Pfingsten: "Altes greift nicht mehr"
Die Corona-Pandemie und die damit einhergehenden gesellschaftlichen Veränderungen haben verdeutlicht, dass "Altes nicht mehr greift". Diese Einschätzung hat der Wiener Bischofsvikar des Vikariats Nord, Stephan Turnovszky, im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Kathpress geäußert. Die Kirche dürfe nicht einfach bei dem stehen bleiben, "was immer schon war", sondern Worte finden, die "die Menschen von heute verstehen können". Das heurige Pfingstfest stelle für die Kirche und ihre Vertreterinnen und Vertreter damit eine Chance dar, "die frohe Botschaft in einer Sprache zu sprechen, die Menschen auch verstehen".
Konkrete Nöte - wie die hohe Arbeitslosigkeit oder die Probleme der Landwirtschaft mit langen Trockenperioden - seien die Themen, an denen sich die Kirche ausrichten sollte, meinte Turnovszky. "Die Orientierung an der Lebenswirklichkeit der Menschen, aktive Nächstenliebe und Hilfe ist für Menschen greifbarer, als die Botschaft 'Jesus liebt dich'".
Die Kirche müsse erlebbar machen, "dass uns die Menschen wichtig sind, etwa durch kirchliche und pfarrliche Caritas. Da reicht es nicht, wenn man ein Pfingstlied singt." Nötig seien konkrete Handlungen und Zeichen, aber auch das Gebet. So helfe es Menschen, wenn "sie wissen, dass jemand wirklich an sie denkt und für sie betet".
Pfingsten angesichts der Corona-Krise
Die aktuelle Corona-Krise sei vor diesem Hintergrund auch als Chance für die Kirche zu verstehen, meinte dazu die Wiener Pastoraltheologin Regina Polak.
Der christliche und jüdische Glaube ist in und durch Krisen entstanden, nicht in staatlichen Universitäten.
Flucht, Zerstörung, Verfolgung und Exil hätten den Glauben des jüdischen Volkes und der Urchristen geprägt. "Das waren keine satten Wohlstandschristen, sondern Menschen die gelitten haben. Das kann auch in einer persönlichen Krise helfen". Die Krise sei daher "ein Normalfall des Christentums", was auch schöpferisch genutzt werden kann, etwa um die Verbindung mit Gott zu stärken, so die Wissenschaftlerin.
Das Pfingstfest sei speziell in diesem Jahr ein Zeichen der Hoffnung und Verbundenheit, meinte Polak. Das Fest des Heiligen Geistes zeige "Gottes zugewandte Seite". Die Herabkunft des Heiligen Geistes - Grund für das Pfingstfest - sei ein verbindendes Element und Grund zur Hoffnung, erläuterte Polak. Sie erinnerte dabei auch an das biblische Pfingsten als eine Art "internationales Fest", dass Menschen über sprachliche Grenzen hinweg miteinander verbunden hätte.
In Zeiten der Krisen, in denen soziale Bindungen - aktuell durch "social distancing" - unter Druck kommen - sei es wichtig daran zu erinnern, dass "wir über den Geist miteinander verbunden sind". Der Heilige Geist wirke auch dann, "wenn wir räumlich voneinander getrennt sind", etwa bei Hauskirchen oder Gebetsinitiativen. Ganz praktisch funktioniere das Prinzip aber auch in Form von Briefen oder Karten, die man Nachbarn vor die Tür legen könne.
Turnovszky auf marianischer Wallfahrt
Als Bischofsvikar ist Weihbischof Turnovszky auch für das Vikariat "Unter dem Manhartsberg" der Erzdiözese Wien verantwortlich, das Pfarren im Weinviertel und im Marchfeld umfasst. In einer Art marianischen Wallfahrt besucht Turnovszky seit Anfang Mai alle vierzehn Dekanate, um auch während der Corona-Restriktionen zu zeigen, "dass die Gläubigen nicht vergessen wurden". Am Pfingstsonntag feiert der Weihbischof im Zuge dessen in Maria-Roggendorf bei Hollabrunn und am Nachmittag eine Maiandacht im Freien in Michelberg.
Quelle: kathpress