Sr. Rod: Orden nicht mehr prägende Kraft der Gesellschaft
Orden sind eine Minderheit und nicht mehr "prägende Kraft" innerhalb der Gesellschaft: Auf den Bedeutungsverlust von Kirchen und Ordensgemeinschaften hat Sr. Christine Rod MC, seit Mai Generalsekretärin der Österreichischen Ordenskonferenz, im Interview mit der Wochenzeitung "Die Furche" (18. Juni) aufmerksam gemacht. Es sei daher nicht überraschend, dass Kirchen und Religion während der Corona-Krise nicht als "systemrelevant" eingestuft wurden - anders als Supermärkte oder Gesundheitseinrichtungen, so die Angehörige des Ordens der Missionarinnen Christi.
Speziell Ordensfrauen lebten aktuell in einer Art "Spannungszustand", erklärte die Supervisorin. Als beliebtestes Faschingskostüm seien sie "zur Karikatur geworden"; gleichzeitig fänden die Einrichtungen der Orden - etwa Schulen, Spitäler, Sozialarbeit oder spirituelle Angebote - nach wie vor eine hohe Nachfrage - und seien damit "für viele relevant".
Zwar würden viele Ordensleute noch aus einer Zeit kommen, in der die Kirche "prägende kulturelle Kraft" gewesen sei; die Orden hätten aber nun begriffen, "sie müssen reduzieren, um zu konzentrieren". Nachsatz: "Das ist bitter, weil wir da oft nicht mehr präsent sind."
"Wenn Menschen ihr vertrautes Terrain verlassen, dann wollen sie erst einmal nichts wie zurück", erklärte die Theologin und studierte Germanistin. Von daher sei auch der Wunsch vonseiten der Orden oder Kirchengemeinden nach einer Rückkehr zur früheren Macht erklärbar, genauso wie die "Ideologie von einer kleinen, feinen Herde". Anders ihr eigenes Bild von Kirche: "Wir sind eine Minderheit", so die Generalsekretärin und führte dies mit dem biblischen Bild vom Volk im Exil aus. "Ich glaube schon, dass Gott uns - wie auch immer - Zukunft und Hoffnung geben will, aber in einer neuen Umwelt", stellte Sr. Christine Rod klar.
Potenzial älterer Ordensfrauen
Speziell jüngere Ordensmitglieder seien "auffällig hoch gebildet" und würden sich von der Sozialarbeit bis hin zur Spiritualität oder neuen "missionarischen" Bereichen einbringen. Ältere Ordensfrauen seien aber trotzdem gefragt, meinte Rod, die im Jahr 2000 in den Orden der Missionarinnen Christi eintrat. In Frauenorden gebe es viele Pensionistinnen, diese seien aber "beileibe keine alten Eisen'", sondern "geprägte, fitte, kluge, aktive Frauen". Die Theologin bezeichnete dies als "unglaubliches Lebenspotenzial". Speziell in Pfarrhäusern oder Einrichtung könnten diese Ordensfrauen aufgrund ihrer Erfahrungen als Ansprechpersonen "für alle möglichen Fragen des Lebens" tätig sein.
Zur Corona-Krise und den damit einhergehenden sozialen Problemen meinte Sr. Christine Rod, dass sie als Ordensfrau "relativ leicht leben" könne, da sie sich - wie andere Ordensmitglieder - keine Sorgen um den Arbeitsplatz machen müsse und gut abgesichert sei. "Das gibt es aber die vielen anderen, die nun Existenzängste haben." Die weltweit grassierende Lungenerkrankung nannte Rod eine "bleibende Anfrage an unseren Lebensstil". Die Frage sei nur, "wie sehr wir uns wirklich wandeln werden".
Als Generalsekretärin ist Sr. Christine Rod Bindeglied zwischen dem sechsköpfigen Vorstand der Ordenskonferenz, den Vorsitzender Erzabt Korbinian Birnbacher und seine Stellvertreterin Sr. Franziska Bruckner leiten, und dem Büro der Österreichischen Ordenskonferenz im Wiener Schottenstift. Sie bildet gemeinsam mit Geschäftsführer Peter Bohynik die operative Spitze der Österreichischen Ordenskonferenz.
Quelle: kathpress