Kirche in Österreich trauert um zwei herausragende Theologen
Österreichs katholische Kirche trauert um zwei innerhalb kurzer Zeit verstorbene "Großtheologen": Der langjährige Dogmatikprofessor und frühere Dekan der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Salzburg, Gottfried Bachl, verstarb am 23. Mai im Alter von 88 Jahren, in der Nacht auf 26. Mai verschied der emeritierte Professor für Liturgiewissenschaft, Christliche Kunst und Hymnologie an der Universität Graz, Philipp Harnoncourt. Bischöfe, Wegbeleiter aus der Theologie und im kirchlichen Leben äußerten Betroffenheit und würdigten die Verdienste der Verstorbenen.
Der aus Linz stammende Gottfried Bachl war nach Priesterweihe und Theologiestudium ab 1966 zunächst Lehrbeauftragter, dann Professor für Dogmatik und Ökumenische Theologie an der damaligen Katholisch-Theologischen Hochschule in Linz. Von 1983 bis zu seiner Emeritierung 1998 hatte er den Lehrstuhl für Dogmatik in Salzburg inne. Zwischen 1991 und 1995 stand Bachl der Fakultät zudem als Dekan vor.
Bischof Manfred Scheuer verwies in einem Nachruf auf das theologische Lebenswerk des Verstorbenen und dessen "Arbeit an der Sprache und Wirken in der Diözese Linz als theologischer Lehrer, in der Fort- und Weiterbildung, als Prediger und Priester". Gleichzeitig habe Bachl etwa eine "Verweigerung des theologischen Denkens im Namen der Frömmigkeit" kritisiert, erinnerte Scheuer an so manche "Bruchlinien, die es zwischen Gottfried Bachl und der konkreten Kirche auch gab".
Laut dem Rektor der Katholischen Privat-Universität Linz, Franz Gruber, war jede von Bachls Vorlesungen ein Ereignis - durch dessen "geniale Fähigkeit, theologische Inhalte auf ihren springenden Punkt zu bringen, seine einzigartige virtuose Sprachbeherrschung, seinen unerschöpflichen Kenntnisreichtum der Weltliteratur, aber auch seine bisweilen schonungslos präzise Kritik gegenüber einer Gesellschaft und einer Kirche, die die Würde des Individuums verletzen".
Krautwaschl und Kapellari ehren Harnoncourt
Der renommierte Grazer Theologe und katholische Priester Philipp Harnoncourt wurde als Spross einer alten Adelsfamilie und Ururenkel von Erzherzog Johann 1931 in Berlin geboren. Wie sein älterer Bruder Nikolaus - der später weltberühmte Dirigent - wuchs Philipp mit der Liebe zur Musik auf, der er auch als Priester treu blieb. Nach seinem Theologiestudium in Graz und in München wurde Harnoncourt Sekretär von Bischof Josef Schoiswohl, 1963 gründete er an der heutigen Kunstuniversität Graz die Abteilung Kirchenmusik, leitete sie neun Jahre lang und arbeitete am "Gotteslob" mit. 1972 wurde er Universitätsprofessor stand bis zu seiner Emeritierung 1999 dem Institut für Liturgiewissenschaft, Christliche Kunst und Hymnologie vor.
Neben diesen theologischen Fachgebieten erwarb sich Harnoncourt hohes Ansehen durch seine Bemühungen um ökumenische Brückenschläge vor allem zur orthodoxen Kirche; lange Jahre engagierte er sich im Vorstand der ökumenischen Stiftung "Pro Oriente".
Bischof Wilhelm Krautwaschl würdigte den Verstorbenen für dessen "Lebens- und Glaubenszeugnis" und erklärte, seinem ehemaligen Lehrer für Liturgie viel zu verdanken. "Philipp Harnoncourt war als Mensch und Christ, als Priester, ungemein engagierter Seelsorger und hochangesehener Wissenschaftler ein Mann von allseits herausragendem Format", hielt der emeritierte Bischof Egon Kapellari fest. Als einen der theologischen Vordenker der ökumenischen Annäherung zwischen katholischer und orthodoxer Kirche hält die Stiftung "Pro Oriente" Harnoncourt in Erinnerung.
Quelle: kathpress