Mit "Laudato si" zur Themenführerschaft bei Sorge um Schöpfung
Mit der Sozial- und Umweltenzyklika "Laudato si" hat die Kirche "in gewisser Weise die Themenführerschaft in diesem wichtigen Bereich übernommen". Das hat der Rektor der Philosophisch-Theologischen Hochschule St. Pölten, Josef Spindelböck, zu dem am 18. Juni 2015 erstveröffentlichten Lehrschreiben des Papstes erklärt. Die von Franziskus formulierte "Sorge für das gemeinsame Haus" - also für die Natur als Schöpfung Gottes, in der sich Menschen und andere Lebewesen entfalten - sei eine auch nach fünf Jahren "weiterhin aktuelle und richtungsweisende" Positionierung, die dem "ureigensten Selbstverständnis" der Kirche und in voller Übereinstimmung mit ihrer von Christus verliehenen Sendung erfolgte, wie der Moraltheologe und Ethiker in einer Stellungnahme gegenüber Kathpress festhielt.
Christen seien angehalten, schöpfungsgerecht zu handeln sowie "in möglichst umfassender und zugleich konkreter Weise auch nötige Reformen einzufordern und einzuleiten". Eine "ökologische Umkehr" sei gefordert angesichts der Tatsache, dass der Mensch in vielem ein gestörtes Verhältnis zur Schöpfung habe, wie der Theologe betonte.
Ein Missverständnis wäre es, eine ökologische Umkehr als Gegenbegriff zu einer Umkehr zu Gott zu verstehen: "Träfe dies zu, dann würde sich der Mensch der Natur an der Stelle Gottes zuwenden", was einer "Vergötzung" gleichkäme. Auch der Auftrag Gottes an den Menschen, sich die Erde "untertan" zu machen (vgl. Gen 1,28), darf nach den Worten Spindelböcks nicht im Sinne eines despotischen und willkürlichen Herrschens verstanden werden. Es gehe vielmehr um ein "Bebauen und Behüten" des guten Gartens (vgl. Gen 2,15), den Gott den Menschen im Paradies anvertraut habe. Zur Verantwortung für die Schöpfung als christlichem Grundauftrag gehöre auch, sich für das Leben des Menschen von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod und zugleich für das Wohlergehen und den Erhalt der nichtmenschlichen Geschöpfe einzusetzen.
Virus "jettet mit Menschen und Waren mit"
Einen Zusammenhang von "Laudato si" mit der aktuellen Corona-Krise stellte der Missionstheologe und Vizeprovinzial der Steyler Missionare, P. Franz Helm, im Interview des Kärntner "Sonntag" (5. Juni) her. Es mehrten sich die Stimmen, die sagen: Dadurch, dass man den Lebensraum von bestimmten Tieren nicht achtet und Grenzen überschreitet, könnten sich diese Krankheiten ausbreiten, wies Helm hin. Dadurch, dass mobil gewordene Menschen und Waren um den ganzen Globus jetten, "jettet auch so ein Virus mit". Soziale Verhaltenweisen hätten offenkundige ökologische Auswirkungen, sagte der Ordensmann.
Es gelte die Lebensräume von Tieren und Planzen, die sie zum Überleben benötigen, zu respektieren. "Da geschieht ja derzeit Ungeheuerliches", so P. Helm: "Im Raubbau an der Natur dringt der Mensch tief in Urwälder hinein und zerstört Bereiche, in denen Leben in einer Artenvielfalt noch möglich war." Covid-19 könne auch interpretiert werden als etwas, das geschehen ist, weil diese Grenzen nicht respektiert wurden. Es solle nicht alles Wirtschaften schlecht gemacht werden, "aber wir müssen hinfinden zu einer Ökonomie, die das Gemeinwohl im Blick hat und auch einen sozialen Ausgleich bewirkt", appellierte der Steyler Missionar.
Quelle: kathpress