. Und er kenne die Sorgen und Anliegen der ebenfalls hier lebenden und arbeitenden Menschen, und auch derjenigen, die das vielfältige Angebot an Kultur, Gastronomie und der Kirchen in der Wiener City wahrnehmen. Betroffen von verkehrspolitischen Weichenstellungen seien 16.300 Bewohner, 110.000 zur Arbeit Einpendelnde und Hunderttausende Besucher von Lokalen oder Veranstaltungen. In der Innenstadt gibt es nach Angaben des Dompfarrers sechs katholische Pfarr- und 20 Rektoratskirchen bzw. Gotteshäuser anderer Konfessionen - insgesamt ein "buntes christliches Blumenfeld, das nicht nur von Anrainern geschätzt wird".
Viele gelangten mit den "hervorragenden Verkehrsverbindungen der Öffis" in die City, einige kämen jedoch gerade am Wochenende bei ohnehin geringem Verkehr mit dem Auto - "aus persönlich guten Gründen", wie Faber befand. "Nur zu gut verstehen" könne er auch den Aufschrei der durch Corona so getroffenen lokalen Wirtschaftstreibenden und der Gastronomie, plädierte Faber für die Berücksichtigung aller Interessen an einer weiteren Verkehrsberuhigung.
Hebein und Figl hatten sich in der Vorwoche auf eine "autofreie" Wiener Innenstadt geeinigt - freilich mit zahlreichen Ausnahmen, die u.a. Anrainern, Behinderten, Taxis, Lieferanten, Öffis und Einsatzfahrzeugen die Einfahrt weiterhin ermöglichen. Der unmittelbare Verkehrsrückgang werde bis zu 30 Prozent betragen, so die Koalitionspartnerin des nicht involvierten Wiener Bürgermeisters Michael Ludwig (SPÖ). Dieser die beiden Initiatoren Hebein und Figl am Montag ein, um sich über Details berichten zu lassen. Zwar sei er für verkehrsberuhigende Maßnahmen, es müsse aber sichergestellt sein, dass es ein gutes Miteinander aller Betroffenen wie Anrainer und Wirtschaftstreibende gebe, so Ludwig im Vorfeld des Dreiergesprächs.
Quelle: kathpress