Scheuer drängt auf Aufnahme von Flüchtlingen in Österreich
Bischof Manfred Scheuer hat erneut zur Aufnahme und Versorgung eines "fairen Kontingents an Flüchtlingen und Vertriebenen auch in Österreich" aufgerufen. Dies in absehbarer Zeit zu tun, wäre "als Ausdruck gelebter Solidarität im Sinne erneuerter Normalität dringend notwendig", betonte der Linzer Oberhirte zu Christi Himmelfahrt. Scheuer äußerte sich im Linzer Mariendom bei einer Feierstunde im Zeichen des oberösterreichischen Seligen Franz Jägerstätter (1907-1943), dessen kirchlicher Gedenktag der 21. Mai ist.
Auf Menschen, die wegen Krieg, Verfolgung oder Aussichtslosigkeit geflüchtet und schutzlos auf Hilfe anderer angewiesen sind, dürfe trotz aller Bemühungen in der Corona-Pandemie nicht vergessen werden, mahnte der Bischof. "Daher muss den Geflüchteten in den Konfliktzonen des Nahen Ostens vor Ort weitergeholfen werden. Hilfe brauchen aber auch die Menschen in den Flüchtlingslagern in Griechenland." Es bestehe hier "unmittelbarer Handlungs- und Entscheidungsbedarf", wiederholte Scheuer seine bereits am Gründonnerstag erhobene Forderung.
Der Blick auf die Schuld an den Opfern und an das Leiden anderer Menschen sei etwas, das Franz Jägerstätter - damals in Zusammenhang mit der Beurteilung der NS-Zeit - geprägt habe. Auch die Kirche sei zur Wahrnehmung fremden Leid und zum Hinsehen auf Verwundbarkeit angehalten. Wunde Stellen gebe es heute unzählige, sagte Scheuer, beispielsweise "wenn tausende Flüchtlinge aus Afrika auf dem Meer sterben oder nach lebensgefährlichen Überfahrten stranden, in Syrien oder Libyen; wenn Menschen, Frauen und Kinder gehandelt werden, hier bei uns".
Die Feier von Christi Himmelfahrt erinnere an den Himmel, der "das genaue Gegenteil von Gleichgültigkeit und Resignation gegenüber Gewalt und Ungerechtigkeit" sei, so der Linzer Bischof. Für den NS-Märtyrer Jägerstätter habe die Hoffnung auf Frieden und auf die Gemeinschaft mit Gott die Kraft gegeben, "sich nicht abzufinden mit den Unrechtsverhältnissen" und sich von der "gott- und menschenverachtenden Barbarei" der NS-Zeit loszusagen.
"Franz Jägerstätter kann uns am Fest Christi Himmelfahrt helfen, dass wir heute nicht einen falschen Himmel suchen", so Scheuers Schlussfolgerung. Der Glaube an den Himmel sei für den NS-Wehrdienstverweigerer ein "Frühwarnsystem gegenüber Gefahren" und eine "Stärkung des Immunsystems gegenüber tödlichen Viren" gewesen, denn:
Er wollte den Frieden nicht auf das Jenseits verschieben, nicht Menschenwürde und Menschenrecht einem Gespensterreich überlassen, nicht die Liebe auf einen utopischen Zeitpunkt verlagern.
Der Innviertler Bauer und Mesner Jägerstätter hatte aus christlicher Überzeugung die Teilnahme am Zweiten Weltkrieg verweigert. Nach einem Todesurteil durch die NS-Justiz wurde er am 9. August 1943 wegen "Wehrkraftzersetzung" im Zuchthaus Brandenburg an der Havel mit dem Fallbeil hingerichtet. Die Feier am Christi Himmelfahrtstag zum Gedenken an den 2007 Seliggsprochenenen wurde vom Fernsehsender LT1 und auf der Homepage der Diözese Linz live übertragen.
Quelle: kathpress