Stiller Abschied von Philipp Harnoncourt
Das Begräbnis von Prof. Philipp Harnoncourt wird am Samstag, 6. Juni, im engsten Kreis der Familie in Grundlsee stattfinden. Auf Wunsch der Familie können nur geladene Gäste am Begräbnis teilnehmen, dafür wird dieses aber im Internet ab 11 Uhr live übertragen. Das öffentliche Requiem wird zu einem späteren Zeitpunkt im Grazer Dom nachgeholt, wie die Diözese Graz-Seckau am Freitag mitteilte. Ein Termin steht derzeit allerdings noch nicht fest. Auch in Wien wird es ein Requiem für Prof. Harnoncourt geben.
Der Begräbnisgottesdienst in Grundlsee - er findet im Garten des Hauses Meran statt - wird vom örtlichen Pfarrer Matthias Keil geleitet, der steirische Bischof Wilhelm Krautwaschl wird dem Gottesdienst ebenfalls vorstehen. Im Anschluss an den Gottesdienst wird Harnoncourt auf dem örtlichen Friedhof beigesetzt. Sowohl das Requiem als auch die Prozession zum Friedhof und die Beisetzung können unter www.katholische-kirche-steiermark.at/livestream mitverfolgt werden.
Der ehemalige Professor für Liturgiewissenschaft, Christliche Kunst und Hymnologie an der Universität Graz starb am 25. Mai im 90. Lebensjahr in Grundlsee im Kreise seiner Familien. Über seine theologischen Fachgebiete hinaus erwarb sich Harnoncourt hohes Ansehen durch seine Bemühungen um ökumenische Brückenschläge vor allem zur orthodoxen Kirche; lange Jahre engagierte er sich im Vorstand der ökumenischen Stiftung "Pro Oriente". Die Liste der wissenschaftlichen und geistlichen Publikationen des 1999 emeritierten Hochschullehrers umfasst weit über 500 Arbeiten.
Ururenkel von Erzherzog Johann
Geboren wurde der Ururenkel von Erzherzog Johann am 9. Februar 1931 als Philipp Graf de la Fontaine und d'Harnoncourt-Unverzagt in Berlin. Philipp und sein älterer Bruder Nikolaus - der später weltberühmte Dirigent - wuchsen gemeinsam mit der Liebe zur Musik auf, mit 17 entschied Philipp sich jedoch für die Priesterlaufbahn. Nach seinem Theologiestudium an der Karl-Franzens-Universität Graz und in München wurde Harnoncourt am 11. Juli 1954 zum Priester geweiht. Bischof Josef Schoiswohl machte ihn nach einigen Kaplansjahren zu seinem Sekretär.
1963 gründete Philipp Harnoncourt an der heutigen Kunstuniversität Graz die Abteilung Kirchenmusik, leitete sie neun Jahre lang und arbeitete am "Gotteslob" mit. 1972 wurde er Universitätsprofessor stand bis zu seiner Emeritierung 1999 dem Institut für Liturgiewissenschaft, Christliche Kunst und Hymnologie vor.
Anlässlich seines 80. Geburtstages stiftete Harnoncourt den auf die Trinität Bezug nehmenden Kunstpreis "1+1+1=1", der den Fokus auf die christliche Gottesvorstellung in Bildender Kunst, Literatur und Musik legte. Sein Interesse an Kunst und Kultur äußerte sich auch in dem österreichweit einzigartigen, von ihm entwickelten "steirischen Modell" der Evaluierung von Kirchenneu- und Umbauten. 2011 wurde auf seine Initiative die Wiederherstellung der Heilig-Geist-Kapelle in Bruck an der Mur in Angriff genommen, um das bereits 1794 profanierte Sakralgebäude als einzigartiges Denkmal einer neuen Nutzung zuzuführen.
Ökumenische Verdienste
1986 wurde Philipp Harnoncourt von Kardinal Franz König in den Vorstand der ökumenischen Stiftung "Pro Oriente" berufen, deren Grazer Sektion er gründete und viele Jahre hindurch leitete. In der ökumenischen Annäherung zwischen katholischer und orthodoxer Kirche zählt Harnoncourt zu den theologischen Vordenkern. 1997 wurde er in Sibiu/Hermannstadt (Rumänien) zum Ehrendoktor in orthodoxer Theologie ernannt.
Philipp Harnoncourt wurde vielfach ausgezeichnet. Er war päpstlicher Ehrenprälat und Domkapitular im Grazer Domkapitel, Träger des Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst I. Klasse der Republik Österreich und des Großen Goldenes Ehrenzeichen mit dem Stern des Landes Steiermark.
"Und jetzt nur kein Geschwätz"
Der Rektor des Österreichischen Hospizes in Jerusalem, Markus Bugnyar, hat dieser Tage in einem Schreiben über den Verstorbenen berichtet:
Als ein Mitbruder dieser Tage Philipp Harnoncourt die Sakramente spendete und dieser ein letztes Mal die Heilige Kommunion empfing, habe der Sterbende anschließend gesagt: 'Und jetzt bloß kein Geschwätz'.
Quelle: kathpress