Schönborn: Bischof Weber war ein Glück für die Kirche in Österreich
Kirche und Staat in Österreich mit Kardinal Christoph Schönborn und Bundespräsident Alexander Van der Bellen an der Spitze trauern um den früheren Grazer Diözesanbischof Johann Weber. "Es war ein Glück für die Kirche in Österreich, dass Bischof Weber ab 1995 an ihrer Spitze stand." Mit diesen Worten über seinen Vorgänger im Amt als Vorsitzender der Bischofskonferenz würdigte Kardinal Schönborn den am Samstag verstorbenen steirischen Langzeitbischof.
"Bischof Weber hat in der schweren Zeit nach der Causa Groer und dem 'Kirchenvolks-Begehren' die Kirche sehr gut geleitet", hielt Schönborn im Interview mit Kathpress fest. In den kirchlich schwierigen 90er-Jahren habe sich Weber immer als "ein weiser, kluger, ausgleichender und zugleich engagierter und mutiger Bischof bewiesen". Sein ganzes Geschick habe Bischof Weber dann im Rahmen des von ihm initiierten "Dialogs für Österreich" beweisen können und bei der damit verbundenen Delegiertenversammlung 1998 in Salzburg, "die er ausgezeichnet moderiert hat", so der Kardinal.
Erste persönliche Erfahrungen mit dem damaligen steirischen Bischof konnte Schönborn von 1973 bis 1975 sammeln, wo er als Studentenkaplan neben dem damaligen Studentenpfarrer Egon Kapellari in Graz gewirkt hatte. "Ich habe ihn schon damals als einen sehr menschennahen und beliebten Bischof erlebt". Bereits die Ernennung von Weber zum Bischof habe viel Zustimmung und Freude unter den sterischen Katholiken ausgelöst, erinnerte Schönborn. Zuvor hatte sich Weber als Pfarrer von St. Andrä, in einem der "schwierigsten Viertel in Graz", bewährt und es dort "sehr gut gemacht".
Bischof Weber habe seine "pastorale Erfahrung, kerngesunde Frömmigkeit und Bodenständigkeit" besonders ausgezeichnet, so Schönborn weiter. "Ich war immer beeindruckt von der pastoralen Kreativität der steirischen Kirche mit ihrer gesunden Frömmigkeit und Verwurzelung im Volk, für die Bischof Weber stand". Auf Twitter schrieb der Kardinal: "Ich denke dankbar an diesen guten Hirten, den ersten Bischof, den ich persönlich näher kennenlernte! Er wurde mir ein großes Vorbild. Herr, gib ihm die ewige Ruhe!"
Bundespräsident: Kirche verliert geschätzten Oberhirten
Bundespräsident Van der Bellen hat die Bedeutung Webers für die Kirche in ganz Österreich gewürdigt: "Mit dem Tod des Altbischofs der Diözese Graz-Seckau, Johann Weber, verliert die Katholische Kirche in der Steiermark einen weit über die Diözesangrenze hinaus geschätzten Oberhirten. Seine Volksnähe und Bescheidenheit werden vielen Menschen, die dem Bischof begegnet sind, in Erinnerung bleiben. Höhepunkt seiner Amtszeit war zweifellos der Besuch von Papst Johannes Paul II. im steirischen Wallfahrtsort Maria Zell im Jahr 1983 sowie die Übernahme des Vorsitzes in der österreichischen Bischofskonferenz", hielt der Bundespräsident in einer Aussendung fest.
Lackner: Haben begeisterten Glaubenszeugen verloren
Betroffen reagierte der Salzburger Erzbischof Franz Lackner auf die Nachricht des Heimgangs von Bischof Weber: "Tief bewegt habe ich heute frühmorgens vom Tod Bischof Webers erfahren. Große Dankbarkeit stillt die Trauer. Ein gutes Stück Kirchen- wie Glaubensgeschichte hat in Bischof Johannes Weber einen ehrlichen wie begeisterten Zeugen verloren", so der für die Steiermark zuständige Salzburger Metropolit, der weiter sagte: "Sein Glaube war geprägt von Hoffnung und Menschenfreundlichkeit. Die Sorge um den Menschen begleitete ihn bis in die letzten Stunden seines Lebens. Nun ist er, wie er gestern einigen Weggefährten angekündigt hatte, heimgegangen. Lieber Bischof Johann, ein herzliches Vergelt´s Gott!"
Schwarz: Weber stand für Kirche des Aufbruchs
"Bischof Johann Weber erlebte ich schon 1970 - als ich Seminarist war - als begeisterten und begeisternden Seelsorger mit einer großen Leidenschaft für eine Kirche des Aufbruchs und der Offenheit für den Menschen von heute." Das betonte der St. Pöltner Bischof Alois Schwarz am Samstag nach Bekanntwerden des Heimgangs des früheren Grazer Diözesanbischofs gegenüber Kathpress.
"In tiefer Trauer um einen väterlichen Freund denke ich an seine geistlichen und pastoral so klug überlegten Worte. Wir haben mit ihm den Dialog für Österreich in der Pastoralkommission vorbereitet und durchgeführt. Er war Mitkonsekrator bei meiner Bischofsweihe und hat in meiner Zeit als Bischof in Kärnten viele Jahre hindurch seinen Urlaub im Haus des Bistums auf der Flattnitz verbracht", so Schwarz, der schloss: "In Dankbarkeit bete ich für ihn."
