Hilfswerke: Anstieg der Kinderarbeit nach Corona entgegenwirken
Die Corona-Krise und deren Gegenmaßnahmen verschärfen weltweit die Armut - und damit auch ausbeuterische Kinderarbeit: Davor warnen kirchliche Hilfswerke anlässlich des internationalen "Tags gegen Kinderarbeit" am 12. Juni. Die österreichische Politik sollte dagegen initiativ werden und ein Gesetz, das höchstmögliche Sorgfaltspflicht in Bezug auf Kinderarbeit in den Lieferketten vorschreibt, erlassen, fordert die Kampagne "Kinderarbeit stoppen!", die u.a. von der Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar (DKA), Jugend eine Welt und Fairtrade Österreich unterstützt wird. "Um Kinderarbeit Geschichte werden zu lassen, braucht es international wirksame Gesetze", unterstrich Herbert Wasserbauer von der DKA in einer Aussendung vom Mittwoch.
Noch immer verstecke sich in den globalen Lieferketten und somit auch in den heimischen Supermarktregalen viel Kinderarbeit. "Viel Leid und Ausbeutung werden dadurch verschleiert - was sich ändern muss", erklärte Wasserbauer. Erst ein Gesetz für umfassende menschenrechtliche Sorgfaltspflichten könne sicherstellen, "dass Produkte, die in Österreich erhältlich sind, frei von ausbeuterischer Kinderarbeit sind". Rückenwind dafür komme von der EU, wolle doch auch EU-Justizkommissar Didier Reynders 2021 ein europäisches Sorgfaltspflichtengesetz vorschlagen, sowie von der UNO, die 2021 zum Jahr zur Beendigung von Kinderarbeit erklärt hat.
Online-Mitmachaktion "Arbeit ist kein Kinderspiel"
Um der Forderung Nachdruck zu verleihen, hat die Dreikönigsaktion eine Online-Mitmachaktion für ein Ende ausbeuterischer Verhältnisse und für verpflichtende Lieferketten-Verantwortung gestartet. Rund um den 12. Juni wird dazu aufgerufen, den Slogan "Arbeit ist kein Kinderspiel" gut leserlich auf einen Zettel zu schreiben und ein Foto davon an kinderarbeitstoppen@dka.at zu schicken oder auf sozialen Medien zu teilen. Dies solle Bewusstsein schaffen und auch die Politik daran erinnern, "dass ihre Verantwortung nicht an der Staatsgrenze endet", wie Wasserbauer betonte.
Schätzungen zufolge arbeiten derzeit 152 Millionen Kinder, davon 73 Millionen in besonders gefährlichen Bereichen. Das Ziel der internationalen Staatengemeinschaft, missbräuchliche Kinderarbeit bis 2025 weltweit zu beenden, droht jedoch durch die Coronakrise in weite Ferne rücken: Die Lungenkrankheit und die damit einhergehenden Maßnahmen sowie Krisen drohen laut Prognosen der Weltbank allein im Jahr 2020 zusätzliche 40 bis 60 Millionen Menschen in extreme Armut zu stürzen.
"Jugend Eine Welt" warnt vor Verarmung von Familien
Das Hilfswerk "Jugend Eine Welt" hat sich der Kampagne gegen Kinderarbeit angeschlossen und verweist auf den Zusammenhang von Bildung und Ausbeutung: Viele durch die Pandemie verarmten Familien dürften in ihrem Überlebenskampf keinen anderen Ausweg sehen, als ihre Kinder zur Arbeit zu schicken, da für sie die Schulgebühren zu teuer sind. "Leider zeigt die Erfahrung aus unseren Projekten, dass Kinder aus allerärmsten Familien oft nicht mehr in die Schule zurückkehren, wenn sie sie einmal abgebrochen haben", warnte Geschäftsführer Reinhard Heiserer. Die Don-Bosco-Projektpartner des Hilfswerks setzten daher während der Coronakrise alles daran, Schulabbrüche zu verhindern und arme Familien bestmöglich mit Lebensmitteln und Bildungsangeboten zu unterstützen.
Auch "Jugend Eine Welt" nimmt die Bundesregierung in die Pflicht, hebe sie doch in ihrem Programm die Transparenz und Rückverfolgbarkeit in den Lieferketten besonders hervor. "Wir sind überzeugt, dass es auch österreichischen Unternehmen ein Anliegen ist, skrupellose Geschäftspraktiken in ihren Lieferketten auszuschließen", so Heiserer. Ein Sozialverantwortungsgesetz nach dem Vorbild der Niederlande, Frankreichs oder Großbritanniens, wie es die SPÖ im Mai zum wiederholten Mal im Parlament eingebracht habe, würde beispielsweise Textilien, Kleidung und Schuhe aus missbräuchlicher Kinder- oder Zwangsarbeit vom österreichischen Markt verbannen.
Konsum hat Einfluss auf Produktion
Doch auch auf das Kaufverhalten des Einzelnen und auf den Handel komme es an. "Informieren Sie sich, in welchen Produkten besonders häufig Kinderarbeit steckt. Bekannt ist das für Schokolade, Textilien oder Handys. Aber auch Gold, Zucker, Kaffee, Tabak oder Haselnüsse sind beispielsweise verdächtig. Achten Sie bei solchen Produkten besonders gut auf die Herkunft und unterstützen Sie den fairen Handel, wo immer Sie können", so Heiserers Empfehlung. Auch etwa in der Teppichproduktion oder im Kakaoanbau werden häufig Kinder ausgebeutet, legen zwei auf der Aktionshomepage www.kinderarbeitstoppen.at abrufbare Kurzfilme nahe.
(Link zur Kampagne: www.kinderarbeitstoppen.at, sowie auf www.facebook.com/kinderarbeitstoppen und www.instagram.com/kinderarbeit_stoppen)
Quelle: kathpress