Nach Tod in Kinderwunschklinik: Kritik an fehlender Kontrolle
Mehr Transparenz und Informationen über Risiken von Kinderwunsch-Behandlungen, bessere Qualitätskontrolle sowie auch unabhängige Beratung für Frauen vor einer In-vitro-Fertilisation (IVF) und für potenzielle Eizellspenderinnen fordert die "Aktion Leben". Der jüngst bekannt gewordene Todesfall der Patientin einer Badener Kinderwunschklinik offenbare einen "unhaltbaren Zustand", den es dringend zu beenden gelte, betonte Martina Kronthaler, Generalsekretärin des überkonfessionellen Vereins, in einer Aussendung vom Dienstag.
Am Wochenende war bekanntgeworden, dass eine zwischen 30- und 40-jährige Patientin einer privaten Badener Kinderwunschklink nach einer Behandlung verstarb und zwei weitere Frauen schwer erkrankten und derzeit intensivmedizinisch betreut werden müssen. Der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt zufolge sind die genauen Todesumstände noch nicht geklärt. Ermittelt wird vor allem rund um Medikamente, die bei der Anästhesie verwendet wurden.
Bei der medizinisch unterstützten Fortpflanzung fehle in Österreich derzeit die Qualitätskontrolle, so ein Hauptkritikpunkt der Aktion Leben. Die Daten, welche die Leiter von IVF-Kliniken jährlich an Gesundheit Österreich melden müssen, umfassten nur ganz wenige Basisdaten wie Anzahl der betreuten Paare oder die Anzahl der Schwangerschaften und Geburten. Im Dunkeln bleibe dabei, welche Risiken und Komplikationen sich für Frauen und Kinder bei Hormonstimulation, Eizellentnahme und während der Schwangerschaft ergäben, sowie der Zustand der Kinder.
Studien: Sehr wohl erhöhtes Risiko
Außer erschütternden Einzelberichten würden somit selbst schwerwiegende Probleme nicht bekannt, verdeutlichte die Generalsekretärin. Die Folge: "Wir wissen weder, wie es den Kindern geht, noch werden die Probleme von Frauen in der Schwangerschaft dokumentiert." Da internationale Metastudien sehr wohl auf ein erhöhtes Risiko für Fehlbildungen und funktionelle Veränderungen nach IVF deuteten, wiege die fehlende Transparenz umso schwerer. Bei einigen Techniken wie etwa der Eizellspende seien zusätzliche Risiken für Frauen und Kinder in der Schwangerschaft und für die Spenderin selbst längst erwiesen.
Dringender Handlungsbedarf gibt es laut Aktion Leben auch im Bereich Information und Beratung. Letztere ist vom Fortpflanzungsmedizingesetz (FMedG) zwar vorgeschrieben, wird jedoch in der Regel von den behandelnden Kinderwunschinstituten selbst durchgeführt. Dies sei problematisch, kritisierte Kronthaler:
Da schon auf den Homepages wesentliche Informationen zum Beispiel über Risiken von Hormonstimulation, Narkosen oder Schwangerschaften mit fremden Eizellen fehlen, frage ich mich, ob es sich bei den angebotenen Beratungsgesprächen um echte Beratung oder um Verkaufsgespräche handelt.
Gesetzgeber säumig bei Kontrolle
Auch der Gesetzgeber sei säumig bei der Kontrolle, ob die Gesetze des FMedG eingehalten werden, erklärte Kronthaler. Immer wieder gäben Institute auf ihren Homepages und auf informellen Wegen Hinweise auf Kooperationen mit Kliniken, die im Ausland die in Österreich verbotene Leihmutterschaft durchführen. Höchst problematisch seien auch Hinweise, homosexuellen Paaren könne ihr Kinderwunsch erfüllt werden - was für männliche Paare Leihmutterschaft bedeute. "Wer kontrolliert und ahndet Übertretungen oder grenzwertige Informationen am Rande der Legalität?", hinterfragte die Aktion-Leben-Generalsekretärin.
Um die Umgehung österreichischer Gesetze zu beenden, die Gesundheit von Frauen wie auch Kinder zu schützen und eine Basis für Entscheidungen zu bekommen, sollten einerseits Ergebnisse von Kinderwunschbehandlungen verpflichtend dokumentiert werden, forderte die "Aktion Leben". Unabhängige Beratung, die auch über Nachteile informiere und Paare in ihrer Entscheidung non-direktiv begleite, sollte weiters verpflichtend vorgesehen werden. Selbiges bräuchten auch potenzielle Eizellspenderinnen, die schließlich alle Risiken von Hormonstimulation und Punktion tragen würden, ohne davon einen Nutzen zu haben.
Quelle: kathpress