Glettler: "Faszinierender Zeuge der Frohen Botschaft"
In sehr persönlichen Worten hat Bischof Hermann Glettler den verstorbenen früheren Grazer Bischof gewürdigt, der für ihn ein "besonderer Wegbegleiter" war: "Johann Weber war für mich die prägende Gestalt eines Bischofs. Mit einem beeindruckenden Vertrauen hat er seine Berufung gelebt. Schon als Kind hat mich das Bild des gütigen und fröhlichen Bischofs fasziniert. 1991 wurde ich von ihm zum Priester geweiht", sagte der aus der Steiermark stammende Diözesanbischof von Innsbruck.
Als Glettler 1999 die Grazer Pfarre St. Andrä übernahm, wo Weber von 1962 bis 1969 als Pfarrer gewirkt hatte, haben man noch die "nachhaltigen Spuren der pastoralen Leidenschaft" Webers sehen können: "Regelmäßige Hausbesuche als nachgehende Seelsorge, selbstverständliche Übertragung von Verantwortung an Laien, Erneuerung der Liturgie und Mut zu Experimenten sind nur ein paar Stichworte", so Glettler über Weber, der dessen ökumenische Aufgeschlossenheit würdigte. Webers Anliegen, unter den Priestern eine verlässliche, ungekünstelten Brüderlichkeit zu stärken, habe ihn als Bischof bewogen, die mittlerweile schon legendären "Steirischen Pfarrerwochen" ins Leben zu rufen, führte Glettler weiter aus.
Bischof Weber habe seine erste soziale Aufmerksamkeit immer auf das alltägliche Leben der einfachen Leute ausgerichtet. In der "Haltung einer berührenden menschlichen Nähe, die um die realen Sorgen Bescheid weiß", habe es Weber verstanden, die Frohe Botschaft von Jesus ins Heute zu übersetzen, sensibel, weitsichtig und kreativ in der Sprache. Glettler: "Richtungsweisend im Sinne einer sozial engagierten und für die Gegenwartsfragen offenen Kirche rief er beim steirischen Katholikentag 1981 das 'Jahrzehnt des Evangeliums' aus. Es war nur eine seiner zahlreichen missionarischen Initiativen, die Kirche und Gesellschaft belebt haben."
Zudem habe es Bischof Weber über seine innerkirchliche Verantwortung hinaus verstanden, unaufgeregt und äußerst sensibel im öffentlichen Leben des Landes präsent zu sein, so Glettler, der über Weber sagte: "Seine Wortmeldungen waren meist geprägt von tiefer Menschenkenntnis, wissend um die widersprüchlichen Positionen immer einem größeren Miteinander verpflichtet und nie verletzend. Ich danke Gott für diesen wunderbaren Menschen, Priester und Bischof, dem ich auch persönlich viel an Glaubenszeugnis und Ermutigung verdanke."
Marketz: Weber war Brückenbauer
"Bischof Weber hat als Bischof, Theologe und Mensch die Kirche und Gesellschaft in Österreich jahrzehntelang mitgeprägt und Maßstäbe gesetzt, die uns auch heute noch als Vorbild dienen können." Das sagte der Kärntner Bischof Josef Marketz über den verstorbenen früheren Bischof von Graz-Seckau. Im Grunde seines Wesens sei Weber aber Pfarrer geblieben und habe der Pfarrpastoral höchste Bedeutung zugemessen. Das bischöfliche Wirken von Bischof Weber sei geprägt gewesen von "Einfühlungsvermögen, Menschenfreundlichkeit, Klugheit und Verantwortung". Auf diese Weise habe Bischof Weber die Botschaft des Evangeliums vorgelebt "und sie so in unserer Gesellschaft spürbar und erkennbar gemacht".
Bischof Weber sei vom II. Vatikanischen Konzil geprägt und ein "Mann des Dialogs" über konfessions- und kirchliche "Lager"-Grenzen hinweg gewesen. Sein weiter Horizont des Katholischen habe es ihm ermöglicht, auch innerkirchliche Gegensätze zu überwinden und Brückenbauer zu sein. "Bischof Weber war ein Bischof der Herzen, ein Leutebischof", so Bischof Marketz.
Auch Evangelische Kirche trauert
Die Nachricht vom Ableben von Altbischof Johann Weber bewegt auch die Evangelische Kirche. Der steirische Superintendent Wolfgang Rehner und Superintendentialkurator Michael Axmann zeigten sich in einer gemeinsamen Aussendung tief betroffen. "Als Bruder in Christus war der nun Heimgegangene den Superintendenten unserer Kirche in seiner zugewandten Art brüderlich nahe; in seinem theologischen Denken und kirchenleitenden Handeln ein Wegbegleiter unserer Kirche, der Geschwisterlichkeit glaubhaft gelebt hat. Dankbar für sein Wirken und in der Zuversicht des Lebens in Gottes Licht sprechen wir unserer Schwesterkirche unser Beileid aus", hielt Superintendent Rehner fest.
Axmann bezeichnet Bischof Weber als "großen Mann der Ökumene". Und weiter: "Ich verneige mich vor einem mutigen Vorreiter. Er hat mit seiner Offenheit und Dialogbereitschaft entscheidend beigetragen, die Basis für das vorbildliche ökumenische Klima in der Steiermark zu legen".
Quelle: kathpress